Karlsruher SC – TSV 1860 München 2:0

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Zuschauer: 27.771

Ein langersehntes Wochenende mit der Blau-Weißen-Achse

Teil III

Inzwischen war es Sonntag geworden. Kein Sonntag in Ettlingen ohne Gourmet-Frühstück! Ihr könntet es auf Wahlplakate schreiben. Aber soweit ich weiß kann Ettlingen ja nicht Bundeskanzler werden. Auf jeden Fall vielen Dank für die viele Mühe. Wir haben es sehr genossen. Apropos „Genossen“, mir fällt ein, dass noch irgendwer am Vorabend „Die Partei, die hat immer Recht“ angestimmt hat und mir das den ganzen Morgen im Ohr festhing. Habt Ihr auch schon gehört, dass ein Ohrwurm bedeutet, dass Ihr in dem Moment keine hohe Denkleistung habt? So viel dazu. Mit mir war jedenfalls nicht viel anzufangen.

Norbert nahm uns alle in seinem Auto mit bis zum FP und schon war es vorbei mit der unschuldigen Ettlinger Idylle. Mit einem Mal waren wir wieder mitten drin in der versoffenen Fanwelt. Einige Berliner waren inzwischen drei-Tage-wach. Komischer Weise hingen sie aber nicht – wie zu erwarten gewesen wäre – in den Seilen, sondern skandierten immer noch die seltsamsten Dinge. Fast wäre ich in einem der bequemen FP-Sessel eingeschlafen, wären nicht plötzlich dichte blaue Rauchschwaden hereingezogen. Nein, für Pyro war es noch zu früh. Der Grill wurde angemacht! Wie so oft übernahmen ein paar stabile Karlsruher den Grill und leisteten hier heute eine Marathonschicht. Wir hatten zwar gerade erst gefrühstückt und trotzdem stand ich gleich in der Schlange. Die Gruppa war ja auch nicht besser. Die Jungs waren nämlich erstmal Schnitzel essen gegangen. „Hammer 3“. Stimmt schon, das hat Tradition und gehört zu einem schönen Besuch in Karlsruhe genauso dazu wie der Sonnenschein.

Ich hing noch etwas auf der Rampe ab (klingt lässig) und wurde fast von einem Hund von hinten überfallen. Das lag wohl an meinem Steak, das ich völlig unachtsam aß. Ein Glück das Fritze nicht da war. Der hätte vielleicht mit der neusten „Kot und Köter“-Ausgabe auf das arme Tier eingedroschen. Dabei hatte der doch bestimmt nur Hunger. Mir wäre nur der Hinweis wichtig, dass der Hund die Unterscheidung zwischen Steak und Ohr lernen muss.

Das Fanprojekt-Intro war bald darauf beendet, denn nun stand ein geschlossener Marsch zum Wildparkstadion an. Was mich – unabhängig von diesem heutigen – an Fanmärschen hierzulande nervt, ist die oft große Emotionslosigkeit. Das soll kein Vorwurf an die Organisatoren sein. Vielleicht fehlt den Momenten das besondere etwas? Vielleicht liegt es „den Deutschen“ einfach auch nicht so im Blut? Am Ende geht es dann doch eher um eindrucksvolle Mobfotos. Hier wurde heute ordentlich gezündet, was natürlich kurzweilig war. Außerdem gab es auf einer der Brücken eine extra Aktion der Stadionverbotler. Geplant war dann ein Spalier für den Mannschaftsbus auf der Straße vor dem Stadion. Das hat meiner Meinung nach nicht ganz so gut geklappt. Zu viele Leute hatten sich nach der sehr guten Beteiligung am Marsch schon wieder verdünnisiert.

Ein großer Haufen Berliner nahm dann erstmal den bekannten Graßhügel hinter der Gegengerade in Beschlag und genoss das Sonnenwetter bei ziemlich teuren Getränken. (So ist das nun mal heutzutage.) Die Karlsruher waren inzwischen ziemlich nervös und motiviert zugleich – bei der Ausgangslage war das natürlich gut verständlich. Bereits beim Aufwärmen der Mannschaften schallten die ersten Gesänge durchs Rund. (Ich muss einfach noch mal sagen, wie sehr ich dieses runde Wildparkstadion liebe!! Insgeheim hoffe ich ein bisschen, dass das mit dem Stadionneubau noch etwas dauert..)

Schön war, dass es heute auf den Rängen einen ordentlichen Gegner gab. Die Sechzger waren mit Mann und Maus angereist. Der prallgefüllte Block hinter vielen Zaunfahnen gab ein ansehnliches Bild ab. Ich nehme es gleich mal vorweg: Die haben hier heute gut einen abgefackelt. Ich weiß nicht mehr ob sie drei oder vier Mal gezündet haben, ob aus Freude oder (vermutlich eher) Frust. Ist auch egal. Es sah gut aus. Zu hören war, wie so oft vom Standort „L-Block“ aus, dafür eher weniger.
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Auf dem Platz gab es dann eine tolle Vorstellung vom KSC, während 1860 aus meiner Sicht (auch nach dieser Saison!) den Abstieg verdient gehabt hätte. Die waren ja ähnlich dünn wie Hertha. Die Karlsruher gewannen verdient mit 2:0 Das 1:0 fiel durch das Eigentor von Kai Bülow – well done you – bereits nach neun Minuten. Das 2:0 dann durch Torres in der zweiten Halbzeit. (Mögliche Torres-Anspielungen sind mir jetzt zu blöd.) Tja und dann kam irgendwann zum zweiten Mal an diesem Wochenende das Falschgerücht mit großem Tamm Tamm daher. Irgendwer behauptete, dass St. Pauli in Darmstadt die Führung erzielt hätte. Der Jubel auf allen Rängen schwoll an, die Stimmung eskalierte. Die Bullen und Ordner waren bereits in Position um Platzstürme zu verhindern. Das ganz große Szenario. Und am Ende? Ja am Ende hatte St. Pauli natürlich kein Tor geschossen. Wie auch nach dieser mageren Saison der Braun-Weißen und ausgerechnet gegen die Überflieger aus Darmstadt? Das wussten wir in dem Moment alles noch nicht. Beim Abpfiff war erstmal (für mich jedenfalls) alles total unklar. Der Sieg stand fest. Aber was bedeutete das nun? Aufstieg? Relegation? Den Leuten standen Fragezeichen in den Gesichtern. Schweiß und Angsperlen tropften von den Stirnen und Leibern. Relegation! Ach Scheiße. Die Enttäuschung war nun groß. Meiner Meinung nach könnte ruhig mal eine Protestwelle gegen diese bescheuerte Relegation überschwappen. In den unteren Ligen läuft es ja zum Teil noch beschissener ab. Es ist einfach ein unfaires System – und zu dem nur auf die Vermarktung ausgerichtet.
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Was war das denn für ein Wochenende? Alter! Strasbourg siegt geil und steigt nicht auf. Kein Jubel! Hertha verliert mies und steigt nicht ab. Kein Jubel! Karlsruhe siegt geil und kommt in die Relegation. Kein Jubel!
Tja, Relegation gegen den HSV. Was soll das schon werden? Jeder weiß doch, dass die sich wie immer wieder irgendwie rauswinden werden. Die Party war erstmal im Eimer. Kann ich verstehen. Trotzdem gingen die Planungen natürlich gleich weiter. Ticket- und Fahrtorganisation musste jetzt geklärt werden, denn noch ist die Saison nicht vorbei. Für mich schon, da ich arbeiten muss. Scheiß’n’Dreck.

Wir eisten uns dann nach einer Weile vom Rest los. Die anderen Berliner 9er brachen auch schon auf. Es war Zeit Abschied zu nehmen und das absurde Wochenende zu beenden. Und genau in diesem Moment – wo jeder nur noch ne dröge Rückfahrt erwartet – schaffte es die Gruppa Süd mal wieder positiv zu überraschen. Denn diese Rückfahrt, mit unserem eigenen Sound auf voller Lautstärke, Krakeelen bis der Arzt kommt und erstaunlich viel Dosenbier nach diesem Wochenende, war doch noch mal ein echtes Highlight. Danke dafür. Und wieder mal waren sich alle einig (bis auf Mike, der so alt ist, dass er irgendwie über Knochenleiden jammerte): Gern bald wieder. Danke an alle Freundinnen und Freunde für die geniale Gastfreundschaft und das einmalige Wochenende.

Fazit: Fazit? Zu diesem Wochenende? Geht nicht! Hier gab es nichts zu lernen. Hier gab es etwas zu erleben.