Hertha BSC – Athletic Club Bilbao 0:0 (Europa League, Gruppenphase)

Zuschauer: 28.832

Keine Frage: Das fehlende Interesse beim Berliner Publikum ist eine Peinlichkeit sondergleichen. Wozu spielt man eine Saison lang mit dem Ziel einen Platz zu ergattern, der zur Teilnahme am Europapokal berechtigt, wenn es am Ende doch keinen #Baumstachler juckt ob wir wieder international spielen oder nicht. Andere Szenen rasten völlig aus, wenn sie wieder oder überhaupt jemals international spielen können. Alle träumen vom großen Europacup, singen in emotionalen Liedern davon und bei uns hucken die Schnarchnasen in ihren Betten bis die Federn vom Schweiß durchnässt sind. Aber wisst Ihr was? Ich habe keine Lust das hier weiter zu diskutieren. Schon gar nicht mit dem Querverweis auf DAS Stadion, das wieder schuld ist. Ne Freunde, es liegt an der Faulheit, der fehlenden Begeisterungsfähigkeit und Treulosigkeit gegenüber dem eigenen Verein. Darin unterscheiden wir uns eben von den internationalen Größen. Und wenn dann nur 28.000 Fans ins Stadion kommen und wir 0:0 spielen: Es juckt mich nicht. Das hier ist genau das, was ich so am Fußball mag. Die Kurve in bester Laune, die Spieler in der zweiten Hälfte mit Druck, so dass wir mit Spannung auf das 1:0 fieberten. Die Kurve wäre geplatzt. Ich erinnerte mich an das geile Spiel 2002 gegen Aberdeen (mit gutem schottischen Mob inkl. BFCer, außerdem „Red Ultras“ Fahne der inzwischen aufgelösten Gruppe), als Preetz in der 89. zum 1:0 Sieg einköpfte. Das war doch der Fußball, den wir lieben. Die Ultras in der Ostkurve (ohne Dach) sangen „Wir haben eiskalte Füße“ und steckten die wenigen Fans außerhalb der Kurve mit an. Wir hießen damals noch nicht Gruppa Süd sondern BBHF (Berkenbrücker Herthafans) und wollten einfach nur zu diesem Stimmungskern dazu gehören.

Die Stimmung bei Europapokalspielen im leeren Olympiastadion war eigentlich immer gut. Bestes Beispiel 2005 das geile 3:1 gegen Nikosia mit heftigem „Wir hol’n die Meisterschaft.“ (Randnotiz: Übrigens bei der Busfahrt auf der dieses Lied entstand, wurde ursprünglich „Wir gewinnen die Meisterschaft, wir holen den Europacup und den Pokal, wenn nicht ist auch egal“ gesungen). Scheißegal, dass damals nur 22.000 kamen. Der Europacup lebt von seinen Reisen, aber er kann auch zu Hause totale Spannung erzeugen. Ein letztes Beispiel will ich da noch nennen, das allerdings vor ausverkauftem Haus: Das 1:0 1999 in der Championsleague gegen den AC Mailand. Das Spiel, das durch das Tor von Darius Wosz entschieden wurde, ist für mich immer noch eines der größten Herthaspiele. Und das obwohl ich das Spiel nur im Fernsehen irgendwo im Erzgebirge gesehen habe. Kommen wir zum heutigen Spiel gegen Athletic Bilbao. Durch die klassische Anstoßzeit von 21:05 (die Uefa hat ein Ding an der Klatsche) war noch etwas Zeit für die Schlenderei durch eine Grünanlage. Die Abendsonne tauchte die Stadt noch einmal in ein glanzvolles Licht (#humboldtstunde) und ließ meine Vorfreude auf das Spiel immer stärker werden. „Bei dem guten Fußballwetter“ hätte man damals im A-Block gesagt.

In der S-Bahn träumte ich weiter vor mich hin (es fehlte nur ein Bier) und freute mich die ersten Basken zu sehen. Herthaner stiegen auch an den klassischen Zustiegsbahnhöfen kaum in die Bahn. Aber darüber wollte ich ja nicht mehr schreiben. Gespannt war ich auf die Gästefans, deren Geschichte ja auch politisch sehr interessant ist. Eine gute Einleitung gibt es bei unseren Freunden der antirassistischen Initiative „Hertha für Alle“: http://www.hertha-fuer-alle.de/2017/09/13/athletic-bilbao-geschichte-und-fans/ und im Kurvenecho. Beide Texte sind sehr lesenswert. Mein erster Eindruck zu den Fans von Bilbao: Sympathische, friedliche Leute, die allerdings nicht gerade organisiert/aktiv waren. Im Gästeblock tauchte kurz vor dem Anpfiff ein supportwilliger Haufen der Basken (offenbar der „Herri Norte“ zu zuordnen) auf und stellte sich nach samt Fahnen und Schals nach unten. Auch die Gedenkfahne „Bilbo“ für Iñigo Cabacas, der durch ein Gummigeschoss der Bullen ums Leben kam, hing vor dem Block.

Hertha BSC - Athletic Bilbao 003

Der Rest der paar Hundert Bilbao Fans stand (oder saß) eher weiter oben, so dass das Ganze nicht gerade geschlossen wirkte. Mein Klischee der spanischen Fans (oder i.d.F. Basken) hat sich insgesamt leider bestätigt. Der Spanien-Beauftragte der Gruppa – Fritze K. – hatte für die fehlenden Gesänge aber auch gleich die passende Erklärung parat: Wie soll man supporten und zeitgleich Sonnenblumenkerne knacken? Egal, so blieb die Stimmungshoheit auf unserer Seite. Und das hat mal richtig Spaß gemacht heute. Wenn noch ein Fahnenmeer zu „Blau-Weiße Hertha“ gekommen wäre, wäre alles perfekt gewesen. Auf dem Platz hatte Hertha im ersten Durchgang erstmal Probleme klar zu kommen. Ich dachte schon das wird nichts. Aber irgendwas muss der Coach in der Pause den Jungs klar gemacht haben. Ob er vom Aberdeen-Spiel geredet hat? Mit mehr Elan kamen die Blau-Weißen aus der Kabine und erspielten sich mehrere gute Gelegenheiten. Woran es letztlich lag, dass kein Tor erzielt wurde. Ich weiß es nicht. Vielleicht gehörte es einfach zum Gesamtpaket dieses Spiels, das ich einfach nur genial fand. Keine Ironie. Und wir wissen ja noch wie man so eine Gruppenphase auch ohne eigenes Tor überstehen kann. Manchmal reicht auch das Eigentor eines schwedischen Spielers und außerdem noch ein paar torlose Unentschieden. Wer weiß wie es kommt. Aber das wäre doch was für #Östersund away.

Hertha BSC - Athletic Bilbao 008

P.S.: Eine Sache muss noch festgehalten werden. Jungspund Moe fliegt mit UB90 zum Auswärtsspiel nach Bilbao und danach umgehend nach St. Etienne zum Auswärtsspiel des RCS. Wenn er von dem Spektakel keinen Bericht für die Gruppa Homepage schreibt, wird er verdonnert Bier zu trinken und zusätzlich noch auszugeben. Die anwesenden Gruppa-Mitglieder waren Zeugen dieser Abmachung die vertraglich festgehalten wurde.

PS.2: Frank, gibt mal ein Lebenszeichen.

KBK#17

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