Borussia Dortmund – Hertha BSC 2:0

Zuschauer: 80.860 (ausverkauft)

Auswärtsauftakt in der Bundesliga und die Gruppa Süd im kollektiven Sommerschlaf. Eine Woche vor Anpfiff in Dortmund sah es noch so aus, als würden wir zu zweit im PKW anreisen und drei Tage später hätten wir fast noch einen Bus anmieten können. Ein paar Buchungen, Stornierungen und stornierte Buchungen später waren es dann immerhin zwei Autos (keines davon gemietet), mit denen wir Richtung Pott preschten.

Wobei unser Auto etwas übers Ziel hinausschoss und, haarsträubende Abfahrtszeiten in Kauf nehmend, direkt bis nach Krefeld durchbretterte, um dem Regionalliga-Classico KFC Uerdingen gegen die SG Wattenscheid 09 beizuwohnen (letzteren Vereinsnamen muss man übrigens immer singend, mit dem Sound eines betrunkenen Lackeit, aussprechen).

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Auf dem Weg dorthin durfte ich als (mehr oder weniger) stiller Zuhörer den Reiseplanungen für Bilbao, Lwiw und Östersund lauschen. Gerade bei letztgenanntem Los kullert mir immer noch eine dicke Träne die Wange runter. Musik kam von Robin, der nach eigenen Angaben so halb durchgemacht hatte und auch noch so halb besoffen war. Ungefähr so halb war dann auch die Musik und das was er sagte. Und das meine ich irgendwie positiv (immerhin). Moe, saß wie immer sehr fokussiert im Wagen und meldete sich nur dann zu Wort, wenn er ausdrücklich dazu aufgefordert wurde. Auf der Rückfahrt wollte er uns dann weiß machen, dass er von unserem Uerdingen-Unterfangen erst etwas erfahren hatte, als wir auf der Autobahn an Dortmund vorbeirauschten, und deshalb so schweigsam war.

In Uerdingen angekommen, ging es erstmal direkt an den Rhein runter – Industriepanorama angucken. Und das fand ich schon irgendwie ganz beeindruckend. Überall Schornsteine und der ein oder andere Lastenkahn. Entsprechend auch das Wetter – grau. Ein kurzer Bummel durch die Uerdinger Fußgängerzone, bei der wir, wohl nicht ganz unbegründet, Schwierigkeiten hatten, eine Postkarte von Uerdingen aufzutreiben. Und dann vermengten wir auch noch Krefeld und Uerdingen (geht gar nicht – da gibt es Hass), weshalb wir die Innenstadt flotten Schrittes Richtung Grotenburg-Stadion verlassen mussten. Wie jetzt die Ultras Krefeld zur Fede zwischen der kreisfreien Stadt Krefeld und dem Stadtteil Uerdingen stehen – ich weiß es nicht.

Jetzt also zum Ground. Die Grotenburg-Kampfbahn, mittlerweile Stadion. Ein richtiges Brett. Schon an der Tankstelle vor dem Parkplatz lungerten ein paar interessante Ruhrpott-Figuren. Ich schätzte, leicht euphorisiert, direkt auf 6.000 Zuschauer. Am Ende kamen knapp 2.500 – und das wirkte bei einem Fassungsvermögen von über 30.000 natürlich herrlich verloren. Immerhin die Haupttribüne war gut gefüllt und wir machten es uns bei einigermaßen ungenießbaren Pommes, Currywurst und Altbier bequem. Interessant übrigens auch der Ruhrpott-Adel, der sich hinter der Haupttribüne in einem weißen Partyzelt bei Weißwein und Schinkenhäppchen einstimmte. Eher so Camp-David-Style.

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Aus Wattenscheid versammelten sich vielleicht 70 Leute hinter der wunderschönen Wattenscheid-Fahne auf der Gegentribüne und brüllten uns ab und an auch ein paar nette Dinger rüber.

Das Spiel war dünne, die Atmosphäre gut, die Typen um uns herum, positiv formuliert, Unikate. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Am Ende gewann der KFC verdient mit 2:1 und insbesondere die Schlussphase entschädigte doch für den eher trostlosen ersten Teil. Auf der Trainerbank des KFC sitzt seit dieser Saison übrigens Michael Wiesinger. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Mit dem Abpfiff schlüpften wir zurück ins Auto und ohne den erwarteten Anreise-Stau in Dortmund standen wir auch schon am E2-Parkplatz und drei Sekunden später im 61er Gästeblock bei unserer formschönen Hertha-Family.

Vor dem Spiel das übliche Geplänkel: Kult-Stadionsprecher Nobby Dickel feierte irgendein Jubiläum, machte vor der Süd die Welle und ihm zu Ehren wurden aus den Lautsprecherboxen noch ein paar Dezibel mehr rausgekitzelt. GÄNSEHAUT!!1!. Und auch wenn jeder von uns schon X-Mal in Dortmund war, muss ich noch zwei Dinge festhalten:
1) Wann verschwinden diese hässlichen Fanclub-Eumel mit ihren noch hässlicheren bedruckten Fanclub-Fahnen endlich aus dem Innenraum? Ihr seid nur hängengebliebene Einlaufkids mit Hang zur Grobmotorik.
2) Wann wird Dortmund endlich wieder erfolglos? Diese ganzen gutgelaunten Siegertypen, die sich bräsig auf die Haupttribüne setzen und „ihrem“ BVB beim Siegen zugucken, nerven hart. Börsen- oder Ligaabsturz, bitte kommen, bitte kommen.

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Im Gästeblock sortierten wir uns links ein, nahmen die Choreo-Fähnchen in die Hände und wedelten brav im Takt. Der Gästeblock eigentlich ganz gut aufgelegt, aber mehr als 3000 Herthaner verirren sich auch zu einem Saisonauftakt nicht nach Dortmund. Sad! Ein kleines bisschen nervig nur die Schwenke-Katze der HBSC-Crew vor uns, die sich offenbar ein Beispiel an den Fanclub-Eumeln des BVB genommen hatte und die 90 Minuten konsequent durchschwenkte.

Borussia Dortmund - Hertha BSC 025

So langsam können wir den Satz „In Dortmund sahen wir immer gut aus“ aber auch abheften. Die gutgelaunten Siegertypen auf der Haupttribüne hatten nämlich auch heute wieder Grund, sich für zwei kurze Jubler aus ihren Sitzschalen zu quälen und geil abzuliefern. Hertha hatte vor allem in Halbzeit eins keine Chance, erst als Kalou und Ibisevic Anfang der zweiten Hälfte in die Kabine geschickt wurden, kamen ein paar gute Chancen zustande. Rekik aus meiner Sicht mit ner starken Leistung – deutlich besser als ein verletzter J.A. Brooks („Jeder weiß, dass Hertha mein Verein, Berlin mein Zuhause ist. Ich bin glücklich, dass ich in meiner Heimatstadt weiter ein Teil der tollen, spannenden Entwicklung unserer Mannschaft und von Hertha BSC sein kann. Gemeinsam haben wir, nicht nur in dieser Saison, noch einiges vor.“ – J.A.B. im Januar 2016).

Die Südtribüne machte ihre Sache ganz ordentlich, vor allem der zentrale Block um The Unity und Desperados war zeitweise ganz gut am rotieren (Oh Gott, interessiert sich eigentlich überhaupt noch jemand für so Stimmungsbewertungsfloskeln?).

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Nagut, die Null Punkte hatten wir schnell eingetütet, den E2 schon wieder ohne größeren Stau verlassen und da erschien sie vor uns, die nachtschwarze A2. Hier war schon eine dicke Fernfahrerbrille nötig, um die kleinen Gruppa-Babys sicher nach Hause zu bringen. Immerhin war der Regierende nach ein paar ordentlichen Futschi-Mischen auf der Hinfahrt noch im Dienst und so machten wir ein paar Atemübungen bei klassischer Musik und unterhielten uns wie echte Männer über Gehalt, Männerurlaube an der Adria und das Hertha-Präsidium. In der Reihenfolge. Ohne Überleitung.

In diesem Sinne,
You’ll never walk alone
Fritze

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