Bröndby IF – Hertha BSC 3:1 (3. Qualifikationsrunde zur Euroleague 16/17)

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Zuschauer: 17.000
(28. Juli 2016)


Europapokal Allesfahrer!

Jetzt schreibe ich also doch noch einen Bericht zum Auswärtsspiel in Kopenhagen. Hatte mir eigentlich auf der Rückfahrt vorgenommen nichts zu schreiben und nun beginne ich sogar mit einem Joke. Denn ja, tatsächlich, ich habe die komplette Europapokal-Saison von Hertha in den Stadien des Kontinentes miterlebt. Alle Spiele, alle Tore. Wohoo – Hertha International. Scheißt Euch in die Hosen! Vor Berlin zittert die Fußballwelt. Meine Güte. Das war es echt schon wieder. Mit 3:1 siegt Bröndby gegen Hertha und spielt jetzt (ich kann es ja schon einmal verraten) gegen Panathinaikos. Fuckin‘ hell, aber echt! Immerhin bleibt uns jetzt die nächste internationale Blamage erspart. Und die Leute vor den deutschen Fernsehgeräten stöhnen wieder im Gleichklang: „Hätte sich nicht eine andere Mannschaft den Euro-League-Platz ergattern können?“

Ja, der Sieg von Bröndby IF mit sage und schreibe drei Toren von Teemu Pukki war das miserable Ende eines mindestens durchwachsenen Tages. Der Jubel über das Kopfballtor von (erneut) Ibisevic zum 1:1 nach 30 Minuten war nur eine kurzer positiver Zwischenmoment. Es ging schon früh am grauen Morgen los, als der DSB-Bus, für den wir angemeldet waren, erst krass zu spät kam und dann auch noch – entgegen der Buchung – nicht genug Sitzplätze besaß. Das hat das Unternehmen echt verkackt. Zeitfressende Diskussionen ersparten wir uns (immerhin mussten wir ja alle noch die Fähre in Warnemünde erreichen) und stiegen spontan zu fünft ins Auto von Dr. Fliese. Schade, es hätte ruhig mal wieder ne Busfahrt sein können. Anton + Kumpels löteten also im Bus, während Fritze uns im Auto ein last minute Ticket auf der Fähre buchte. Dass es heutzutage ausreicht ein Handy bei der Ticketkontrolle vorzuzeigen, ist für mich immer noch verblüffend. Mit Ach und Krach schaffte es der DSB-Bus übrigens zum Glück auch noch. War aber eine Minuten-Angelegenheit. Zum ersten Mal an diesem Morgen konnte die Bus-Besatzung durchatmen. Die Fährfahrt gehörte für mich dann zu den Highlights des Tages. Gutes Wetter und ne frische Brise an Deck, dabei sehr gute Gespräche mit Ralf vom FP und anderen. Leider nur eine Zwei-Stundenfahrt bis Gedser.

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Bald hinter der dänischen Grenze trafen sich dann die verschiedenen Hertha-Busse (+ Bus aus KA, inkl. UB’90 und Gruppa-Jan an Bord) und Autos und fuhren als Kolonne nach Kopenhagen. Dort angekommen legte der Mob den Verkehr auf der Hauptstraße lahm und suchte sich ein Plätzchen in der Innenstadt, mit einigen Pubs in der Nähe. Etwas britisches Flair. Insgesamt aber (natürlich!) zu teuer und bei den Schlachtenbummlern kam auch kaum coole Europapokal-Atmosphäre auf. Ich suchte in der Gegend bei ziemlich drückendem Sonnenschein nach dem dänischen Halbmond (Genießer wissen wovon ich rede – dem Lieblingsessen der dänischen Bullen) und fand zu meiner Enttäuschung nur Klamottenläden und Firlefanz. Also nichts mit nem ordentlichen Mitbringsel.
Nachdem eine größere Abordnung aus Malmö eingetroffen war, brach der Mob wieder auf. Ziemlich motiviert, z.T. vermummt und mit Böllern etc. Vom Hauptbahnhof ging es eine Station mit der örtlichen Regionalbahn und dann zu Fuß weiter durch den Vorort bis zum Stadion von Bröndby. Dabei wieder etliche Böller, aber kein Lebenszeichen der Bröndby Leute. Die Bullen verhielten sich im Übrigen echt deeskalierend. Vor dem Mob liefen nur ein paar Beamte in normaler Straßenuniform, der Rest hielt sich im Hintergrund. Auch als etwas später der Gästeeingang gestürmt wurde, hielten sie sich zurück. In Deutschland wäre es spätestens jetzt komplett eskaliert. Die Uefa war derweil offensichtlich überhaupt nicht begeistert über die Aktion und drohte mit Spielabbruch, sollte irgendetwas auf das Spielfeld fliegen oder es einen Platzsturm geben. Ungehindert durch Ordner-Kontrollen oder Drehkreuze liefen wir etwas später ins Stadion, was den Vorteil hatte, dass unsere große Schwenkfahne (die eigentlich verboten war) und etwas Dosenbier mit in den Block gelangte.

Brondby%20IF%20-%20Hertha%20BSC%20%20026Der Auftritt der Szene im Stadion hat mir dann gar nicht zugesagt. Zwar konnte durch die anhaltende Vermummung völlig ungehindert gezündet werden, was für gute Bilder sorgte. Die Stimmung war unterdessen aber ziemlich scheiße. Unser Vorsänger brachte es auf den Punkt: Cool oder hart aussehen bringt gar nichts, wenn die Gesänge dabei viel zu leise sind. Ein überzeugender Support im Gästeblock sollte die oberste Priorität haben und nicht eine coole Aufnahme mit Pyro, vermummten Fans und dreistelligen Likes auf Facebook. Dementsprechend konnte ich der Pyroshow zwei Minuten vor dem Ende auch wenig abgewinnen. Die vielen roten Bengalen brannten, die Leute schwiegen dabei, das Foto war im Kasten und das Spiel zu Ende. Respekt erneut an die Vorsänger, die sich nach dem Abpfiff bemühten, einen Platzsturm der wütenden Herthaner zu verhindern. Na klar, beim Stand von 3:1 nach einem 1:0 Sieg im Hinspiel platzt schnell die Hutschnur. Eine Sperre beim nächsten Europapokalauftritt von Hertha (wann auch immer das sein wird) kann derweil niemand ernsthaft riskieren wollen. Bröndby hatte gewiss nicht die besseren Fußballer auf dem Platz, kämpfte aber mehr. Die Sydsiden Bröndby hatte übrigens wieder einen sehr guten, lautstarken Auftritt.

Für uns hieß es nur noch Material zusammenpacken und nichts wie raus. Draußen an den Bussen kam es dann noch zu einem Angriff von Bröndby mit Steinen. Dieses Mal waren die Bullen zum ersten Mal in größerer Anzahl vorhanden und griffen ein. Aus dem Netz erfuhren wir, dass später noch ein Herthaner durch einen Angriff von Bröndby Leuten schwer verletzt wurde. Dieser Tag war echt im Eimer. In den Folgetagen wurden innerhalb der Bröndby Szene Spendengelder aus Solidarität gesammelt. Wir waren jedenfalls Moritz und Fritze dankbar, dass sie das Auto noch am Vormittag am Stadion geparkt und dann umständlich mit dem Taxi in die Innenstadt gekommen waren. Sonst hätte es uns genauso erwischen können.

Wir fuhren nun über Fehmarn, während Namensvetter Marn in Portugal vor Lukes Handy-Stream fluchte. Beim Auffahren auf die Fähre hatten wir natürlich Schlönz auf der Nachbarspur, dem Fritze Liebesgrüße zurief. Nur Mirko waren offenbar die Sprotten ausgegangen, er guckte etwas deprimiert. Auf der Fähre gab es eine üble Wurst und triefendfettige Pommes Frites, die wir trotzdem aßen und dabei an Deck etwas in die Nacht starrten. Fliese war dann nach ein paar Hundert Kilometern müde und wollte „buh buh“ machen (so oder so ähnlich drückte er sich aus). Ich übernahm zu meiner eigenen Überraschung ziemlich fit und motiviert das Steuer. Beim Not-Tanken in einem kleinen Walddorf abseits der Autobahn (Ein Dank geht raus an Flo’s Navi) bei frischer Luft und dem obligatorischen Pinkeln an einen deutschen Kleingartenzaun kam dann wieder etwas gute Laune auf. In den frühen Morgenstunden erreichten wir schließlich wieder Berlin und die diesjährige Europapokal-Saison war auch für uns beendet. Großes Kino!

kbk*16