Werder Bremen – Hertha BSC 2:0

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Zuschauer 42.100 (ist anscheinend eine sehr wichtige Information)

Nachdem ich neulich mal halb im Spaß zu Micha gesagt hatte, dass es ja ganz schön wäre zu jedem Spiel so einen Bericht zu haben da man doch dazu neigt viele der „unvergesslichen“ Erlebnisse auf Auswärtsfahrten wieder zu vergessen, wurde ich spontan dazu genötigt, einen Gastbericht zu schreiben. Mein letzter eigener Bericht vom Spiel KSC gegen Rot-Weiß Oberhausen am 28.11.2010 ist zwar nicht gerade von gestern aber ich versuchs hier mal:

Los ging es morgens mit einem vollbesetzten 9er an der Messe. Für mich tatsächlich eine Premiere, denn obwohl ich vom Trampen bis zum Flugzeug schon so beinahe alles an Anreisemöglichkeiten durch habe, habe ich tatsächlich noch nie eine klassische 9er-Tour mitgemacht. Für meine erste Fahrt hätte es aber auch gerne ein schickerer 9er sein dürfen, das Modell das wir bekamen hatte, wie im Protokoll vermerkt wurde, “Flecken auf allen Sitzen” und darüber hinaus auch an der Decke. Musikboxen befanden sich nur vorne, sodass die gesamte Fahrt vom Hinterbus gefordert wurde, die Musik lauter aufzudrehen und die Fahrer-Reihe immer kurz vorm Hörsturz stand. Auch über meine Mitfahrer wusste ich nicht besonders viel und war dann doch ziemlich beeindruckt zu erfahren, dass Powder eine besonders hohe ethische Einstellung zur Zahnmedizin besitzt, wie wir aus seinem vorgetragenen Arbeitszeugnis erfuhren. Da konnte niemand mithalten und vielleicht waren dann aus Frust darüber einige Biere schnell geleert und der erste Stopp zwecks Getränkekauf musste irgendwo in Niedersachsen eingelegt werden.

Auf der weiteren Fahrt wurden ich und Nico, für den es ebenfalls die erste 9er Tour war, in diverse Auswärtsspiele eingeweiht. Das Rapsfeld/Schnapsfeld zum Beispiel. Zum Nachspielen seien hier nochmal kurz die Regeln erklärt: Immer wenn man ein Rapsfeld sieht, muss man einen Schluck aus seinem Getränk nehmen, natürlich idealerweise eine schöne Mische. Werden 8 Schnapsfelder gesichtet, muss der gesamte Becher geext werden. Das Spiel ist durchaus anwendbar, da in Richtung Norden ungefähr alle 10 Minuten ein Schnapsfeld auftaucht. Ein paar Mal wurden sogar mehrere Schnapsfelder gesichtet, für mein Dafürhalten 8, aber irgendwie war die Definition unklar und das Exen wurde von den Mitfahrern immer wegdiskutiert. Dafür waren sie teilweise recht erfinderisch, wenn es darum ging Schnapsfelder am Wegessrand zu erkennen. Irgendwas Gelbes war da ausreichend um laut “Schnapsfeld“ auszurufen. Es handele sich, wie ich belehrt wurde, eindeutig um wilden Schnaps (übrigens nicht zu verwechseln mit Wilthener Schnaps).

Ein anderes Spiel ist das sogenannte Listen-Spiel, bei dem in diesem Internet eine Liste mit z.B. allen amerikanischen Präsidenten gesucht wird, die dann von den Mitfahrern genannt werden müssen. Wer keinen mehr kennt, ist raus und der, der am Ende übrig bleibt, der Gewinner. Die geballte intellektuelle Kompetenz im 9er konnte beinahe alle 55 Länder Afrikas herausfinden, bei der Pokemon-Liste war allerdings nach der ersten Runde Schluss und auch meinen Listenvorschlag „Diktatoren mit Schnurrbart“ wollte niemand spielen.
Schneller als gedacht waren wir in Bremen und die ersten ehrgeizigen Pläne wurden verkündet. Micha plante den Schmuggel einer Berliner Luft-Flasche ins Stadion. Mein ganz eigener ambitionierter Plan bestand darin, dass ich 10€ auf einen 2:0 Auswärtssieg gesetzt hatte.

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Zum Spiel verliere ich dann mal nicht viele Worte. Der Alten Dame war im Gegensatz zu Micha unmittelbar nach Anpfiff die Luft ausgegangen und bereits nach einer Viertelstunde stand es 2:0 für Bremen. Dass es bis zu Halbzeit so blieb, war fast schon glücklich. Hertha präsentierte sich also genauso chancenlos wie erwartet, Offensiv-Bemühungen waren nicht zu erkennen.
So kam es dann, dass ich die Halbzeitpause am Bierstand mit Nico etwas ausdehnte, er stibitzte noch einen Pfandbecherturm und somit ein Gratisbier. Unter den anwesenden Herthanern ging währenddessen das Gerücht um, alle Getränke beim Auswärtsspiel im Darmstadt würde Hertha übernehmen. Da ich meine journalistische Aufgabe für diesen Bericht erfüllen wollte, musste ich überprüfen was Donato dazu sagte. Allerdings hatten viele andere Herthaner schon Recherchen bei ihm aufgenommen und er blieb genervt eine explizite Antwort schuldig. Ich werte das daher mal als ein Ja und freue mich schon auf die Darmstadt-Fahrt, bei der in der letzten Saison schon nicht besonders sparsam mit dem teuer-gekauftem Bier umgegangen worden ist.

Kurz nachdem ich den Block wieder betreten hatte, hätte Salomon Kalou beinahe zum Anschluss eingenetzt, war aber leider nichts. In der Folgezeit spielte Hertha stärker als in ersten Hälfte, war aber nach meiner Meinung zu keinem Zeitpunkt wirklich zwingend. Zwingend hätte allerdings der Elfmeter gepfiffen werden müssen, als Ibisevic in der 80. Minuten gefoult wurde. Hätte aber die 9. Auswärtsniederlage in Folge auch nicht verhindern können.
Zurück am Parkplatz machte sich dann der Frust breit und einige Werder-Fans mussten sich als Norddeutsche-Dullis bepöbeln lassen, daher lieber schnell Abfahrt. Aus irgendeinem Grund kamen einige Mitfahrer bei der ersten Pause auf die Idee ihre Bauchnäbel zu fotografieren. Ästhetisch sehr ansprechend, aber leider waren die dazugehörigen Bäuche noch leer, also ab zu einem griechischen Restaurant in der niedersächsischen Provinz. Der Wirt quartierte unsere schlagkräftige Truppe gleich mal in den Raucher-Wintergarten des Ladens um uns von den seriösen Besuchern zu separieren. Dadurch ließen wir uns aber die Stimmung nicht vermiesen und spätestens als Frank und Jakob alte Geschichten von ihren heldenhaften Kämpfen mit übermächtigen Gegner erzählten, wurde es ein gelungener Abend/Pause. Das Essen war soweit auch ganz gut, nur Köpi (König Pilsener) bleibt unverträglich!

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Wieder auf der Autobahn und auf der Jagd nach Schnapsfeldern. Eine für den Großteil der Anwesenden auch bei einbrechender Dunkelheit sehr erfolgreiche Jagd. Musikalisch wurden statt den Spitfire-Piloten die Vapeilas aufgelegt. Trotz Adelskrone war ich ziemlich betrunken und auch müde, sehr sogar. Als ich wach wurde, passierte der 9er gerade die Aral Tanke Messe Nord.
Wenn ich jetzt ein Fazit ziehen soll dann bleibt mir noch zu sagen, dass das Spiel so schrecklich wie befürchtet war, aber dafür 9er-Fahrten mindestens so süffig und lustig wie erhofft sind.
Also gerne mal wieder mit der Gruppa auswärts und dann vielleicht wieder mit einem Bericht an dieser Stelle.

Pascal

Ps: Die Gruppa Süd dankt Pascal herzlich für diesen gelungenen Gastbericht! Ha Ho He