Hertha BSC –Borussia Mönchengladbach 3:0

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Zuschauer: 51.934
Meine Stadionbiografie bei Hertha BSC begann ja bekanntlich mit einem Spiel gegen Gladbach am 02.10.1998 mit einem geilen 4:1 Kracher für uns. Seither sind Spiele gegen Gladbach immer irgendwie etwas Besonderes für mich. Und das, obwohl ich die Borussen höchst unsympathisch finde. Vor allem die Fans. Wenn ich mal irgendwo Gladbachfans rumlaufen sehe, wirken sie auf mich oft ungefähr so uncool, wie schmalzige Typen in weißen „Camp David“ Pullovern. (Bohlen-Style) Dass sich dieses Spiel mal zu einem emotional aufgeladenen Spiel zwischen rivalisierenden Fanszenen entwickeln würde, ahnte ich nach 1998 noch viele Jahre lang nicht. In meiner Wahrnehmung war es auch nicht so. Mit der Entwicklung einer Freundschaft zwischen Union und Gladbach und gleichzeitig einer enormen Verschlechterung im Verhältnis zwischen Hertha und Union seit den  Derbys in der 2. Liga, entwickelte sich immer mehr Abneigung zwischen Hertha und Gladbach. Hinzu kommt noch eine Entwicklung innerhalb der Gladbacher Szene, deren Gruppen seit einiger Zeit (von außen betrachtet) radikaler auftreten als früher.

Wie auch immer man die Sache nun beurteilt, die Brisanz war auch heute gegeben. Natürlich rechneten alle mit Unionern im Gästeblock usw. Dass in der Ostkurve Gladbacher Materialien (z.T. mit Berlin-Bezug) präsentiert wurden, passt in die angesprochene Entwicklung der Abneigung. Dabei ging es natürlich auch um die Vormachtstellung in Berlin, was ein Spruchband hervorhob. Ähnlich wie neulich schon bei den Gelsenkirchener Fans aus Berlin. Nicht meine Welt. Aber erwähnt werden soll es schon. Weitere Spruchbänder: Zum Thema „Nur echt in Blau-Weiß“ gab es: „Orange trägt nur die Müllabfuhr.“ Zu der der neuen ätzenden Stadionverbotswelle in Karlsruhe: „Lasst Euch Eure Liebe nicht nehmen..nicht von den Bullen und nicht vom DFB“, dazu die Logos von PS, AF, WB und RF. (Das entsprechende Lied der Karlsruher sollte bekannt sein.) Außerdem zur öffentlichen Diskussion über das Spruchband gegen die Wilde Horde beim letzten Heimspiel: „Ihr im Internet – Wir im Stadion!“ Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass Fankultur im Stadion stattfindet und halbgares Internetgelaber nervt. (Denkt nur an „ultras.ws“.) In diesem Fall wundert mich der öffentliche Aufschrei allerdings nicht. Die Öffentlichkeit ist bei diesem Thema sensibler geworden, was im Kampf gegen die immer noch grassierende Diskriminierung von Homosexuellen auch wichtig ist. Dass ich das Spruchband und das gesamte bisherige Battle scheiße fand, wissen eh alle. Es ging ja schon beim dünnen Spruchband der WH los. Machen die sich über Frauen in Ultrasgruppen lustig? Das Problem an dem Konterspruchband war vor allem, dass sich viele Leute davon getroffen fühlen, die keinen Plan von Spruchbandbattles, Ultras und Fanszenen im Allgemeinen haben. Ob der Spruch nun ironisch oder nicht oder wie auch immer gemeint war, spielt für diese Menschen einfach keine Rolle. Dafür ist das Thema auch zu ernst. Ähnliche Diskussionen werden ja auch über Battle-Rap geführt. Meiner Meinung nach zu Recht. Kunstfreiheit hin oder her, was da so zum Teil vom Stapel gelassen wird, nervt mich genauso. Kommen wir zum heutigen Battle auf den Rängen. Ach nee, falsch. Das fand ja nicht statt. Die Ostkurve war – sicher auch dank des Spielverlaufes – gut drauf und motiviert. Von Gladbach kam gar nichts. Am Anfang noch etwas Bewegung und Fähnchenwedeln. Später glich der Block von weitem einer großen Masse an beleidigten Leberwürsten. Es gibt wirklich keinen Verein der ersten Liga, der so viele stumme Fans anzieht. An den Gästezahlen gibt es wieder nicht zu meckern. Ober- und Unterring waren voll. Umso enttäuschender, dass da keinerlei Atmosphäre aufkam. Dünne! Aber es war natürlich auch ein bisschen geil zu feiern, während die da drüben abkacken.

All das ist interessant (jedenfalls für mich), aber wichtig ist hier im Bericht vor allem eines: Respekt für die Leistung von Salomon Kalou! Was der für eine Zeit hinter sich hat, haben alle mitbekommen. Und dann schießt der Mann hier heute drei Buden! Leider hat es mit dem „lupenreinen Hattrick“ in Halbzeit 1 nicht geklappt. Was natürlich Schnuppe ist. Gerade als das 1:0 durch Kalou (nach geiler Flanke von Weiser) fiel, purzelte Venant in die Kurve und hüpfte strahlend unter lauten „Kalou, Kalou“ Rufen wie ein Frosch zwischen unseren Plätzen hin und her. Ihr könnt Euch vorstellen, wie er nach den nächsten beiden Toren abging. Herrlich. Die Kurve feierte den Spieler des Abends ebenfalls lautstark. Die hochnäsigen CL-Gladbacher sahen hier heute keinen Stich. Für Herthafans (immer noch) ein ziemlich ungewohntes Erlebnis. Einfach genial. Wir bleiben weiter stark zu Hause. Wie früher, als ich anfing zu Herthaspielen zu gehen. Das ist so unfassbar geil. Für diesen Abend werden wir Dir immer dankbar sein, Salomon. 

Schnell zusammenpacken und raus in die Nacht. Der Mob offenbar mit Bock und die Bullen nervös. Ich saß alsbald im Stau und als die Bullen gerade mit ein paar Wannen vorbei kamen, dröhnte wie durch Zufall die Liedzeile „Niemand muss Bulle sein“ aus dem Song „Wut“ von Feine Sahne Fischfilet aus den Boxen. Da musste ich trotz Kälte doch nochmal kurz das Fenster runterlassen. Aus Daffke.

Fazit: Genialer Sieg dank Salomon Kalou!

kbk’16