Hertha BSC – Red Bull 0:3

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Zuschauer: 50.382

Heute keine Musik!

Hätte ich doch lieber über das Freiburgspiel geschrieben und voll Stolz berichtet, dass Stu mit iranischen Flüchtlingen beim Spiel war. Ihr wisst schon weibliche Fans sind im iranischen Fußball verboten. Die haben sich so auf das Spiel gefreut, dass sie sich schon Tage vorher intensiv auf die Partie vorbereiteten. Daten und Fakten en détail. Ich wusste noch nicht mal auf welchem Tabellenplatz wir standen.

Nun also aber ein paar Worte zum Debakel gegen Leipzig, für viele Herthafans mit Sicherheit das schlimmste Heimspiel der Saison. Und dass schon, bevor es überhaupt angepfiffen wurde. Wäre ein Spiel gegen Red Bull nicht ätzend genug, kam nun noch das Echo auf die Geschehnisse in Dortmund zum Zug. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die in Dortmund waren und kann ausgehend von deren authentischen Berichten auch heute noch nicht verstehen, wieso Hertha sich ganz grundsätzlich und unmittelbar nach den Geschehnissen auf die Seite der Polizei stellt, zu Lasten der eigenen Fans. Da versucht der Verein mit allen Mitteln neue Fans zu gewinnen und vergisst dabei, dass es bereits eine große Zahl von Herthanern im Stadion gibt, die mit solchen Stellungnahmen eher noch vertrieben werden. Sagen wir wie es ist. Union hätte bestimmt eine differenzierte Mitteilung veröffentlicht. Niemand muss Gewalt verteidigen oder Gutheißen. Aber über die Gewalt und gezielte Eskalation der Bullen komplett zu schweigen, das ist schon ein starkes Stück. Ist ein solcher Einsatz nicht genau das Gegenteil von dem was man erreichen will? Einen sicheren und friedlichen Ablauf des Spieltags? Die Zahl der Verletzten auf Seiten der Fans scheint derweil keine Rolle zu spielen.

Die Krone des Ganzen kam dann von der Geschäftsführung, die kurzerhand Spruchbänder, Doppelhalter usw. für alle verbot. Kollektivstrafen wie sie im Buche stehen. Ich war schon vor etlichen Jahren über solche Themen im Gespräch mit dem Verein. Da waren wir schon viel weiter. Und jetzt reißen sie alle Grundsätze einer bunten, kritischen Fankultur mit dem Hintern ein. Wer kommt auf so eine absurde Idee? Wundert sich dann ernsthaft jemand wenn die Masse nach fehlender Meinungsfreiheit schreit? Hausrecht hin oder her, sind wir hier nicht im öffentlichen Raum? Ich denke mindestens das, was strafrechtlich nicht relevant ist, muss der Verein abkönnen. Sie haben ja das Mittel sich öffentlich davon zu distanzieren. Was ja auch in der jüngeren Geschichte immer wieder geschehen ist.

So. Kurz nach Bekanntwerden der Strafmaßnahmen trafen sich die aktiven Gruppen der Ostkurve entschieden bald, dass gegen Red Bull keine Zaunfahne hängen würden (die nicht verboten waren) und wir auf jegliche Stimmung verzichten würden. Erinnerte alles an 2007 und die lange Boykottphase damals.

In der Kurve war dann echt nichts los, keine Fahnen hingen etc. Nur Venant saß allein unten und wunderte sich, warum keiner da war. Als wir geschlossen die Kurve betraten meinte er: „Was ist los? Heute keine Musik?“ Nein, heute keine Musik. „Das ist schlecht, dann verliert Hertha heute.“ Leider oder soll ich sagen natürlich hatte er recht.

Red Bull fertigte Hertha mit 0:3 ab und wir mussten uns die teilweise lauten und geschlossenen Gesänge der Neufans (was für ein Hobby hatten die vorher?) anhören. Jeder einzelne  Gesang war schon von anderen Szenen bekannt. So wird es enden, wenn die Ultras die Flinte ins Korn werfen. Glaubt es nur.

Dass der Mob ohne Stimmung zu machen in der Kurve stand konnte ich verstehen, fand es aber auch problematisch. Denn wenn wir von anderen verlangen, dass sie mitmachen sollen, wenn sie in der Kurve stehen, dann sollten auch wir selbst nur dort stehen, wenn wir supporten. Auf der anderen Seite gab es heute keinen stummen schwarzen Block unten und supportwillige Fans im oberen Teil.  Im Großen und Ganzen waren sich in der Ostkurve alle einig, das Schweigen angemessen war. Wie es weitergeht wird man sehen.

Foto: Sascha

Ein Spaßvogel in den angrenzenden Blöcken sprang in der zweiten Hälfte noch umher und versuchte die Massen zu animieren. Klappte eher nicht. Bei uns waren die Einen amüsiert, die Anderen sauer. Hans Dampf in allen Gassen war jedenfalls seinem großen Traum sehr nahe: Einmal Vorsänger sein…

Fazit: Der schönste Moment des Tages war die Betrachtung des Abendhimmels über Berlin bei der Hinfahrt. Aber dazu hätte ich eigentlich nicht zum Olympiastadion fahren müssen.

Gruppa!

KBK*18

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