Racing Club de Strasbourg – Amiens Sporting Club 0:1

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Zuschauer: 26.053

Endlich mal wieder ausrasten.. Ein Wochenende mit der Blau-Weißen Achse (Teil I)

Endlich! Endlich vom Examen befreit, stand (neben dem Halbfinale im Pokal) an diesem Wochenende das absolute Highlight der Saison an: Die diesjährige Achse-Tour. Seit Monaten freute ich mich auf dieses Ereignis wie ein Schneekönig.

Das Präludium gab es für einige von uns bereits am Donnerstag-Abend in Potsdam. Die legendäre Frittenbude spielte dort auf und wir erlebten einen astreinen Abriss. Ich selbst hatte den Termin leider schon aus dem Kalender gestrichen, da ich um 18:00 Uhr noch einen beruflichen Termin im tiefen Ostberlin hatte. Kurz vor Achte erreichte mich die SMS von Mike, dass Frittenbude nicht vor 21 Uhr spielen werden. Ich überlegte einen Moment lang und rannte dann wie bekloppt zum Bhf Karlshorst um den Regio zu erwischen. Die Verbindung passte gerade so. Mir ging hart die Pumpe, aber es reichte knapp. Also doch noch! In Potsdam schnell ins Taxi für die letzten Meter, wobei der Fahrer das „Spartacus“ nicht kannte. Amateur! „Das Flug“ und den Smashhit „Benzin“ verpasste ich natürlich, dafür gingen dann bei der Frittenbude die Pferde mit mir durch. Fühlte mich wie ein Jungbrunnen. Geil. Es war auch schön Powder nach einiger Zeit wiederzusehen, der im Moment ne harte Zeit durchmacht. Halte durch!

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Klitschnass nahmen wir kurz vor Mitternacht die Bahn zurück in Richtung Berlin, wobei statt Charlottenburg plötzlich Gesundbrunnen angefahren wurde. Trotz Abkürzung durch die Gartensparte (Dorf-Feeling! Geil!), war ich dann nicht vor Zwei im Bett. Egal, an in diesen Tagen zählt das Leben.

Am nächsten Morgen kurz nach Achte standen wir etwas hippelig in Altglienicke und warteten auf den Gruppa 9er. Quadrati steuerte den Esel kurz darauf auf den P&R und verkündete, dass wir keinen Aux-Anschluss haben. Fuck. Durch den kurzfristigen Konzertbesuch hatte ich den Hitmix für die Fahrt nicht mehr fertigstellen können. Maxi riet per SMS zu einem „FM-Transmitter“. Also machte ich mich erstmal voll zum Lemuren und sagte „Hey Jungs, wir brauchen einen FM-Transmitter, wisst Ihr was das ist?“ Technisch lebe ich irgendwo hinterm Mond. In Treuenbrietzen hielten wir beim Kaufland um ne Kiste Luft für Gastgeschenke (nicht jede Flasche schaffte es leider bis zu den Gastgebern), Wiener Würschte und Saure Stäbchen zu kaufen. (Fredi rastet gleich aus, wenn er von den Sauren Stäbchen liest.) In Dessau fuhren wir nen Mediamarkt an, um den erwähnten Transmitter zu kaufen, kurz bevor wir im Handschuhfach doch den Aux-Krempel fanden. Der Klassiker. Als wir ne halbe Stunde auf dem Parkplatz verbracht hatten, wollte Fliese noch mal aufs Klo. Hey, von mir gibt es da keinen Anranzer! Ich weiß wie das ist.

Kommen wir zum Wetter. Normalerweise fahren wir bei Fahrten in den Süden immer der Sonne entgegen. Karlsruhe steht in meinem Kopf wir schönes, warmes Wetter. Dieses Mal war es anders rum. Mit jedem Kilometer nahmen die Wolken zu und die Temperaturen ab. Wie singt das Jeans Team? „Scheiß drauf!“ Die gute Laune konnte nichts trüben. Zumal ab Thüringen (wo traditionell Rummelsnuffs „wenden scheulos mit der Hand“ läuft) links und rechts immer mehr Schnapsfelder zu sehen waren. (Vgl. Hoffenheim-Bericht) Der einzige dem die Schnapsfelder die Laune zu trüben schienen, war Mike, der endlich seinen Stoff brauchte. Also fuhr nun Moritz weiter, der uns für den Rest der gesamten Tour kutschierte. Kaum einer fährt so angenehm wie Moritz! Danke Kumpel. Mike präsentierte Sekunden nach dem Fahrerwechsel eine riesige Wilthener-Pulle. Noch nie gesehen so ein Teil! Mit fettem Korken, der beim rausziehen aus dem Bottich ploppende Geräusche macht.

Unser nächstes Ziel war seit längerem geplant. Neuerdings gibt es bei der Gruppa eine Auswärtsregel (unser Reglement wächst und wächst): Pro Tour muss ein braunes Autobahn-Kultur-Schild abgehakt werden. Ihr wisst schon „Kloster XY“ oder so. Dieses Mal war das einzige Pinsel- und Bürstenmuseum in Deutschland in Bechhofen dran. The place to be! Mike hatte schon vor Tagen unseren Besuch telefonisch angekündigt und so stand uns die Pforte bereits offen. Es folgten heiße Pinsel und Bürsten auf mehreren Etagen und wichtige Infos. Zum Beispiel pinselten die alten Ägypter mit – so wörtlich – „ausgefransten Papyrusstengeln“. Das ist bekannt. Während wir von Etage zu Etage fachkundiger wurden und lange an den 10cm langen Zahnbürsten aus dem 19. Jahrhundert verharrten, kam Fliese von den ausgestopften Tieren nicht los.

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Jetzt hieß es erstmal „exit through the gift shop“, wobei etwas schlechte Laune aufgrund des zu teuren Erotikpinsels aufkam. Dabei hatte der Museumsleiter noch die Parole „Erst den Erotikpinsel kaufen, dann aufs Klo“ ausgerufen. Marn investierte richtig und kaufte „Bürsti“, eine stilechte Holzbürste zum Rücken schrubben, die fortan bei allen Aktivitäten des Wochenendes dabei war. Wenn jemand was zu maulen hatte, wurde erstmal gebürstet. Schon sah die Welt anders aus!

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Nun mussten wir uns aber langsam ein bisschen sputen, da (trotz sauspäter Anstoßzeit von 21:00 Uhr) wir das Spiel in Strasbourg pünktlich schaffen wollten. Erstens sind Spiele unserer Freunde vom RCS sowieso immer geil, zweitens konnten sie heute mit einem Unentschieden den Aufstieg in die 2. Liga perfekt machen. Also los los los. Leider war die A6 voll wie Luke und Mike zusammen und es zog sich in die Länge. In Bruchsal verabredeten wir uns mit den vier HB98 9ern, die aber noch tiefer hinter uns im Stau steckten. So wurde es ganz schön knapp. Kurz vor dem Anpfiff erreichten wir aber das Stade de la Meinau – die Abkürzung über die Straßenbahn-Gleise wäre noch nicht mal nötig gewesen. Nach etwas Hin und Her wegen der Karten, passierten wir den Eingang diagonal zur Kurve der Ultra Boys und beeilten uns. Ich erreichte den Block gerade zur Schnipsel-Choreo und das Spiel begann.

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Wie schon im vergangenen Jahr, brannte offenbar die gesamte Stadt und Region auf den Aufstieg. Ausverkauftes Haus und Massen von jungen Leuten. Unser Kumpel Pierre-Luc erklärte, dass UB’90 erstmal 2 Stunden vor Anpfiff die vielen Jugendlichen aus ihrem Bereich drängen mussten. Na klar. Alle wollen da sein wo es abgeht. Doch auch jetzt war es noch so eng, dass es kaum ein Berliner in den Block schaffte. Mit etwas Mühe stand ich aber schnell unten beim UB-Kern. Ihr wisst schon Wille und Weg und so. Für mich war das Konzert am Abend ne ordentliche Ekstase. Aber das hier heute toppte das ganze nochmal richtig. Super geniale Stimmung im Stadion. Das machte richtig spaß. Vor allem in der zweiten Halbzeit wurde das beeindruckende (verpasste) Aufstiegsspiel aus der letzten Saison noch einmal getoppt. Die UB’90 stimmten ein Lied an und alle Ränge des Stadions gingen ab. In Deutschland steht dann oft die Gegentribüne auf und klatscht das Lied in deutscher Klatschmanier (die klatschen sogar bei Eminem live ihren Viervierteltakt durch) zu Tode. Hier sangen alle die Lieder mit. Totale Gänsehaut und Euphorie. Das Spiel etwas dünne, aber voll egal. 0:0 reichte. Und dann das! In der allerletzten Sekunde, als der Straßburger Trainer und ein Spieler schon vom Platz geflogen war, fängt sich der Straßburger Torwart noch sein kolossales Ei ein. Unser Torwart Fliese ist richtig ausgerastet. Der Ball war gerade hinter der Torlinie, als der Schiri-Wanker abpfiff. Total surreale Situation. Neben mir hatten sich die Ultra Boys bereits vermummt und die Fackeln im Anschlag und dann das! Richtig bitter. Die Gesichter und kalten Fackeln gingen schlagartig runter. Aus dem Bereich der Hools flogen nun einige Bengalen und Böller auf den Platz. Ob das so gut war ist nun die Frage, da Strasbourg noch nicht aufgestiegen ist. Ihr wisst ja Punktabzüge in Frankreich usw. Die bis dahin völlig unauffälligen Fans vom SC Amiens (ein Bus), jubelten natürlich und erhielten dafür ne krasse Abreibung, wobei auch die Fahnen verloren gingen. Hab glaub ich noch nie gesehen, dass Gästefans so mit Böllern, Fackeln und was so dazugehört aus dem Stadion gejagt wurden.

Ich dachte ja nur Hertha bringt solche Sachen fertig. Aber für Racing ist das offensichtlich auch typisch. Überall nur leere Gesichter. Wie im vergangenen Jahr hatten die UB’90 nen ordentlichen Feierplan, der wieder in die Hose ging. Zum Glück kann Strasbourg aber nächste Woche in Belfort oder zu Hause gegen Dunkerque noch aufsteigen. Das sollte eigentlich klappen. Nachdem ich irgendwo am Boden eine Eintrittskarte als Andenken gefunden hatte, fuhren wir zum UB-Lokal. Während ein Großteil der Berliner dort nach ein paar Bieren gen Karlsruhe aufbrach, blieben wir und Leute von HM noch vor Ort. Unter einer Choreoplane mit zwei Boxen wurde draußen an den Mülltonnen ordentlich einer geballert. Das war richtig Straße! Irgendwer zündete noch so ein riesiges Rohr von Bengalo, das locker 10-12min im Regen brannte. Also doch noch ne kleine, aber feine Fete. Als Luke und Fliese schon im 9er lagen, riss ich Pierre-Luc von seiner angeregten Unterhaltung los und wir fuhren zu viert in sein Maison. Ein hornaltes Haus mit knarrenden Dielen und einem modrigen Dorfkirchengeruch. Super! Leider zeigte der Blick auf die Uhr eine maximale Schlafzeit von drei Stunden an. Schade. Wir wären gern länger geblieben. Aber der Treffpunkt am Karlsruher Hauptbahnhof war nun mal für 09:30 am Sonnabend ausgegeben. Vielen Dank für die Gastfreundschaft an unsere Straßburger Gastgeber!

Erstes Fazit: Super Tourbeginn, richtig geiles Ausrasten im Stade de la Meinau, extremes Pech für Racing!

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