Hamburger SV – Hertha BSC 1:2

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Zuschauer: 52.159

So jetzt aber, den halbfertigen Hoffenheim-Bericht schmeiße ich weg, es gab eh genug Streit am Spieltag. Den Bericht vom Heimspiel gegen Freiburg könnte ich auf nen Dreizeiler reduzieren, das lohnt dann aber auch nicht wirklich. Nun also Hamburch. Die Vorfreude auf dieses Spiel war etwas größer als sonst, da ein paar Leute von uns mit dabei waren, die nicht mehr so oft mitfahren. Dabei war das Warmmachen auf den Nordkracher bereits außergewöhnlich. Feine Sahne Fischfilet spielten ein Zusatzkonzert zu ihrer „Alles auf Rausch“ Tour in der Columbiahalle und die Gruppa war mit ner ordentlichen Abordnung am Start. Ein ziemlich geiles Konzert, das von allem etwas bot: Rumpogen, Saufen, über politische Statements nachdenken. Erstaunlich war der Unterschied zwischen Jung (unten) und Alt (oben). Dass von uns nur Robi (mit Brille – ist der wahnsinnig!) im Moshpit zu finden war und der Rest im Oberring schwofte, sagt etwas über unsere voranschreitenden Biografien aus. Jogi, wir werden alt. Nach der x-ten gelungenen Zugabe und Glückstrommeln der Massen auf Monchis nacktem Bierbauch eilte ich von dannen. Noch etwas schlafen. Und dann auswärts fahren.

Während sich Amir dem Zugfahrerhaufen vor Tau und Tag anschloss, Hertha-Fredi in den Armen seiner HSV-Familie lag, startete der Rest von uns am Vormittag mit einem 9er in Neukölln. 9 Sitze, 9 Leute. Irgendwie war es schon cool, so ganz unter uns zu sein. Draußen (wie sollte es bei einem Spiel gegen den HSV auch anders sein) wehte ne mächtig „stoife Brriese näh“ und so konnte das Wildpinkeln nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden. Satan war das kalt heute! Erfolgreicher fand stattdessen die Aufnahme von Paul-Peter statt. Der Schwur auf die Fahne war schon schön absurd. Unsere zuletzt aufgenommenen Mitglieder beschwerten sich, dass eine ähnliche Zeremonie bei ihnen nicht stattfand. Genaugenommen lief es bei ihnen so ab: „Hat einer was dagegen, dass die beiden aufgenommen werden? Nee? Dann ist es beschlossen.“ Kann es schon verstehen. Dröge Droge.

Wir waren gut drauf, hörten via Bluetooth Bretter der Gruppa, unterbrochen von absurden „Memos“ der Jungschen. Im Kopf blieb der Zaunfahnenverlust der Chemnitzer und die Erlebnisse einer Prostituierten mit Fußballspielern. Letzteres war echt bitter. Neumi aß derweil eine riesige Schinkenstulle nach der anderen. Der Rest freute sich auf den Besuch eines griechischen Restaurants in Hamburg-City. Das Essen war so mittel (oder?), aber was zählt ist eh die Gemeinschaft. Der einzige der wirklich böse wurde, war Dr. Tile. Wollten die dem doch einen gemischten Salat andrehen! Hallo? Geht’s noch?

Kurze Zeit später waren wir am Volksparkstadion, unserem heutigen Ziel. 7€ für nen Parkplatz nerven. Dafür gab’s auf dem Weg zum Stadion Polizeischutz in Form einer langen Reihe von Wannen. Sicherer geht’s nicht. Was wieder mächtig nervte war die Einlasssituation. Der steile Berg, die engen Eingänge, die peniblen Kontrollen, das Gezeter um Fanutensilien. Etwas cooler war es dann im Stadion. Wir positionierten uns eher im oberen Teil des Eckblockes im Unterring. Ganz unten war es zu eng. Die Fahne hing so halbwegs am Zaun. Der Blick auf die anderen Ränge erinnerte mich an das Ibrox. Optisch ist das Volksparkstadion auf jeden Fall eines der besseren Stadien in Deutschland. Leider habe ich (im Unterschied zu Powder) das alte Volksparkstadion nicht mehr selbst mit erlebt. Die Ultras unten im Block sangen ein neues Lied, das ganz cool klang, allerdings schwer zu verstehen war. Später bekamen wir aber Hilfe beim Text und dann ging es halbwegs. Dass sich inhaltlich viele Lieder bei uns gleichen, ist zwar schade, aber solange auch von uns selbst nichts kommt, muss sich hier auch keiner ernsthaft beschweren. Auch ich nicht. Ich finde da sind unsere Freunde aus Karlsruhe oft begabter. Gleichwohl die auch keine 7.000er Kurve haben.. und so ne Kracher wie „Ficken, Bumsen, KSC“. Im Hertha-Block war wieder der gesamten Pöbel vertreten, den man bei so einem Spiel erwartet. Voll und volldaneben. Ein Beispiel: Vor uns ein Typ mit „Berlin“-Schal und der Aufschrift „Halte Abstand – bleib gesund“. Gibt es so etwas nur bei uns? Ähnlich peinlich wie die Aufkleber, die aus dem Schriftzug „1.FC Union“ die Ableitung „Fotzen“ machten, oder das blau-weiße Anti RB Graffito am Luckenwalder Bahnhof, das sich gegen Red Bull Leibzig (sic!) positioniert. Ansonsten hatte der Mob Bock, gegen die dröhnende Beschallung aber erst ab der 1. Minute die Chance gehört zu werden.

Auf der Heimseite war ich gespannt, wie sich die Dinge entwickelt haben, seit es mit „Castaways“ und „Clique Du Nord“ neue Gruppen neben PT98 gibt. Dass die Nerven blank liegen, ist ja leicht verständlich. Seit Jahren hängt der HSV am dünnsten Ast vor dem Untergrund. So lange es heute halbwegs lief für die Hamburger, war die Stimmung auch okay. Bei weitem aber nicht umwerfend! Mit der deutlichen Leistungssteigerung unserer Mannschaft in der zweiten Halbzeit, wurde der Support gegenüber quasi eingestellt. Auch verständlich. Wie bereits vor einigen Wochen krachte es auf der Nordtribüne noch untereinander. Hinzu kam Stress mit den Bullen. Wir konnten live mit erleben, wie das Ding hier gegen die Wand fährt.

Ein Auf und Ab der Gefühle auf dem Platz und auf den Rängen. In der ersten Halbzeit ein engagierter, kämpfender HSV, der in der 25. Minute durch Douglas Santos verdient in Führung ging. Wir konnten froh sein, dass es nur bei einem Tor blieb. In der zweiten Halbzeit spielten wir um einiges besser. Endlich stimmten Laufbereitschaft und Einsatz. Die Tore von Lazaro (56. Minute) und Kalou (63. Minute) krönten das Ganze und wir durften über drei Punkte in Hamburg jubeln. Das klappt ja auch nicht immer, um es mal vorsichtig zu formulieren. Die „Endlich zweite Liga“ Gesänge gegen die Schwarz-Weiß-Blauen traten zwar ordentlich nach, gehören aber zu einer guten Pöbelei dazu. Auf dem Weg zum Parkplatz bewegten sich sämtliche Bullen Richtung Heimkurve. Wegen der Situation war auch kein Eimsbush Stylee zu sehen und alles blieb locker.

Wir standen dann erstmal im Stau. Na und, besser im warmen 9er mit ein paar Mollen abhängen als irgendwo draußen in der norddeutschen Kälte zu bibbern. Irgendwann hatte Moe ne Abkürzung über irgendwelche Schleichwege gefunden und auf der Autobhan wurde wieder mal betont, dass eine Hamburg-Fahrt zu kurz ist. Dementsprechend verging die Zeit bei z.T. absolutem Dämlejequatsche und Bewerbungsvideos für die „Sektion Superkrass“. Pyro im 9er. Nichtmal Frank konnte das verhindern. Und dann war dar noch der Liebesbrief an Salomon Kalou via Insta auf Französisch. Für den Siegtreffer war der allemal angemessen. Frage mich bloß warum der nicht geantwortet hat.

Etwa auf Höhe Neuruppin hielt es Fliese dann nicht mehr aus und er forderte, dass wir einen Supermarkt anfahren, um ihm mal so richtigen Alk zu besorgen. Scheiß auf Bier und Futschi, die eh längst leergetrunken waren und außerdem und überhaupt sei ja St.Patricks-Day in Irland. Als in dieser trostlosen Gegend kein derartiges Geschäft zu finden war (Sachen gibt’s..), plante er ein krachendes Besäufnis dahoam und kündigte seiner Freundin den Besuch der alkoholsüchtigen Teile der Gruppa Süd an. Somit verließ der Großteil angetrunken und gutgelaunt unseren 9er im Wedding und machte die weitere Nacht zum Tage, während ich mit Franky und Moe in den Süden fuhr.

Gutes Wochenende mit zwei sehr erfolgreichen Veranstaltungen vor allem aber drei sauwichtigen Punkten für den Klassenerhalt.

KBK*18

P.S.: Hut ab vor dem kürzlich gesprühten “LOVE HAMBURG – HATE RACISM” Graffito im Volksparkstadion. Man muss nicht St.Pauli Fan sein um klare Kante gegen Rechts zu zeigen.