Hertha BSC – TSG Hoffenheim 1:3

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Zuschauer: 42.401

Ich weiß ja auch nicht. Irgendwie greife ich immer die Hoffenheim-Berichte ab. Scheiß drauf. Vor allem auf Hoffenheim. Auch nach Jahren geht dieser Kotzverein nur auf den Senkel. Es ist auch kein Ende der 1899er Ära in Sicht, eher vice versa. Seit nun auch noch RBL in der Bundesliga mitmischt, gerät Hoffenheim etwas aus dem Fokus. Zu Unrecht! Bedenkt nur wie elend der KSC im Moment wieder da steht. Dieser dämliche Plastikverein Hoffenheim dominiert die gesamte Region, während Traditionsvereine kaum eine Chance haben wieder hoch zu kommen. Ich denke da zum Beispiel auch an alte Rivalen wie Kaiserslautern oder sogar Waldhof Mannheim. Wie viel geiler wäre es, wieder gegen solche Vereine anzutreten. Aber der viel zitierte „Moderne Fußball“ ist gnadenlos anti-fußballromantisch und vor allem grenzenlos gewinnorientiert. Hertha BSC ist da im Grunde nicht anders und wir hängen in der Bredouille. Denn wer oben mitspielen will, muss wohl bei der Scheiße mitmachen. Die Alternative wäre höchstens ein HFC Falke Modell.

Hertha BSC - TSG Hoffenheim 004

Wieso schreibe ich wieder mal über diese Dinge? Kurz vor dem Spiel erreichte mich eine Mitglieder-Rundmail. Für gewöhnlich bin ich immer versucht, Rund-E-Mails ungelesen zu löschen. Dieses Mal schien die Sache aber sehr wichtig zu sein. Betreff „Unser neues Stadion – Ergebnis der Standortanalyse“. Hoppla. Ich las etwas unruhig den Text durch. Ein Stadion neben dem Stadion soll es also werden. Und wenn das nicht klappt: Ludwigsfelde. Ja Ihr habt richtig gelesen. DAS Ludwigsfelde. Draußen in TF vor den „Toren von Berlin“ oder eher vor den Toren von Luckenwalde. Die Diskussionen innerhalb der Gruppa zeigten heute, dass es hier keine einstimmige Meinung gibt. Entsprechend sind diese Zeilen auch nur meine spontane Meinung. Mir schmeckt die ganze Nummer gar nicht. Versucht das mal einem Menschen zu erklären, der sich weder für Fußball noch für Neoliberalismus interessiert. Da steht ein komplett modernisiertes Stadion mit Alleinstellungsfaktor in Berlin und dann baut man gleich daneben ein neues Fußballstadion weil, ja warum eigentlich? Naiv und verträumt erscheint ein Bild im Kopf: Da ist ein schöner großer See, ideal zum baden. Und dann kommen die Stammbadegäste mit der Idee, neben den See ein eigenes Freibad zu bauen. Denn der große See hat doch ein paar Strände zu viel, man läuft etwas länger durch das Uferwasser bis man im Tiefen ist, es gibt keinen steilen Sprungturm und dann muss man auch noch Miete für die Ruderboote bezahlen. Kommen die Badegäste nicht zum großen See, weil sie zu viel Platz für sich auf dem Strand haben? Das ist doch absurd. Sie sitzen zu Hause in ihren Whirpools und Eckbadewannen, sind bequem und nörgeln immer rum: Zu viele Algen im Seewasser, oft ist es zu kalt und hör bloß auf, zuweilen regnet es sogar. Die Präsentation im Sendung-mit-der-Maus-Style benennt hauptsächlich zwei Argumente für die neue Arena. (Arena – da hört es für mich schon auf. Warum heißen Stadien heute alle Arenen? Worin soll man sich von anderen unterscheiden, wenn allein schon der Name gleich ist?) 1. Das Stadion ist nicht voll ausgelastet. Schuld daran sei vor allem das Stadion selbst, denn das Olympiastadion ist kein reines Fußballstadion. Die Zuschauer sitzen angeblich zu weit weg, deswegen kommen zu wenige Fans. „Die Fans sollen den Rasen riechen“, heißt es. Irgendwer hat den Menschen eingeflüstert, dass Fußball nur genossen werden kann, wenn man direkt am Spielfeld sitzt. So ein Oberkäse. In der Ostkurve bei uns unten ist die Sicht in der Tat nicht besonders. Aber ich saß früher auch im Oberring oder auf der Gegengerade. Der Fußball war beeindruckend anzusehen und die Begeisterung war nicht geringer als bei irgendeinem Auswärtsspiel, bei dem ich näher am Rasen war. Das unanfechtbare Vorbild des englischen Fußballs wird auch beim Idealbild des Stadions wieder deutlich. Vergesst bei dem ganzen Theater nur nicht: Englischer Fußball ist der Tod einer aktiven Fankultur. Ich habe doch einige Spiele in Großbritannien gesehen. Ich hab erlebt wie Ordner und Bullen Leute aus dem Stadion geschmissen haben, nur weil sie von ihrem Sitzplatz aufgestanden sind. Und wie der Stadionsprecher alle 5 Minuten rumnervte, dass die Fans sitzen bleiben sollen. Schlimmer als die Pyro-Ansagen hierzulande. Erinnere mich gerade an St. Mirren vs. Aberdeen 2010.  Das Vorgehen gegen die Fans ging auf Kosten meiner Faszination. Und das obwohl ich direkt an der Linie saß und sogar vom Ball getroffen wurde, als ich den Nonsens auf den Rängen fotografieren wollte. Das Problem ist nicht das Stadion. Das Problem ist das Publikum, die fehlende Mentalität der Berliner und Brandenburger und natürlich die fehlende Anziehungskraft und verfehlte Außendarstellung des Vereins. 2. Das Olympiastadion ist nicht Herthas eigenes Stadion. Da möchte man doch fragen: Was ist schlimm daran? Die Miete? Wird diese denn wirklich teurer sein als die Finanzierung und Erhaltung eines Stadionneubaus? (Denkt nur wie schnell das Stadion in Leverkusen wieder modernisiert werden musste.) Kann mit dem Senat bei diesem Thema keine einigermaßen zufriedenstellende Einigung gefunden werden? Immerhin gibt es außer Hertha kaum Anwärter für Veranstaltungen im Olympiastadion. Im Grunde zählt hinter der ganzen Liste von angegebenen Gründen (mehr Zuschauer, mehr Sicherheit, Barrierefreiheit, modernere Technik, „noch bessere“ Atmosphäre, Fußball „haut nah“, denn „nur so können wir mit der Konkurrenz auf Dauer mithalten“,100 % privat finanziert, Veranstaltungsort zwischen Wuhlheide, Waldbühne und Olympiastadion) nur das ökonomische Argument. Ich bin kein Ökonom und möchte keiner werden. Inwiefern es also notwendig (!) ist, ein eigenes Stadion zu haben um mit den anderen mitzuhalten, kann ich nicht beantworten. Im modernen Fußball zählt immer zuerst die Wirtschaftlichkeit. Da mache ich mir nichts vor. Dennoch hat dieses Argument für mich keine Priorität und das ausformulierte Fazit des Ganzen finde ich schon etwas frech: „Wir können und wollen mit den Nachteilen des Olympiastadions nicht mehr leben.“ Das ist unfair gegenüber zahllosen anderen Vereinen, die mit ganz anderen Voraussetzungen und Strukturen arbeiten müssen. Letztendlich bleibt die Variante im Olympiapark dennoch natürlich die am ehesten erträgliche, auch wenn ich das Olympiastadion weiterhin bevorzuge. Ludwigsfelde würde eine Rebellion hervorrufen. Viele Fragezeichen gibt es natürlich bei der Einbindung der Vereinsmitglieder beim Thema Stadionneubau. Bleibt es dabei, dass wir wie mit dieser Mail, bzw. diesem Video vor vollendete Tatsachen gestellt werden?

Also Ihr merkt, das Spiel heute stand klar unter dem Vorzeichen dieser Standortanalyse. Flo sah das ganze etwas anders als ich und wir diskutierten ne Runde. Marn war derweil im Entspannungsmodus. Er hatte die Nachmittagssonne nach der Arbeit auf dem Teufelsberg genossen. War wohl trotz vieler Touris ganz gut da oben. Könnte ich auch mal wieder hin. Im Stadion übernahm ich mit Mao den Aufbau und die Vorfreude auf den Anpfiff stieg. Das Spiel begann auch ganz gut und nach einer halben Stunde platzte der Knoten bei unserem Torjäger Peter Pekarik, der doch seit 151. Bundesliga-Spielen ohne Treffer geblieben war. Es folgte allerdings ein verwandelter Hand-Elfmeter für Hoffenheim. In der zweiten Halbzeit ging so ziemlich alles schief. Erst ne Gelb-Rote für Mittelstädt, dann noch zwei Gegentore. Zum Vergessen. Auf den Rängen fiel positiv auf, dass kaum ein Mensch Interesse an der TSG hatte. Deutliche Lücken im Gästeblock. Die Stimmung bei uns so mittelmäßig. Natürlich habt Ihr im Text umher gescrollt, weil Ihr wissen wollt, wie das Battle mit der Gruppo THC weiterging. In Sachen Kassenrollen haben wir heute aufgeholt, dafür müssen wir uns selbstkritisch die fehlenden Zeitungsschnipsel ankreiden. Ich nehme an es war wieder ein Unentschieden. Da geht mehr. Bewusst hielten wir heute unseren Doppelhalter „Mehr Fussball – Weniger Geschäft“ etwas öfter hoch. Passte in jeder Hinsicht.

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So, dachte ich das schlechte Ende des Abends wäre mit der Niederlage bereits erreicht, hatte ich nicht mit den Kutten gerechnet. Bauarbeiten-bedingt endete meine S-Bahn am Alex. Während die Kuttenshow auf den Treppen noch etwas lustig war, zeigte sich die hässliche Seite nur kurz darauf. Angesoffen und auf Stress aus gab es erst ein Hin und Her mit ein paar Ostlern („Ja watt denn, watt denn, watt denn…“). Doch als die Unioner (?) nicht mehr wollten, mussten neue Feinde her. Bei den Rolltreppen war eine Clique junger Araber unterwegs und amüsierte sich (verständlicher Weise) über die besoffenen Herthakutten und hämmerten im Takt zu „Sandro Wagner ist ein Hurensohn“ ebenfalls ans Metall. Jetzt kochte der Ausländerhass im Blick der Typen, die direkt neben mir waren. „Dreckspack“, „Drecksvolk“, „Wie ick die hasse“, „Zigeuner“, „Kanaken“, das volle Programm. Mir reichte es jetzt, ich öffnete instinktiv meine Jacke, damit das Hertha-Trikot zu sehen ist und forderte die Kutten auf die Fresse zu halten. Mehr als „Wat willst Du denn jetzt?“ kam nicht zurück. Straßenerfahrene Berliner Jungs haben bekanntlich gelernt, sich nicht alles bieten zu lassen und so forderten die Araber nun zum Tanz. „Was guckst Du mich so an? Willst Du Stress, dann komm her..“ Die Herthakutten legten eine Schippe bei den rassistischen Beleidigungen drauf. „Kannst Du überhaupt verstehen was ich sage? Das ist deutsch. So was kannst Du nicht wa? Wir sind hier in Deutschland..“ Ich stand irgendwie zwischen beiden Gruppen und versuchte zu trennen, bis die erste Flasche zu Bruch ging. Trikot hin, Trikot her, meine erneute laute Aufforderung in Richtung der Kutten, sie mögen endlich die Fresse halten und sich verpissen, brachte gar nichts. Stattdessen flog nun die nächste Flasche seitens der Herthakutten und ich bestieg die U-Bahn. Die Dinge waren eh nicht mehr aufzuhalten und so tropfte wenige Minuten Später die rote Suppe auf den Asphalt. Das hatten sie nun davon. In der Bahn dann noch Support von anderen Herthafans, die Taschentücher reichten. Und jetzt ist natürlich wieder das Stadion schuld daran, dass die Außenwirkung von Hertha so miserabel ist. Jacke zu und ab nach Hause.

KBK*17

PS: Spezielle Grüße an unsere neuen Mitglieder Amir und Venant.