1. FSV Mainz 05 – Hertha BSC 1:0

Zuschauer: 23.517

23.517 Zuschauer zum Topspiel? Ich glaube Mainz hat ein Stadionproblem. Vielleicht sollten die auch ein neues Stadion zwischen den Maisfeldern hochziehen und das alte verlassen. Geheimtipp. Aber reden wir nicht über Mainz, reden wir über uns. Spannende Zeiten mit viel Fußball für die Süchtigen. Für unfreiwillige Mitglieder der Rosinenfahrer Ultras („selten dabei“) ist es dieser Tage nicht so leicht die passende Sultanine auszuwählen. Bilbao geht gar nicht (zu warm für den Herbst) und in der Ukraine lande ich im Knast, jedenfalls wenn es mir so ergeht wie dem Jena-Fan vor ein paar Jahren (Schilderung in EF #67). Ne, für mich stand von Anfang an fest: Mainz ist es! Das gute alte Mainz. Hier kannste mit Bierbauch alt werden und über die Grenzen der Bundesländer schwadronieren. Schorlen trinken und mit ordentlich Druck hinter die Hecken pinkeln. Jedenfalls wenn Karneval ist. Wessileben pur. Die Vorfreude war also groß. Wenigstens bei mir. Der Großteil pickte nach anderen Rosinen und fehlte folglich. Mit an Bord heute Lucas (FGB) und Robi (HfA). Da wir alle fahruntüchtig waren, blieb Marn nichts anderes übrig als die komplette Tour durch zu schrubben. Er war etwas stinkig wegen des Bierverbotes. In der Zwischenzeit wurden alle alten Auswärts-CDs durchgespult, Colas (oder Colen/Colae?) getrunken und das Nationalismus-Problem linker Gruppierungen im Ausland, bzw. Aufstand diskutiert. War ganz interessant. Und wie sieht‘s da überhaupt mit „Patriotismus“ und „Heimat“ aus? Mid cannons‘ roar and rifles peal. We’ll chant a soldier’s song! Was passiert, wenn die Macht in die eigenen Hände fällt? Passenderweise dröhnte da „Keine Macht für Niemand“ von der „Zum Mitsingen Osnabrück-KSC 2013“ CD. Im Grund läuft alles auf Anarchie hinaus oder kleine Kommunen, sagt die Rückbank. Jedenfalls müsste ultrá konsequenterweise anarchistisch sein. Wuschi hatte sich unterdessen auch angekündigt und sollte stellvertretend für unsere Westdeutschen Gruppa-Sektionen (sic!) später noch zu uns stoßen. Anfahrt mit dem Zug. Im Gegensatz zu uns: Umweltbewusst, der Mann. Wobei, der Strom muss ja auch irgendwo her kommen. Nervige Dauerargumentation, nischt neuet. Wer von Euch war schon in Jänschwalde und hat Radau gemacht? Na also!

Wir diskutierten noch erfolglos eine mögliche Rast in einer Gaststätte (so ne Art „Krebs“ in Hessen), als es plötzlich hektisch wurde. Beim Blick auf die Spielansetzungen hatte ich bereits Routenüberschneidungen mit Eintracht Frankfurt bemerkt und zur Vorsicht gemahnt, doch wer waren diese finster blickenden Typen an der Raste da eben? Von der Rückbank ertönte es „Lautern!“. Lautern? Hä? Spielen die nicht erst Montag in Köpenick? Also noch eine Runde um den Parkplatz und ein zweiter Blick. Wieder hatte die Rückbank die ersten Deutungsvorschläge zu machen: „Nicht Kaiserslautern. Das sind Kaiserlinde und Elversberg.“ Jetzt fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Das muss eine Freundschaftsfahrt sein: „Kaiserlinde und Elversberg – eine Freundschaft die nie vergeht“. Da keiner von uns ausreichend als Hopper unterwegs ist, fiel der kleine Fauxpas, dass das Stadion von Elversberg in Wahrheit „Waldstadion Kaiserlinde“ heißt – und die Freundschaftsthese damit quatsch ist –nicht weiter ins Gewicht. Ist doch Schnuppe. Wir entschieden uns ausnahmsweise dagegen die Typen übel umzuscheppern und begaben uns ins Autobahnlabyrinth rund um Frankfurt. Amir sollte mir von hinten die Karte reichen, was die Jungs etwas verdutzte. Wer liest denn heute noch Karte? Angekommen sind wir trotzdem und hielten uns bald im bequemsten Tigerkäfig der Bundesliga vor dem Gästeblock des Stadions „Am Europakreisel“ auf. Ich kaufte mir eine rote Wurst und quatschte mit diesem und jenen ohne in die Tiefe zu gehen. Die bekannten Nasen trudelten nach und nach ein. Lucas und Marn wollten noch auf Wuschi warten, während ich mit der Fahne ins Stadion zog. Also ordentlich angeflaggt, wie es in vielen Ultraberichten heißt und kurzen Blick nach drüben: Gibt es die Handkäsmafia noch? Konnte mir natürlich keiner beantworten.  Nicht einmal Phil. Interessiert sich denn hier niemand mehr für Fankultur? Apropos Fankultur. Dazu gehört natürlich Fanmaterial. Wir hatten „den kleinen Schwenker“ dabei, allerdings keine Fahnenstange. Neumitglied Amir bekam folglich die Aufgabe des Spieltages uns eine Stange zu besorgen. Amir begab sich sofort auf die Suche und tauchte ab. Ich suchte ihn immer wieder in dem großen Polk der Herthaner (ja, war ein lascher Witz) und fand ihn nicht. Wie vom Erdboden verschluckt. Irgendwann Mitte der ersten Hälfte gab ich auf und konzentrierte mich aufs Spiel. Deswegen waren wir doch gekommen!? Doch dazu gibt es echt nichts zu berichten. Not gegen Elend könnte man sagen. Grottenkick vom Feinsten. Mainz away eben. Genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dass De Blasis den Foulelfmeter erst nach Videobeweis verwandelte ließ den Mob gegen den DFB pöbeln. Änderte aber nichts an der Tatsache. Wir lagen hinten und konnten nach vorn nichts reißen. Ärgerlicherweise gab es dann noch ein Missverständnis zwischen Ibisevic und Schiedsrichter Tobias Stieler, das mit Glattrot bedacht wurde. Missverständnis!? Genial. Das gute alte „Hab ich nicht gesagt.“ „Hast Du doch“ „Hab ich nicht“. Herrlich.

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USM pöbelte noch per Spruchband gegen Paok. Ich kenne die Hintergründe nicht um die Anschuldigung zu bewerten, vermute aber, dass der nächste Thessalonikibesuch bei den Freunden von Iraklis kritisch werden könnte. HB’98 kritisierte erneut den DFB mit einem Spruchband gegen die absurde Geschichte mit der chinesischen U20-Auswahl. Stimmung hüben wie drüben dürftig. Super Ü!

Am Parkplatz versuchte Pawk mit allen Mitteln Auto-, Neuner-, oder Busfahrer davon zu überzeugen ihn mit nach Darmstadt zu nehmen (Ihr kennt den Lumich!), da wir aber keinen Platz hatten und vor dem Sonnenuntergang noch durch die Maisfelder am Europakreisel kommen wollten, fiel die Verabschiedung kurz aus und wir waren wieder in der Spur. Jetzt war erstmal Amir dran uns zu erzählen wieso die Stangengeschichte schief lief. Er eierte ziemlich rum. Er hätte X gefragt und sich bei Y erkundigt, die hatten aber keine mehr übrig und dann hatte er uns nicht mehr gesehen und gesucht und und und. Hmm. Hier stimmt etwas nicht. Aber gut wir diskutierten wieder dieses und jenes und verpassten dabei sogar die Abfahrt Richtung Erfurt. Nach einem Rewe-Zwischenstopp mit allerlei unnötigen Kalorienbomben, kam Anekdoten-Amir ins Plaudern über „eine Freundin“, die er im Stadion getroffen hätte. Sogar eine Hals-Schulter-Massage habe der Charmeur angeboten, aber sie war nicht verspannt. Aha! So langsam wurde ein Schuh draus. Alle dummen Scherze konnte er locker abwinken, aber mir war schon klar, dass eine Fahnenstange manchmal nicht alles ist im Leben. Zumal es das fette Rohr von der HBSC-Crew in der zweiten Halbzeit auch getan hat.

Die gute Laune auf dem Rest der Strecke hat dann mal wieder eine bestimmte westdeutsche Szene versaut. Nervt nur noch.

Fazit: Ihr wisst nicht was ein Fernmeldebaumechaniker im Detail macht und vom Stahl schmelzen versteht Ihr gar nichts! Und ich auch nicht. Mager.

KBK#17

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