Wir starten, es geht los, all right, all ready, volle Pulle volle Power und Abschuss…whoop whoop, mööööp
Hertha spielt Freitagabend in Dortmund und wir stehen um 14:30 irgendwo an einem Waldweg bei Dreilinden und suchen Fieber-Hellmut, der seinen Wagen im Unterholz geparkt hat und ihn nun mit Ästen und Zweigen vor Dieben und dem Ordnungsamt tarnt. Nicht die besten Voraussetzungen, um ganz entspannt durch den Freitagabendverkehr Richtung Pott zu segeln. BigHead und ich malen im Cockpit schon schwarz und rechnen, bis wann wir umdrehen müssten, um es noch rechtzeitig zur „Live-Übertragung“ in der Simone zu schaffen. In der hinteren Reihe gibt es derweil andere „Probleme“: Der Wagen meiner Eltern spielt nur CDs ab. Skandal. Und eine Klinke besitzen sie auch nicht. Fieber-H hat seine Klinke natürlich im Auto gelassen. Ok, die selbstgebrannte CD meiner Mutter „Petras Hits 2007“ ist jetzt wirklich nicht soooo der Knaller. Muss ein schwieriges Jahr gewesen sein, ziemlich düstere Lieder, erst die hinteren Tracks gehen wieder etwas mehr nach vorne, aber da ist die letzte Reihe schon völlig bedient, greift hart ins Steuer und kauft an der nächsten Tanke ne Klinke.
Weiter geht es also mit ein paar Brettern von Marn. Rummesnuff – habe ich jetzt also auch mal gehört. Ganz hübsch. Den ganz großen Stau haben wir immer noch nicht erwischt und eine pünktliche Ankunft scheint immer noch möglich. Zeit und Raum spielen bei FieberH und Luke allerdings keine Rolle mehr, gerade Luke gibt sich gekonnt dem Wilthi hin und Fieber ereilt das klassische „ein Bier noch dann ist Schluss“-Problem. Ist zumindest mal ganz interessant, so ein Sauf-Spektakel aus der nüchternen Perspektive mitzuerleben. Wie die Konversationen immer wilder werden, am Ende reden beide mit unvollständigen Halbsatz-Brocken völlig aneinander vorbei. Aber das merken nur die anderen, die Unterhaltung läuft ganz locker weiter.
Höhe Unna dann also doch noch Stau. Wichtig dabei: Warnblinker, ein sehr deutsches Phänomen. Wir schaffen’s trotzdem rechtzeitig zum Stadion und haben in dem ganzen Parkplatz-Wahnsinn am Westfalenstadion ziemlich viel Glück und können die Karre schneller als gedacht neben dem Gästeparkplatz abstellen. 10 Minuten vor Anpfiff sind wir tatsächlich im Block – nanu, alles voll, 3.000 Herthaner an einem Freitagabend? Da waren wir doch vor ein paar Jahren noch mit kuschligen 800 Leuten. Vielleicht liegt’s am Ferienanfang? Keine Ahnung, in jedem Fall gewinnt man mit den Kunden hier wirklich keinen Blumentopf. Alter Falter, da ist ja wieder die unterste Schublade aus den Löchern gekrochen. Die Gesänge klingen dann auch wirklich eher nach „mit 300 Leuten in Wuppertal“ als nach Spitzenspiel der ersten Bundesliga. Die Mannschaft hingegen zeigt, dass sie sich nicht mit Wuppertal sondern Dortmund messen lassen will – und das klappt gut. Schönes Spiel, Hertha steht hinten halbwegs sicher, ab und an geht auch was nach vorne. In Halbzeit zwei wird es bunt, ein geiler Kick. Und Hertha geht tatsächlich in Führung. Der Vedator per Hacke auf den schönen Valentin und ladidabupbup – 1:0 Hertha. Im Gästeblock kurzes Toben und etwas bessere Stimmung. Dann wird’s wirklich bunt. Handelfmeter für den BVB, doch Scheren-Rune ist zur Stelle. Scheren-Rune? Viele wissen offenbar nicht, dass Rune als Kind oft an den norwegischen Aquakulturen gespielt hat und eines Tages in so einen Langusten-Kessel gefallen ist. Danach sind ihm Scheren gewachsen und Rune beschloss, Torhüter zu werden. Das darf die DFL natürlich nicht wissen, weshalb Rune immer Langhemden und Handschuhe tragen muss. Müsst ihr mal drauf achten. Seine beiden Scheren sind auch heute wieder zur Stelle und er „fischt“ Aubameyangs Schüsschen gekonnt aus der Ecke.
Spätestens jetzt ist richtig Fuego im Spiel. Auch die Gelb-Schwarzen Anhänger schaffen es jetzt, wo auf dem Platz die Kuh fliegt, endlich für Stimmung zu sorgen. Das war die 75 Minuten vorher auch eher so Wuppertal, aber jetzt ist auch auf der „Süd“ was los. Zwei rote Karten, dazu leider doch noch der Ausgleich in Minute 80 und der neutrale Zuschauer hat hier ganz bestimmt ein tolles Spiel gesehen. Wir auch.
Die Rückfahrt ist schnell erzählt. Wir kommen überraschend schnell und geschmeidig aus dem Verkehrs-Moloch Dortmund heraus, schalten alle Assistenzsysteme solch moderner Autos ein und lassen uns entspannt nach Hause bringen. Wie geil wird das erst, wenn es in ein paar Jahren wirklich selbstfahrende Autos gibt. Alkohol für alle, Schlafen für alle – endlich mal Fortschritt mit dem auch Auswärtsfahrer etwas anfangen können.
Auch FieberH hat das Trinken wie alle anderen auf der Rückfahrt leider eingestellt und so lassen sich ihm trotz mehrfacher Versuche keine Geheimnisse mehr über seine Erzieher-Flirts entlocken. Bleibt also noch der „Hertha-Opa“ als beliebtes Gesprächsthema. Wie hat er wohl den Tag verbracht? Sind die selbst gemachten Bouletten verzehrt, quatscht er vielleicht gerade eine paar „Alte“ von Verein XYZ in der Mitropa zu oder echauffiert er sich immer noch über die fehlenden Seifenspender auf den Gästetoiletten? War er vielleicht gar nicht im Stadion sondern auf der „Hund und Pferd“? Wir warten „gespannt“.
„Euer“ Fritze