Hertha BSC – Hamburger SV 2:1

      Kommentare deaktiviert für Hertha BSC – Hamburger SV 2:1

Zuschauer: 52.131

Feeling! Obwohl kaum noch ein Blatt an den ohnehin wenig schönen Pappeln hängt (#xavier #herwart), umfängt mich ein Säuseln das selbst mit wenig Phantasie an nächtliches Wellenrauschen der Ostsee erinnert. Die Tage werden kühler und dunkler. Schon zum Fünfuhrtee leuchten die unzähligen Hochhausfenster in Gelb und Rot und machen den Ahornblättern mächtig Konkurrenz. Weit in der Ferne kreischen Wildgänse über den hügellosen Ebenen Brandenburgs und was machen die Ultras? Sie hassen alle Bullen, den DFB und die DFL, kämpfen ihre Windmühlenkämpfe, schreiben subversive Texte, spucken Blut für ihren Verein und? Und holen endlich ihre Parkas aus den Schränken, hängen sich Webschals um die Hälse und setzen sich Wollmützen in den Vereinsfarben auf den Kopf. Sagt was Ihr wollt. Ultrá ist style und wie ich finde, gerade im Herbst ziemlich lässig. Greetings to the fabulous F.A.B. Wir haben da die gleichen Ansichten. Ich wundere mich jedenfalls nicht, dass jeder Verkaufsstand mit solchen Pseudofanartikeln versucht an den Style der Ultras heranzukommen.

Ihr konntet es ja schon in einigen meiner Berichte lesen. Ich hasse diese Pseudoartikel. Ein paar ordentliche Produkte gibt es im offiziellen Fanshop von Hertha. Und für die besonders Aktiven gibt es die privilegierten eigenen Artikel der Fanszene. Niemand muss mit hässlichen „H. Berlin“-Klamotten o.ä. rumlaufen. Es geht echt auf keine Kuhhaut wie viele Herthafans diesen Mist kaufen. Herthafans sehen meistens einfach scheiße aus. Mal abgesehen von den pinken Abweichungen, sahen die HSV-Fans, die in meine S-Bahn stiegen einfach besser gekleidet aus. Viele Balkenschals, immer wieder in den Vereinsfarben. Und Pseudoartikel sind mir fast gar nicht aufgefallen. Im Stadion hätten wir heute bei der Verteidigung unserer Fahnen schlecht ausgesehen, denn Marn hielt ca. 1 Stunde vor Anpfiff allein die Stellung in der Kurve. Alle anderen hatten etwas anderes zu tun, weiß der Geier. Insgesamt war das heute ein peinlicher Auftritt unserer Gruppe. Aber ich will mich da selbst auch überhaupt nicht herausziehen. Eher ganz im Gegenteil. Vorbildliches Verhalten ist anders. Aber was ist schon das Vorbild? Wer sind wir und was wollen wir? Bzw. was wollen wir nicht? Kann man mal wieder drüber nachdenken.

Gespannt war ich, wie das Geschehen im Olympiastadion weitergehen würde, nur wenige Tage nach dem herthatypischen Pokalaus gegen den 1. FC Köln. Die Fans waren stinkesauer, der Trainer war-weiß-ich-nicht und die Spieler glänzten mit Standardphrasen, als wäre nichts gewesen. Ein Tagesspiegelzitat bringt es auf den Punkt: „Der Pokal ist verloren, die Europa League so gut wie. Im Kerngeschäft Bundesliga bleibt es happig. Die Stimmung rund um Hertha ist gereizt. Sollte das Heimspiel gegen den HSV am Sonnabend auch noch verloren gehen, könnte sie gänzlich kippen. Hertha ist im Herbst 2017 drauf und dran all das zu verspielen, was sich in den vergangenen zwei Spielzeiten erspielt wurde – Achtung, Respekt, Zutrauen.“

In der Ostkurve gab es ne klare Ansage von Heidi und im Anschluss einen lautstarken Auftritt der Blau-Weißen. Dabei war die Stimmung von einer bestimmten Ernsthaftigkeit geprägt. Vermutlich machte das etwas unsichere Spiel die Anspannung auch nicht einfach so wett. Die Fähnchen wehten auf beiden Seiten im böigen Wind. Das muss so sein bei einem Spiel gegen den Hamburger SV mitten in den Herbststürmen dieser Tage. Passt auch ganz gut zur Sturmmöwe der neuen Hamburger Ultras-Gruppe „Castaways“ und deren Choreo mit dem Motto „Sturm erprobt“. Auch wenn die Farbe des Möwenschnabels und des Ölzeugs auf der Blockfahne natürlich hinhauen, wäre es mir zu viel Gelb im Gesamtbild. Die schwarzen und blauen Plastikponchos im Ober- und Unterrang haben mir auch gefallen. Akustisch war der Auftritt der Schwarz-Weiß-Blauen etwas besser als beim letzten Mal. Hatte mir aber wegen des konstatierbaren Aufstiegs der „Nordtribüne“ etwas mehr erwartet.

Auf dem Rasen war heute wirklich alles möglich, Nullnummer, Kantersieg oder Megaklatsche. Nach sieben (?) sieglosen Spielen für Hertha konnte hier alles und nichts passieren. So kam es, dass nach etwas Rumgedümpel unser Abwehrspieler Niklas Stark in der 17. Minute nach einer Ecke (noch mal: nach einer Ecke!) zum 1:0 einköpfte. Der Jubel war dreckig. Warum betone ich so sehr, dass Stark Abwehrspieler ist und das Ganze nach einer Ecke geschah? Weil Hertha ne seltsame Geschichte zu Ecken hat und sich das Ganze im zweiten Durchgang erstaunlicherweise wiederholte. Nun traf Abwehrspieler Karim Rekik in der 50. Minute per Kopf zum 2:0, gedroschen wurde die Ecke von Weiser. Ja gut, wenn sonst nichts geht, dann eben mit Standartsituationen. Unserer Abwehr sei Dank haben wir nur noch einen Anschlusstreffer kassiert: Jann-Fiete Arp traf zum 2:1 in der 73. Minute. Und der ist noch nicht mal 18 Jahre alt. Nor-den. Und das war’s. Erleichterung in den Gesichtern der Umstehenden. Klatschende Hände in Richtung der Mannschaft und gute Wünsche an Dr.Tile für die Reise nach Mexiko. Komm gesund wieder und erzähl uns was von der Welt. Ha Ho He

KBK*17