Zuschauer: 21.484 (ca. 1.500 Herthafans)
Haha, habt Ihr die Überschrift im Spielbericht von herthabsc.de gelesen? „Pokalsensation in Bielefeld!“ Wie gut, dass ich vor dem Verfassen meines Berichtes für die Zuschauerzahl mal draufgeklickt habe, sonst hätte ich die Überschrift wohlmöglich selbst formuliert. Nun lasse ich die Überschrift und das Rumgeschnickse einfach weg. Wie singt das Jeans Team? „Scheiß drauf.“
Erst einmal ein herzliches Beileid an alle, die unsere Hertha am Montagabend nicht in Bielefeld (wegen der beschissenen Anstoßzeit vom kotzdämlichen DFB) unterstützen konnten. Ihr habt etwas verpasst! Was? Ein erfolgreiches Pokalspiel von und mit Hertha BSC. „Fast souverän“ rief ich nach dem Abpfiff den gewittrigen Nachtwolken in Ostwestfalen entgegen und wiederholte das noch gegenüber ca. 25 Hardcore Fans der Alten Dame.
Wie war das Spiel? Unabhängig vom Ergebnis, war es besser als die peinliche Gurkennummer im Herbst 2014. Und damit hätte wohl kaum ein Hertha-Fan gerechnet. Bei der Auslosung schien der Dreiklang doch klar zu sein: Bielefeld – Montagabend – Pokalaus. Umso schöner ist es natürlich nun, dass es endlich mal wieder gelappt hat.
Hinten stand die Mannschaft stabil, nach vorn ging insgesamt zu wenig. Positiv aufgefallen ist unsere neue Nummer 6, Vladimir Darida, nicht nur wegen seines erlösenden Treffers zum 0:2 zwei Minuten vor dem Ende. Marn sagt, dass Eisencarl den Darida für nen defensiven Durchschnittskicker hält. Jedenfalls heute hat er ganz gut die Bälle nach vorne verteilt. Das fehlte in letzter Zeit doch besonders. Das 1:0 schoss im übrigen Salomon Kalou in der 73. Minute. Es war also ne ganze Weile noch ziemlich offen, ob die Nummer hier heute gut gehen würde. Marn sagte im Übrigen bereits am frühen Morgen voraus, dass bei Kalou heute er Knoten platzt. Felix sagt, dass der Schulz nur eines kann: Die Linie entlang rennen. Harter Tobak! Nach der Vorbereitung zum 1:0 sah ich ihn eindringlich an, was Tête locker beantwortete: Schulz sei halt schlecht im Abschluss, daher das Abspiel auf Kalou. Soviele Einzelmeinungen zu unserer Elf habe ich schon lange nicht mehr niedergeschrieben. Ich denke jetzt reicht es auch, denn über Sandro Wagner müssen wir uns ja nicht mehr unterhalten.
Gab es sonst noch besondere Vorkommnisse? Wir parkten auf locker bei einem Restaurant-Biergarten-Café ganz in der Nähe des Gästeblockes und latschten durch die Kleingärten in Richtung Stadioneingang, als uns ein fieser Typ entgegen kam. In meiner Erinnerung war er 2m groß, ohne Haare, hatte Muskeln an jedem Zentimeter seines Körpers, genauso Tattoos (mit der Ausnahme seiner Augen, d.h. nicht seines Gesichtes). Auf seinem schwarzen Muskelshirt stand in großen weißen Lettern „Fuck Isis“. Während wir noch überlegten, warum er vom Stadion weglief (wurde ihm der Zutritt wegen des falschen Trikots verwehrt? Hatte er seine Ordnerweste im Auto liegen lassen?), erklärte Tête, dass er von dem gern mal so richtig eine aufs Maul bekommen würde. Na klar, wir haben eben alle so unsere Träume. Ich zum Beispiel war froh, dass der Typ in die andere Richtung lief. Andere wollen Geld, Haus, Baum, Boot – und manche eben mal richtig eine gebrettert bekommen. Das ist gar nicht so selten. Erinnert Euch nur an Powder Anno Drölfzig in Moabit. Zurück zu Tête. Unser Weddinger Kumpel hat sogar noch mehr Sehnsüchte. Achtung: Er würde gern mal Andi Held die Backe abschlabbern. Was nach 2-3 gut gekühlten Bieren bei 35°C in der Sonne so alles ans Tageslicht kommt. Nun gut, wir wollen hoffen, dass er sich dabei nicht mault. Ihr wisst jetzt nicht was das heißt? Tja, Pech gehabt. Das war auch eine Wendung im OHV-Slang, die ich erst heute gelernt habe. Im mittleren bis südlichen Brandenburg kenne ich mich sprachlich ganz gut aus, der Norden bleibt mir fremd. Ich sollte vielleicht mal nen„Fuffmann“ in einen Sprachkurs investieren.
Ich war beeindruckt von der Anzahl der ca. 1.500 Berliner am Montagabend. Zumindest solange, bis mir Marn steckte, dass ja noch Sommerferien sind. Das erklärt auch die wilden Jugendlichen an jeder Ecke und die wenigen Grauköpfe. Die Stimmung war insgesamt okay – hüben wie drüben. Auch wenn ich Bielefeld nicht besonders mag, macht das hier alles einen ganz guten Fußballeindruck. Bessere Stimmung jedenfalls als bei manch einem Bundesligisten. Erwähnenswert sind noch die Spruchbänder auf beiden Seiten zum ProFans-Aktionsspieltag: „Für fangerechte Anstoßzeiten – auch im DFB-Pokal.“ Sehr richtig! Es wird Zeit, dass auch mal der DFB beim Thema Anstoßzeiten sein Fett wegkriegt.
Die Rückfahrt verlief ruhig mit einigen alten Gruppa-Auswärtsmix-CDs. (Bochum-KSC 2008) Es war einfach keine Zeit für Neues. Sorry. Im bekannten Sendebereich wurde auf 91.4. umgeschaltet – was ich nur knapp 4 Minuten aushalten konnte. Dann war das Radio erstmal aus. Das muss auch mal sein!
Fazit: Ein lebendes Denkmal der Berliner Ultraszene tippt auf Unterhaching an einem Dienstag. Wenn das in der nächsten Runde wirklich so kommt, müssen alle fahren. Solche Schrottfahrten sind doch die geilsten!
P.S.: Ich frage mich immer noch welche politische Einstellung der Typ im viel Haut hervorblitzenlassenden Unterhemd mit langem Bart und Ohrring hatte, der in seinem kunterbuntbemalten Kasten mutterseelenallein auf der Autobahn umherschipperte und mit Fingermalfarben „No Homo ihr Nutten“ auf seine hintere Stoßstange geschrieben hatte. Und überhaupt, war das das Nuttenauto von dem Funny singt?
kbk*15