Hertha BSC – 1. FC Köln 2:1

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Zuschauer: 49.253

Jetzt komme ich doch tatsächlich dem langen Versprechen eines Berichts hinterher. Kein einfaches Unterfangen in jedem Fall, gerade den hiesigen Gruppa Duktus aufzunehmen stellt eine große Herausforderung dar und bringt eine gewisse Verantwortung mit sich aber fangen wir doch einfach mal an.

Auf dem Plan stand heute das jährlich stattfindende SPENDET BECHER – RETTET LEBEN, viel gibt es dazu denke ich mal nicht mehr zu sagen. Es ist einfach eine gute Aktion, die uns alle vor Augen führen sollte wie wichtig ein solidarisches Miteinander ist und was man damit als Fanszene erreichen kann. Das sollte man noch an weiteren Stellen ausbauen. Die heutigen Spenden kommen dem Nestwärme e.V. zugute und damit von Aids betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien.

Mein ursprünglicher Plan um 13 Uhr am Osttor aufzukreuzen, um bei den Vorbereitungen mitzuhelfen, wurde durch die Spuren des gestrigen Exzesses eine halbe Stunde nach hinten verschoben. So kam ich einigermaßen zerstört am Oly an, um dann zu realisieren, dass Amir noch im Besitz meiner Dauerkarte war. Wer den Jungen kennt weiß genau, dass eine gemeinsame Planung einige Strapazen mit sich bringt. Zu allem Überfluss war mein Handy auch noch defekt, wodurch ich mich schon vor dem Ticket Schalter sah. Am Fahneneingang traf ich dann glücklicherweise auf Moe, der ihn aber auch nicht erreichen konnte, was meine Hoffnung zusätzlich schmälerte. So wartete ich noch geschlagene 20 Minuten auf dem Parkplatz mit Händeschütteln und sinnlosen Kater Gesprächen, ehe ich endlich ein Lebenszeichen bekam und der gute Mann schlussendlich vor mir stand. In feinster Supervisor Manier wies er mich dann auch gleich ein und schickte mich zu Mucki zu unserer gemeinsamen Tonne vor Block 31. Nach kurzer Begrüßung musste ich feststellen, dass es leider noch nichts zu verzeichnen gab und unsere Tonne noch komplett leer war. Also holte ich zum Startschuss erstmal eine Kater Cola, welche ihrer medizinischen Wirkung gerecht wurde. Ich kam wieder einigermaßen in die Spur und wir legten als Geldeintreiber für den guten Zweck ordentlich los und so füllten sich nach und nach Tonne und Spendenbox. Unser Standort eignete sich perfekt um sozial-Studien anzufertigen, in Erinnerung bleiben dabei die vielen hässlichen Tattoos und wieder mal der allgemein schlechte Geschmack in Sachen Fan Kleidung vieler Hertha-Fans.5 Minuten vor Anpfiff wurde die Tonne erstmal abgeschlossen und es ging in die Kurve, wo man dank des feinsten Sonnenscheins schon guter Dinge war. Auch die Wilde Horde zündete direkt mal ein paar Fackeln hinter einem „If you want it’s possible“ Spruchband um ihre 15-jährige Freundschaft mit den Supras Auteuil aus Paris zu feiern. Der Spruch sollte wahrscheinlich auf die vielen Repressionen anspielen, die die Pariser in ihrer Gruppengeschichte schon erleiden mussten. Dazu gehört u. a. auch ein offizielles Gruppenverbot vom Innenministerium. Von außen kann man da nur großen Respekt aussprechen, dass die Leute trotz all dem immer noch irgendwie Bock auf Fußball haben, in den Prinzenpark gehen sie aber nicht mehr.

Unsere Équipe legte gleich gut los und so kam es in der 1. Minute schon zu einem Hochkaräter, der den Mob kräftig einheizte und eine richtig stabile Lautstärke hervorbrachte. Diese konnte auch ganz gut gehalten werden, nur auf dem Platz sah das allmählich nicht mehr so schicklich aus und so verdaddelte man sich regelmäßig vor der Kiste. Folgerichtig ging Köln dann auch in Führung und ich gefrustet in die Halbzeit, also wieder zu meiner Tonne um weiter Spenden Akquise zu betreiben. Auf dem Weg zurück zum Block kamen mir laute Jubelschreie entgegen, wieder mal ein Hertha Tor verpasst. Nu‘ aber fix Du!
Treppe runter und noch bevor ich unten war machte Sonnenbank Selke auch noch das 2:1 (kbk hat beide Tore verpasst). Der Funke war gegeben und die Kurve drehte nochmal richtig frei, hat selten so viel Spaß gemacht in dieser Saison. Nur Amir wusste mir mit seinem Flüstermodus wieder ordentlich die Laune zu verderben, was mich zum Handeln zwang. Notgedrungen sah sich Fritze als Streitschlichter berufen, so dass es bei verbalen Ausfällen blieb. Ich liebe den jungen aber da sehe ich rot!

Zusammenfassend kann man bestimmt von einem der besten 3 Auftritte dieser Saison sprechen, gerade das Einhaken am Ende war nochmal richtig stark. Auch die Kölner wussten zumindest in der 1. Hälfte zu überzeugen, die Gastspiele in den letzten Jahren habe ich aber generell stimmungsmäßig als sehr ordentlich in Erinnerung, wäre definitiv ein Verlust für die Bundesliga, da sie jetzt wahrscheinlich wieder runter müssen, das Absteiger hat trotzdem richtig geschallert. Außerdem gilt Respekt, dass sie sich trotz des „Spruchband Battles“ wiederholt am Becher Sammeln beteiligt haben.

Nach dem Spiel wurden noch die letzten Becher eingesammelt und ausgezählt. Amir bewies noch jedem Helfer seine nahöstliche Nächstenliebe, indem er ihnen beherzt an die Schulter griff und sie als „Ehrenmann“ kürte, das zählt bekanntlich mehr als jeder Friedensnobelpreis. Zu viert machten wir uns dann auf den Weg zur U-Bahn unwissentlich, dass wir gleich Zeuge eines so genannten „Baggersee Moments“ werden würden. Eine Bezeichnung, die Neumi und ich, basierend auf einem Lied der Antilopen Gang, jüngst für uns entdeckten. So hatten wir das Vergnügen (nicht) „Zacki“ und seine Gang kennen lernen zu dürfen. Zacki, eine bierbäuchige Glatze in seinen 50igern, der sichtlich getankt hatte und mit seiner Bomber Jacke und Kindl über den U Bahnhof wankte, quatschte nun jeden voll der ihm über den Weg lief. Er war schwer zu verstehen machte aber scheinbar immer wieder Andeutungen, die zum Tanz auffordern sollten, um zu überprüfen ob man denn ein echter Herthaner sei. Als er uns gerade seine schnellen Reflexe präsentierte, mussten seine Kumpels eingreifen, die gerade dabei waren ein paar Kölner Kutten voll zu pöbeln. Aus dem nichts setzte einer von Zackis Kumpels zu einem astreinen Hitlergruß an und rief „Kölner ins Gas“ und der Baggersee Moment war perfekt. Zacki gab auch in der U-Bahn keine Ruh und als dann auch noch eine Gruppe Ehrenmänner einstieg nahm sein Kopf die Farbe Union-Rot an. Er murmelte gleich wieder drauf los aber ihr Bizeps Umfang hielt ihn wohl davon ab komplett zu explodieren, so blieb uns der Anblick eines auf dem Boden liegenden Zackis leider erspart, naja man kann bekanntlich nicht alles haben. Wieder mal ein Beweis was wir noch für braunen Dreck in unseren Reihen haben und wie wichtig eine Initiative wie Hertha für Alle ist.

Ich wünsche mir eine Welt voller Ehrenmänner!

Bombero