Eintracht Frankfurt – Hertha BSC (2:2) (18.4.10)

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sge_hbsc_11Irgendwann am Nachmittag dieses milden Frühlingstages erreichte mich in Frankfurt am Main eine SMS von meinem Lieblingszottel aus der Heimat: Im Inforadio hätten sie gesagt, dass zum Spiel zwischen Eintracht und Hertha am heutigen Sonnabend der größte Polizeieinsatz seit der WM organisiert würde und das sich Hooligans aus ganz Europa im Internet zu diesem Gipfeltreffen verabredet hätten. Äußerst interessant. Was die Reporter nicht alles wissen (wollen). Unsere S-Bahn, gefüllt mit etwa 300 Blau-Weißen aus Berlin, Karlsruhe und Strasbourg stand nach dem Ziehen einer Notbremse wenige Meter vor dem Bahnhof zum Waldstadion. So ziemlich an der gleichen Stelle, an der in der letzten Saison die Steine auf unseren Zug flogen. In der Luft über unserer Bahn: Leuchtraketen und Böller. So wie bei einem Schiff, dass in Seenot geraten ist. Kein Schelm denkt jetzt bitte an den Hertha-Dampfer. Den Zug verlassen hat zum Glück niemand, denn auch in diesem Jahr fuhren wieder einige Züge mit vollem Tempo auf den Nachbargleisen vorbei.

Na das soll ja hier kein Krawallbericht werden. Aber ihr merkt, dass Spiel gegen Frankfurt ist schon ein ganz besonderes im Jahr. Zumindest in dieser Saison gibt es kein vergleichbares für uns in der ersten Liga. Angereist bis Frankfurt waren wir übrigens mit der Regionalbahn, die uns einmal quer durch Mitteldeutschland brachte. Die Landschaft sah teilweise echt erstaunlich aus, weswegen mancher Frühaufsteher sich wohl gerne an die Serie „ Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands“ erinnerte. Ansonsten kann ich nicht viel berichten. Aber ich kann ruhig mal erwähnen, dass die uns begleitenden Bullen der Marke gemütlich waren. Haben wir denen auch mal gesagt. Es ist sofort einen Unterschied zu merken, ob es etwas ältere und erfahrene Semester sind, die nicht gleich wegen jeder gerauchten Zigarette im Dreieck springen. Die waren sogar so locker drauf, dass der Großteil der Kompanie ein Abteil weiter saß und gemütlich schlief, oder uns in Kassel gleichsam ohne Begleitung auf den Bahnhofsvorplatz ziehen ließ und noch nicht mal nach diesen schweinlauten Böllern (die mir langsam aber sicher richtig auf den Sack gehen – vor allem wenn sie so nah an den Leuten gezündet werden) hatten sie vor etwas an dieser Haltung zu ändern.

Also springen wir wieder in der Erzählung und kommen, nach dem der Schaffner 3 Liter Schweiß verloren hatte beim suchen der festgestellte Bremse, am Bahnhof an. Der Marsch zum Stadion verlief ohne Zwischenfälle. Thommy vom FP erwähnte, dass er noch nie erlebt habe, dass etliche Hundert Menschen, scheinbar aus Anspannung, so still sich auf einem Haufen bewegten. Dieser Satz ging mir später noch nach.

Im Waldstadion gab es dann eine Choreo von der Heimseite. Das Motiv war gegen unsere Blondine gerichtet: „Wenn der Schein der Alten Dame zerbricht – Dann zeigt die launische Diva ihr schönstes Gesicht.“ Dazu gab es eine Blockfahne zum drehen: Erst zeigte das Bild eine schrumpelige Rentnerin, auf den Kopf gedreht dann aber eine junge Frau. Umrandet war das ganze von Zetteln und Luftballons in den Farben Schwarz, Weiß und Rot. Ich fand die Choreo gelungen. Mir würde es allerdings nicht gefallen so viel auf den Gegner einzugehen, aber das ist ja deren Sache. Ach ja und dann gab es ja noch ein Vögelchen, dass den Blau-Weißen schon im Vorfeld die Choreoidee flüsterte. So hatten wir eine kleine Antwort parat: „Alte Dame? Blonde Haare, dicke Titten BSC!“. Leider hat es nicht ganz geklappt, dass das Spruchband von den weiblichen Anhängern auf dem Zaun präsentiert wird. Na beim nächsten Mal! Die junge angebliche Schönheit bezeichneten wir als „Alte Crack Diva“. Ernsthaft gab es noch ein Spruchband für Brösel im Krankenhaus.
Die Stimmung fand ich, knapp gesagt, auf beiden Seiten ziemlich schlecht. Schade, dass das große Engagement von der Straße nicht auch im Stadion gebracht wird. Eigentlich sollte doch das Spiel im Mittelpunkt stehen? So ist jedenfalls meine Meinung.
Auf dem Rasen wechselte die Situation permanent: Halbzeit 1, Führung für uns durch Kacar, gleichbedeutend mit Hoffnung, und Ausgleich durch Korkmaz, gleichbedeutend mit Ernüchterung. Danach verschießt die Eintracht einen Elfmeter und im direkten Gegenzug die erneute Führung für Hertha durch Raffael. Halbzeit 2 dann der Ausgleich durch Russ. Der Sieg wäre mal wieder drin gewesen. Aber es soll in diesem Jahr einfach nicht klappen. Damit es besonders weh tut, haben wir auch nicht verloren, sondern müssen das Gezitter wohl noch 1-2 Wochen ertragen. Man wie geht das auf den Zeiger!

Auf dem Rückweg vom Stadion gab es nichts wirklich besonders, dafür am Stadionbahnhof etwas Hektik: Eine kleine Gruppe Frankfurter stand komischer Weise genau auf unserem Gleis, an dem die Sonderbahn wartete. Damit ging die haargenaue Planung der Bullen – mit 2 Hubschraubern etc. – mal wieder doch nicht ganz auf. Am HBF gab es ein kurzes Aufeinandertreffen zwischen Anhängern beider Lager (auch hier ging die Bullentaktik nicht auf) und dann fuhr unser ICE heimwärts, wobei der Großteil der Bande erschöpft ins Reich der Träume eintauchte.
Danke und herzlichste Grüße an die vielen vielen Karlsruher und Straßburger, die uns heute unterstützten und an unseren Jenaer Kumpel, der mit Plan D bis FFM und zurück kam!

Fazit: Mensch bei Hertha, da kann man doch was erleben..

kbk 2010