Zuschauer: 49.118
Ei der Daus. Wahlkampf in der BRD. Da mischt die Gruppa natürlich munter mit und stellt fest: Ein Glück, dass die parteipolitischen Farben nicht mit den Vereinsfarben kongruent sind. Das wär doch die Höhe. Da hätten wir beim letzten Auswärtsspiel gegen (ausgerechnet) die FDP verloren, die Bayern wären natürlich die Linken (do legst di nieda) und wir würden uns heute mit den zotteligen Grünen messen. Au Backe und wir? Wir wären natürlich die AFD in Blau. Hätten die Grottenolme sich nicht eine andere Farbe aussuchen können? Braun zum Beispiel? Die Diskussion hatten wir ja schon im letzten Jahr bei der Senatswahl. Aber das AFD-Blau ist natürlich nicht das Hertha-Blau und mindestens so tabu wie Königsblau. Soweit sollte die Farbenlehre bekannt sein. Der NPD scheint währenddessen das Geld auszugehen. Im Stadionumfeld habe ich jedenfalls heute keine Wahlplakate mit Fanthemen hängen sehen. Habe aber auch keinen kompletten Rundgang um das Stadion gemacht. Das Spähen überlasse ich den jungen Leuten. Aber Ihr merkt, der Wahlkampf wurde in den Gesprächen intensiv diskutiert. Der Vergleich der Wahlomat-Ergebnisse erinnerte schon fast an die EL-Auslosung. Bei mir landet die FDP übrigens noch hinter der AFD. Soviel dazu. Hab ich zu wenig Gespür für die Digitalisierung?
Lassen wir das und kommen an dieser Stelle lieber zum Wetter. Das spielt in meinen Berichten ja immer eine Rolle. Heute gab es zwischen ein paar Wolken viel spätsommerlichen Sonnenschein. Temperaturen über 20°C. Also hoch mit dem Doppelhalter und den Schatten genießen. Während ich noch hörte, dass die heutige Diskussionsrunde zum Thema DFB vor der Stadionöffnung von ca. 400 interessierten Herthafans besucht wurde (gut!), kam plötzlich ein besonderer Gast. Das langjährige Gruppa-Ehrenmitglied Smula mit Sohnemann Finn. Jener war top motiviert und passte somit gut in unsere tifoorientierte Gruppe. Lautstark skandierte er und schwenkte die Herthafahne wie ein Großer. Wenn er später mal ultra Megaschwenker schwenkt soll mir keiner sagen, ich hätte es nicht vorher prophezeit. Als ich Finn nach seinem Lieblingsspieler bei Hertha fragte, antwortete er übrigens selbstbewusst „Jarstein“. Und bei den Feldspielern? „Da kenne ich nicht alle“. Locker wie loser Tee sagte ich aufbauend „ich auch nicht“, was Mucki heftig mit dem Kopf schütteln ließ. Klar ist das peinlich, dafür aber ehrlich. Na wer Mathew Leckie ist, weiß ich natürlich seit dem Confed Cup. Ist ja auch sonst nicht schwer, er trifft ja ordentlich für Hertha. Aber würde ich Valentino Lazaro oder zum Beispiel Arn.e Maier in der U-Bahn erkennen? Und ihr so? Aber bleiben wir bei Leckie, denn der traf auch heute wieder. Zwar war es ein ziemlich krummes Ding mit glücklicher Entstehungsgeschichte, aber wen wurmt’s? Nach dem 1:0 in der 38. Minute plätscherte die Partie der Pause entgegen und in der zweiten Hälfte weiter so vor sich hin. Ziemlich enttäuschend wie unmotiviert unsere Mannschaft auftrat. Das 1:1 durch den Bremer Thomas Delaney (kenn ich auch nicht) in der 59. Minute setzte dem dilettantischen Treiben noch die Krone auf. Und warum wurde die Zeit bis zum Abpfiff nicht weiter genutzt? Es bleibt schleierhaft. Reicht ein Punkt gegen Werder Bremen? Werden wir unter der Dreifachbelastung ausreichend Punkte sammeln? Alles in allem war es eine schwache Vorstellung von Hertha und der Applaus war verhalten. Tschüß Leute.
Ach nee halt, es fehlt ja noch das Kurvenbattle. Da müssten wir knapp gewonnen haben. Bremen war wieder mit vielen Leuten gekommen. Ober- und Unterrang des Gästebereichs waren voll. Sicherlich waren unter den SVW-Fans allerdings auch viele Berliner, Brandenburger, Sachsen, Anhaltiner und vielleicht sogar hinzugezogene Schwaben. Wer weiß. Auswirkungen hatte es in jedem Fall auf den Support, der insgesamt ziemlich mau war. Die bekanntermaßen vielen kleineren Ultras-Gruppen positionierten sich unten und hatten etliche Schwenkfahnen in verschiedenen Größen dabei. Das sah über das ganze Spiel gut aus. Was wieder einmal fehlte, war eine wirkliche Herausforderung bei den Gesängen und Schlachtrufen. Bei uns kam jedenfalls kaum etwas an. Minuspunkt auch für die Zaunbeflaggung. Die Ultras-Fahnen hingen natürlich unten. Im Oberrang hing hingegen fast nichts, was eher für seltene Stadionbesucher als für in der Fanszene verankerte Leute spricht. Beim Einlaufen der Mannschaft gab es eine kleine Pyro-Aktion der Wanderers Bremen vor den Augen der nahegerückten Bullen, mit denen es nach Abpfiff noch Stress gab. Nicht zum ersten Mal zeigten die Berliner Bullen wie brutal ihre Einsätze sind. Rassistische/Sexistische Beleidungen kamen laut FP Bremen noch dazu. Anlass der Pyroaktion war der 10. Geburtstag von WB.
Dass die übrigen Gruppen nicht mitzündelten war für das Gesamtbild auch etwas laff. Über das Verhältnis der Gruppen untereinander zerreißen sich ja alle die Mäuler oder machen sich lustig. Ärgerlich war, dass einige Gruppen offenbar kein Interesse an gemeinsamen Schlachtrufen gegen den DFB hatten!? Zu Spielbeginn klappte das gar nicht, später bei gemeinsamen Spruchbändern von Wanderers und Harlekins dann etwas besser. Inhalt: „Unser Problem mit Euch? Schwarze Kassen – Weisse Westen? Das Märchen von der sauberen WM!“ Damit komme ich zur Ostkurve, die wieder einmal nicht überzeugen konnte. Lauter als die Bremer waren wir aber wohl trotzdem.
Und wenn alles nicht läuft, lädt man seinen Frust eben mal an der Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus, die heute Ihr Bundesliga-Debüt gab. Das war mir natürlich vorher schon klar. Schiedsrichter sind traditionell immer Schuld. In Gesängen werden sie bekanntlich an das Brandenburger Tor gehangen usw. Und was habe ich nicht schon auf die Referees dieser Welt geflucht und Beleidigungen von mir gegeben. (Oh Gott, Lautern away im Pokal 2013. Da hat es Fritze und mich schlimm erwischt.) Ich schätze jedenfalls Frau Steinhaus braucht ne dicke Elefantenhaut. Vermutlich hat sie sich bereits auf ihrem bisherigen Weg abgehärtet. Als ich sie zum ersten Mal vor vielen Jahren im Amateurstadion an der Eckfahne erlebte, grölte der Mob „Blonde Haare, Dicke Titten, BSC…“ Traurig, dass es so läuft. Denn sie wird wohl kaum wegen ihrer mutmaßlichen Fehlentscheidungen kritisiert, sondern dafür, beleidigt eine Frau zu sein. Weiß eigentlich einer wieso es nur eine Schiedsrichterin gibt? Oder sind mir nur keine anderen bekannt? Ich weiß so vieles nicht. Auf der Rückfahrt probierten wir noch eine Aufzählung an Bremer Ultras-Gruppen, aber nun ist die Einsaatwarteschleife für dieses Feld auch echt voll. Grüße gehen raus an Geburtstagskind Mao (in love?) und den Rest der Crew.
kbk#17