Hertha BSC – Bayer Leverkusen 0:1 (04. Februar 2015)

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Zuschauer: 34.636

Dieses ewige Gemecker! Da sitzen und stehen viele Tausend Besserwisser Woche für Woche in den Stadien des Landes und meckern auf alles ein, was ihnen vor Augen steht: Spiel, Spieler, Schiri, Trainer, Management, Fans. Von „Spielt doch endlich mal über die Außen“ oder „der kann gar nichts“ bis hin zu „Trainer XY raus“ könnten unendliche Bände mit dem Gemecker der sog. Fußballsachverständigen in den Stadien gefüllt werden. Kommen die Kommentare der dreimalklugen Experten in den Kneipen und der fünfmalklugen bierbäuchigen Faulpelze auf dem Sofa hinzu, dann könnte eine ganze Bibliothek mit derartigen Sprüchen ins Burj Khalifa einziehen. Die Chaoten in den Kurven sind da nicht besser. Wir füllen ja ganze Fanzines mit unserem gefährlichen Halbwissen. Können wir das verhindern? Nein. Denn es liegt wohl in der Natur der Sache.
Hertha BSC - Bayer Leverkusen 001
Führen wir uns diese angesprochene Sache doch noch mal vor Augen. Am letzten Spieltag der Hinrunde wird Hertha von Hoffenheim (kotz!) richtig das Steißbein verdroschen. Dann geht’s in die wohlverdiente Weihnachtspause, bevor Management, Trainer und Team die Rückrundenvorbereitung intensiv dafür nutzen, die Kehrtwende einzuläuten. Alle denken jeden Tag nur an die nächsten Spiele und wie sich verbessern können, um so gut wie möglich zu spielen und Punkte zu holen. Das ist ihr Job. Dafür werden sie alle bezahlt (und zwar mit völlig überdimensionierten kranken Summen). Wenn dann der Spieltag heranrückt, konzentrieren sich alle im höchsten Maße auf das anstehende Spiel und versuchen alles Menschenmögliche, um das seit Wochen anvisierte Ziel zu erreichen.

Dann beginnt das Spiel und was passiert? Nichts. Ein bisschen Larifari hier, ein bisschen Rumgeplänkel da. Eine stolzgeschwellte Brust wegen des ach so toll gehaltenem 0:0 in der ersten Hälfte. Dann das Gegentor durch Kießling in der 49. Minute und nichts weiter, außer etwas langer Weile und Galgenhumor. Das war’s. Und ganz nebenbei geht Hertha unter. Die Minuskulisse von höchstens 20.000 Zuschauern wird (wie es scheint) von der offiziellen Zuschauerzahl noch unrealistisch beschönigt und alle fragen sich was hier eigentlich los ist. Warum hat keiner Bock ins Stadion zu gehen? Ja warum wohl? Denkt mal drüber nach! Ach nee, die Hauptverantwortlichen, die hier angesprochen sind, werden den Text wohl nicht lesen.

Was ich sagen will, auch auf die Gefahr phrasenartig rumzumeckern, ist das: Es ist die reine Frechheit! Das Niveau des Spiels wird der 1. Liga nicht ansatzweise gerecht. Leverkusen spielt scheiße, ist jedoch selbst noch in diesem völlig heruntergefahrenen Trainingsspielmodus von Hertha nicht zu schlagen. Die Spieler wissen nicht, was sie mit dem Ball anfangen sollen. (Mein Vater würde sagen: „Dann macht doch nen Gipsbecher aus der Nille!“) Der Trainer hat keine Ideen, bringt den degradierten Schulz in der 70. und Spielgestalter Ronny in der 80. Minute. Es passiert trotzdem nichts. Bei nasskaltem Wetter pfeift Schiri Drees ab, oder wie der heute wegen Krankheit abwesende Luke GSB sagen würde „aus“. Welche Erklärungen fallen mir dazu ein? Hauptsächlich drei Stammtischthesen:

1. Die Spieler haben keinen Bock auf Hertha und machen nur das, wozu sie vertraglich verpflichtet sind (Trainieren, Auflaufen, etwas Rumgurken und nach dem Spiel bedröppelt vor der Kurve lasch Klatschen).
2. Die Spieler haben keinen Bock mehr auf den Trainer, den Manager oder jemand anderes und verweigern bewusst ihr Engagement, um irgendwas zu erzwingen.
3. Die Spieler können’s einfach nicht besser. Doch das glaube ich nicht. Wie lange ist das Spiel gegen den FC Bayern her, wo die Mannschaft mit unglaublicher Lauf- und Kampfbereitschaft ein irres Spiel gegen den übermächtigen Meister ablieferte?

Vor unserem Lieblingsettlinger war mir die Darbietung auf dem Platz und den Rängen etwas peinlich. Aber der plante bereits vor dem Abpfiff für das nächste Wochende sein drittes Herthaspiel in Folge (kann ich nach dem Auftritt in Bremen und heute gut nachvollziehen) und orderte mit F.’s Banknoten neues Bier. Da lässt sich der lange Lulatsch nicht lumpen: Alles für die Blau-Weiße-Achse. Die alten Italiener in der Kurve werden wohl auch kaum weitertragen, dass da in Berlin ultramäßig richtig die Post abgeht. Junge Junge, wie kann ein Rückrundenstart nur so mordsmäßig trist ausfallen?

Wie geht es jetzt weiter? Luhukay ist raus, Preetz noch da, Dardai kommt zurück. Und wieder entscheidet sich die Vereinsführung für eine Kurskorrektur während der Spielzeit, beziehungsweise kurz nach der Winterpause, anstatt mal in Ruhe die Vorbereitung für einen neuen Kurs zu nutzen. Das kann ja noch wild werden. Aber ruhig bleiben. Wenn alles nicht klappt, können wir ja noch mal Mr. Skibbe oder O.Rehakles nachfragen, ob die etwas Zeit für eine kurzfristige Rettung haben.

KBK‘15

P.S.: Haha, jetzt muss ich doch etwas lachen. Habe mal auf den Spielbericht bei hertha.de geklickt. Und welche Überschrift haben die Freaks gewählt? Genießt es selbst, Freunde: „Einsatz nicht belohnt: Nach guter erster Hälfte unterliegen die Herthaner Leverkusen denkbar knapp mit 0:1.“