Zuschauer: 23.089 ca. 2000 Herthaner
„Hertha? Dit is für mich keen Fußballverein!“
Fußballfragen zwischen „Bayernfans“ und „Bayernhassern“ aufteilt, erhebt ein anderer Einspruch. Die Einkaufspolitik (Reus!) und bayrische Arroganz werden punktgenau in den Gesprächsgang eingebracht. Nichts Überraschendes. Alles erwartbar. Ich halte mich zurück. Nahliegender Weise wechselt ein anderer nun den Blick auf den lokalen Fußball. „Wenn dann Union“, sagt der Bayernfan, der noch nie im Stadion war. Ich bleibe weiter stumm und der zweite fragt nach meinem Verein. Ich muss es gar nicht sagen, es war offenbar schon bekannt. „Hertha?“ fragt der Bayernfan, „dit is für mich keen Fußballverein!“
Warum? Lassen wir den Bayernfan weiter reden: „Da kommt doch nie irgendwas bei rum und angucken kannste Dir die Scheiße och nicht. Kein Konzept, keine Spielphilosophie. Wenn mal was klappt, war es doch nur Zufall.“
Tja liebe Freunde, wie kommt es zu einer solch verbreiteten Meinung in der Bevölkerung? Durch so eine Scheiße wie „Hertha im Pokal“!
In diesem Jahr sind wir also peinlich und grottig in Bielefeld ausgeschieden. Klar, das ist nichts Neues. Klar, ich habe mir schon vor x Jahren vorgenommen mich nicht mehr über den Pokal aufzuregen. Aber, dass eben das ganze Ansehen unseres Vereins von diesen gelangweilten Fußballern, deren größter Teil in zwei Jahren bei anderen Vereinen spielen wird (es ist keine Phrase, es ist einfach wahr), mit Füßen getreten wird und dass wir auch in diesem Jahr schon wieder irgendwelche anderen Kröten beim Pokalfinale in unserer Kurve ertragen müssen, das alles checken diese Deppen einfach nicht. Egal welche Hertha-Elf, egal welcher Trainer oder Vorstand. Eine Veränderung in der Wertschätzung des Pokals hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Hinzu kommt die Wahrheit:
Hertha ist nicht unglücklich ausgeschieden. Hertha hatte auch kein Pech im Elfmeterschießen. Bielefeld war klar besser. Und die Herthaspieler sind auf den gegnerischen Torwart und seine Lieblingsecke reingefallen. Das ganze Stadion konnte das sehen – nur nicht unsere Helden. So war’s. Plus Pyrotechnik und Gewalt. Letztere ging übrigens von den Bullen aus und nicht umgekehrt, wie in dem unehrlichen Polizeibericht behauptet. Am Ende traf es vor allem einen 15jährigen Jungen hart, dem seine Verletzungen mit Sicherheit die restlichen Schulferientage versaut haben. Klasse Leistung. Mit drei oder mehr Kompaktbullen auf einen 15jährigen Hänfling einprügeln. Im Text der Fanhilfe steht alles Weitere zu dem ganzen Geschehen nach dem Spiel. Das muss ich hier nicht ausführen.
Mit knapp zwei Stunden Verspätung waren wir wieder zurück und die drei verbliebenen Nachtschlafstunden waren schon angebrochen, als die Haustür hinter mir zu fiel.
Fazit: Hertha kann so nerven! Kein Wunder, das uns keiner mag. Und trotzdem heißt es am Ende für uns „immer wieder Hertha“ und es geht immer so weiter. Schon etwas bekloppt.