FC Energie Cottbus u19 – Hertha BSC u19 0:1 (DFB-Pokalfinale der A-Junioren)

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Zuschauer: 4.400 (ausverkauft)

Eines der bekanntesten Mitglieder von UB’98 kam nach dem Abpfiff auf mich zu, um klassisch einzuklatschen. Ich fragte, wie ihm die Nummer heute gefallen habe. Er sagte, dass er erst vor 10 Minuten mit seinem Sohn eingetroffen war und sich erstmal die Augen reiben musste. Hertha steht neben Cottbus???
Absurd! Absolut, dem kann ich nur zustimmen. Neben dem verdienten Titelgewinn, war das heute wohl die interessanteste Nummer. Dazu gleich mehr.

Wir starteten, nach einem Kneipenbesuch im Friedrichshain am Vorabend, leicht verspätet in den Tag. Neben Würmer-Helmi und mir waren Flo vom Jupiter („Er kam mit in die Stadt. Die Frauen waren platt. Ein Traum von einem Mann und jede wollte ihn.“) und mein dänisch-schottischer Freund Mikkel (Anhänger vom weniger ruhmreichen Kilmarnock F.C.) mit im Auto. Den Szeneabmarsch verpassten wir knapp und somit steuerten wir direkt auf das Olympiagelände zu. Auf dem olympischen Platz wurde mal wieder das große Volksfest für den Abend (DFB-Pokalfinale) aufgebaut. Schon jetzt um 09:30 am Morgen stellten sich die ersten Freaks mit „Suche Karte“-Schildern auf. Wir trafen noch die anderen Gruppa-Leute und beeilten uns zum Amateurstadion zu kommen.

Nach der unvermeidlichen Kontrolle am Eingang folgten wir dem vor uns laufenden Mob in Richtung des Gästebereiches unseres Amateurstadions. Denn ja, offiziell waren wir heute Gäste des A-Jugend DFB-Pokalfinales. Kein Novum für mich. Vor einiger Zeit hatte ich unsere Hertha Junioren mal gegen Freiburg im Finale verlieren sehen. Interessant war, dass sich der Mob direkt im Block hinter dem Tor breitmachte. Ein Bereich, der nur durch einen Zaun und eine etwa 2-3m breite Pufferzone von den Cottbusern getrennt war. Absurd ist gar kein Ausdruck. Es dauerte nicht lange, da trafen die Cottbuser auch ein und die ersten Schimpftiraden wurden ausgetauscht. Zum Anpfiff gab es auf unserer Seite etwas Pyro-Chaos und Kuddelmuddel am Trennzaun. Inzwischen waren natürlich die Bullen auf dem Plan und trennten die Haufen. Trotzdem war es erstaunlich, dass der ganz große Knall ausblieb. Von der örtlichen Gegebenheit her, hätte ich auf mehr gewettet. So kam es nun wirklich dazu, dass die aktiven Szenen von Hertha und Cottbus relativ nah und in gutem Sichtkontakt zueinander standen und jeweils ihre Mannschaft unterstützten, beziehungsweise sich vollpöbelten. Vermutlich wollte keine Szene ihrer Jugendmannschaft den Tag versauen und so blieb es hauptsächlich bei einem verbalen Battle. Na gut, und inzwischen hatten auch echt viele Bullen in Kampfmontur ihre Stellung eingenommen. Das wäre vermutlich nicht positiv ausgegangen.
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Die zahlreich erschienenen Cottbuser starteten meiner Meinung nach noch recht lautstark ins Spiel, wurden dann aber von Hertha geplättet. Der Pöbelsieg ging ganz klar an Blau-Weiß. Und den Kröten fiel ja auch wirklich nicht mehr viel ein. Außer „Hertha-Schweine“, „Hertha Ihr Zigeuner“, „Schwuler Capo“ und „Schwule Liebe ist okay, Hertha und der KSC“ kam nicht viel. Besonders die Reaktion auf den letztgenannten Cottbuser Beitrag war sehr lässig. Sie meinten Hertha und Karlsruhe mit ihren (zu erwartenden) schwulenfeindlichen Gesängen so richtig zu beleidigen. Die Reaktion darauf? Hertha sang den Song einfach mit. Null Problem. Es hat richtig Spaß gemacht diesen Vollostlern den Kern zu ziehen. Sobald Cottbus den schwäbischen „Ole Ole Ole Ole Ole Ole Ola“-Song oder etwas anderes hilfloses anstimmen wollte, klatschten wir im Viervierteltakt unter „Hey Hey Hey Hey“ rufen das Lied einfach kaputt. So wie es deutsches Publikum so gern bei Konzerten macht. Ich erinnere mich gerade an einen Fernsehauftritt von Eminem, bei dem das Publikum völlig deutsch mitklatschte und wirklich alles versaut hat. Schönes Beispiel.

Genug der Rede. Es ging ordentlich ab auf den Rängen und die Kreativität und Dominanz ging eindeutig an uns. Gleiches gilt für das Geschehen auf dem Platz. Herthas u19 war dominant. Okay, ich will zugeben, dass das nicht alles so zwingend war. Aber darum geht es ja auch nicht. Cottbus hat die entscheidende Chance versemmelt und Hertha hat sie gemacht. Das heißt dann 0:1 und Pokalsieg. Torschütze war der Kapitän Nico Beyer. Leider traf Flieses Mate (?)Farid Abderrahmane trotz eines guten Spiels nicht.

Ein absoluter Skandal ereignete sich unmittelbar nach dem Abpfiff. Und damit meine ich nicht den übertriebenen Bullenaufmarsch (der mit Anti-Bullen Sprechchören und „Hertha hat die Bombe“-Gesängen begleitet wurde), sondern die Siegertrophäe. Da gewinnen wir mal einen Pokal und dann ist das nicht mal ein Pokal! Diese dämlichen Scheiben gehen mir richtig auf den Butterkeks.

Erwähnenswert ist, dass heute auf Gruppenfahnen verzichtet wurde und nur die große blau-weiß gestreifte Berlinfahne (mit Herthafahne in der Mitte) aufgehängt wurde. Wir ließen unsere Fahne daher auch in der Tasche. Bei Cottbus hing ebenfalls hauptsächliche eine Vereinsfahne, dazu ein paar kleinere. Die Zaunfahne der „Alten Garde“ natürlich in Schwarz-Weiß-Rot gehalten. Aber damit scheint in Cottbus ganz offensichtlich keiner ein Problem zu haben.

Als wir gerade mit Fab und Mikkel über Killie schwadronieren wollten, kam dann das negative Ende des unterhaltsamen Vormittags. Die Bullen wollten nun Leute rausziehen und es entwickelten sich beim Abmarsch mal wieder Tumulte. Am Ende zogen die Szene natürlich den Kürzeren und es gab einige ätzende Festnahmen. Irgendwie waren schnell alle versprengt und wir mussten erstmal wieder den Überblick bekommen und uns sortieren. Das Aufgebot der Bullen war inzwischen richtig krass. Die Zahl der Behelmten hatte sich im Vergleich zum Spiel nun locker verdreifacht. Keine Ahnung ob da Einheiten für das Abendspiel mit herangezogen wurden. Ist ja auch egal. An einer eifrig beratschlagenden Zivimeute vorbei, ging es für unsere Autobesatzung zügig zurück zum Parkplatz in einer der Nebenstraßen, wobei uns eine Handvoll Wolfsburger Jogger-Träger mit Bauchtaschen noch schief anschielte. Was wollten die jetzt? Wir haben keine Karten!

Macht’s gut ihr Trottel!

KBK*15