Rot-Weiß Essen – Hertha BSC 0:3 (DFB-Pokal) (26.10.11)

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Rot-Weiss Essen - Hertha BSC  044
Zweite Runde im Pokal – und dann zu Rot Weiß Essen. Das ist natürlich eines dieser Spiele, das diejenigen, die solche Spiele nicht auslassen können, natürlich nicht auslassen können. Und weil Bahnchef Manfred Grubé einen Sonderzug springen ließ, kamen alle anderen auch mit (Freunde was kostet die Welt? 10€!) und diejenigen, die alle Spiele immer und überall mit hinfahren, die treuesten der Treuen, die wildesten der Wilden, die härtesten der Harten, die größten der Großen und die kleinsten der Kleinen natürlich sowieso. In diesem Sinne: “When I see Grubé I go outta my head, I just can’t get enough, I just can’t get enough! All the things he did to me and all the things he said, I just can’t get enough, I just can’t get enough, we slip and slide as we fall in love with a Bahnchef who’s called Manfred Grubé! Der der der der der der der der der der der der der der der der der der der der!”

Ein Klassiker, fast so bekannt wie: „Unser Bahnchef ist überall bekannt, mehr gehasst, als geliebt, es ist der Manfred Grubé von der deutschen Bahn und er wünscht uns den Sieg. Lalalalalalalalalalalalalala.“ Oder auch dem Schlüpferstürmer Nummer Eins: „Olé olé olé olé – Bahnchef Grubeé“. Na ja jedenfalls feiern wir uns richtig darauf, den besten Bahnchef aller Bahnchefs zu haben. Wissen viele nicht, ist aber so! Ätsch. Und ne geile Szene haben wir noch dazu. Ach stark, wir sind die Größten! Und dann noch so geschickt, Dosenbier einzukaufen. Und so geil, geil gggg geil, dass wir es dann auch trinken. Mein lieber Herr Gesangsverein und Menschenherz was willst Du mehr? Mir fällt da eine ganze Menge ein, aber das hat hier nichts verloren. Denn das ist natürlich privat, intim und zudem noch etwas, dass keinen etwas angeht. Nicht einmal mich selbst.
Aber egal. Nun sind wir zurück im Oberhaus und treten jetzt die Schwaben raus (okay die zweite Satzhälfte hab ich geklaut). Auch gut. Oder sogar noch besser. Einige heulen rum, weil die 2. Liga im nächsten Jahr die „beste 2.Liga aller Zeiten“ wird, was evtl zum ersten Mal stimmen könnte. Aber, der KSC hat es ja zum Glück noch geschafft und so haben auch wir im nächsten Jahr die Möglichkeit in einigen Knallerspielen die richtige Mannschaft in Blau und Weiß zu unterstützen.
Also wie diesen Zeulen, denn Zeilen zu schreiben ist zu schwierig, zu entnehmen ist, waren wir in einem Zug unterwegs. Ich schlenderte von hier nach dort und trank dann singend mit den anwesenden GSB und dem Piraten Dosenbier. Klassisch, wie in England seinerzeit. Ach so, so weit war ich ja schon. Verzeiht, so kommen wir nicht weiter. Nebenan saßen die Haudegen von der Blue Army und taten im übrigen ähnliches, obwohl die doch seit dem Ausscheiden in Dortmund 2008 erklärt hatten, künftig von solchen Pokalfahrten (wegen der zu hohen Erfolgsrate) Abstand nehmen zu wollen. Leider war die Hinfahrt unter den zu ahnenden Umständen viel zu kurz. Dennoch, die Vorfreude auf ein Fußballspiel dieser Extraklasse war rrrriesig. In Essen angekommen gab es ein unfreundliches Helau der örtlichen Bullen und wir wurden in Busse verfrachtet. Diese brachten uns zum ¾ Ground (denn die Westkurve des Georg Melches Stadion ist ja schon etwas länger nicht mehr..). Bis dahin war die Stimmung noch einigermaßen in Ordnung. Aber jedenfalls bei mir kippte sie jetzt. Es gab nämlich den üblichen Stress mit den Ordnern. Die gingen überhaupt nicht heute. So ein Theater. Ich hatte so Frechheiten im Rucksack wie Frühstückswaffeln, einen Apfel und Kugelschreiber. Widerwärtig. Ihr habt ganz Recht, ich werde mich fortan hassen. Die Rucksackabgabestelle war übrigens ein unbedachter/unbewachter Bauzaun. Wem soll ich hier denn vertrauen? Und als ich nach einem Vorgesetzten verlangte, der den Quatsch mal erklärt hieß es nur O-Ton “Ey XX komm mal her, hier will einer unbedingt das Spiel verpassen.” Wahnsinn gingen die auf alle Zünder. Apropos Zünder. Sogenannte Sprengstoffspürhunde hatten sie auch im Einsatz. Mit im Schritt rumschnüffelt und so. Will nicht wissen wie sich das anfühlt, wenn so ein Hund in dieser Situation mal anschlägt, vielleicht weil der Kollege neben an Rauchpulver im Anus hat. So langsam aber sicher reicht es. An dieser Stelle eine Randnotiz: Auch Fußballfans sind Menschen. Ach das interessiert eh keinen. Weiter im Text.
Im Block dann doch noch mal kurz Freude. Denn so etwas haben wir ja normaler Weise nicht mehr. Wie R.K. sagte: „DAS ist Fußball!“ Richtig. Und die Ultras Essen und Co gleich nebenan. Ich dachte hier würde heute ein richtiges Feuerwerk an Emotion und Stimmung abgebrannt. Ein Battle der Ränge, wie es sich einer wilder nicht denken kann. In Wahrheit war es dann aber doch eher halblau bis mittelgar. Vor allem von Hertha-Seite. Der Pöbelfaktor war alles andere als niveauvoll, geschweige denn kamen die Gassenhauer in ordentlicher Lautstärke. Aus so einem Spiel kann viel mehr herausgeholt werden – das sage ich Euch! Die Heimtribüne war ab und an ganz gut drauf, kann ich zugeben. Als bei uns im Block ein halber Bengalo brannte (da wurde wahrscheinlich der Hund in der Pfanne verrückt), gab es zu dem ein „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ Spruchband.
Auf dem Platz lief alles wie immer. Hertha souverän und sicher. Die Blau-Weißen schlugen die Rot-Weißen, wie es sich gehört, mit 3:0 in der zweiten Halbzeit und die Torschützen waren Ramos, Lasogga und Ru Ru Rukavytsya. Wie jedes Jahr zieht der mächtige Hauptstadtklub damit in die 3. Runde des DFB-Pokals ein und wird vermutlich in der nächsten Runde den ruhmreichen FC Bayern der 1. Liga auswärts abgreifen. Na frreili un mia sans do au wieder dobei, wenn ein Szenebus auf nem Dienstagabend noch versucht die letzten Plätze für die Fahrt am Mittwochabend loszuwerden. Ach Freunde, das sind Geschichten die nur der Fußball schreibt. Und der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und auf der Rückfahrt quetsche ich mich mit Quadratauge und Röchel W. zusammen auf zwei Sitze, so lange bis erstgenannter von unserem Dachdecker Nummer Eins (Name von der Redaktion vergessen) und Timoftschuk, dem Mann der späten Stunden, ins Tanzabteil gezogen und dort mit grün-bläulichem Gift behandelt wurde. Im Anschluss brach Quadratauge erschöpft ab und Röchel W. und ich versuchten zu chillen, wie die Jugendlichen sagen, was aber nicht so sehr gut gelang, da einige der Jugendlichen regelmäßig die Stromzufuhr zwischen den einzelnen Sonderzugwagen unterbrachen, was wiederum für ein unregelmäßiges Festival of Lights sorgte. Ja und dann zogen die eben beschriebenen Jugendlichen natürlich noch ab und zu die Notbremse. Aber darüber muss ich Euch nicht weiter informieren, Ihr wisst ja alle wie das ist, mit Hertha away…
Fazit: Hiermit lege ich für alle Zeiten Zeugnis davon ab, dass es einst den Verein Rot Weiß Essen gegeben hat. Wir haben an seiner Heimstätte, dem Georg Melches Stadion, noch bevor es abgerissen wurde, in der 2. Runde des DFB-Pokals, am 26. Oktober 2011 mit 3:0 gewonnen. Schade eigentlich, dass die Kapitalisten und sonstigen Unmenschen keinen Gefallen an solchen Fußballvereinen haben. Oder sollte ich mich täuschen und RWE überlebt doch noch? Wir werden es erleben.
Fazit II: Und es hat immer noch nicht geknallt.. Aber wer weiß, Vorsicht ist die Mutter Deiner oder meiner Porzellankiste, vielleicht haben die Essener ja einen richtig heißen Plan ausgetüftelt und stehen nächste Woche mit verschränkten Armen in Wolfsburg auf dem Gleis, wenn der Sonderzug aus Berlin einfährt!? Wir werden es erleben.
Anmerkung: Viele wissen es oder auch nicht, aber der Mann heißt eigentlich gar nicht Manfred.

kbk 2011