Rot Weiß Ahlen – Karlsruher SC (1:3) (6.12.09)

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03Teil 1.

Wieder einmal gab es eine ganz normale Auswärtsfahrt zu erleben. Halt! Der Schreiber Lügt! Das Anstoßzeitengewirr, das unseren guten alten Fußball zunehmend zerstört – denn es ist ein Indiz für die beherrschende Funktion der Vermarkter – dieses Gewirr hatte für uns heute einmal einen Vorteil. Ich traue mich kaum das so zu bezeichnen. Nicht das einem die Verantwortlichen so etwas noch eines Tages als Argument vorhalten.
Heute geschah, was ich noch nie erlebt habe. Für den Blick in Geschichtsbücher bin ich augenblicklich zu faul, daher kann ich es nicht mit Sicherheit ausschließen. Das es so etwas gegeben hätte, ist mir jedoch unbekannt: An einem Tag konnten wir die Spiele von Hertha und dem KSC sehen. Das war schon ein ganz besonderer Moment.

Mit dem verschweinten Glück des Spielplans und der Anordnung auf der Landkarte fuhren drei Berliner Szenebusse also am frühen 2.Advent um 5 Uhr auf nach Ahlen. Nur absolute Freaks haben diesen „Punkt“ schon „gemacht“, wie es in der Hoppersprache heißt.
In den Tagen vor dem Spiel muss allerdings irgendwas vorgefallen sein. Ich tippe mal auf das Zusammentreffen mit den Rigani. So war nach wenigen besprochenen Kilometern und einer Runde Geburtstagsbier von Muskel, wie er neuerdings von Brummi genannt wird, bereits Tiefschlaf bei vielen anwesenden angesagt. 20-30 km irgendwo in Westfahlen, kurz vor dem Zielort (auf den Reim wollte ich jetzt verzichten), lassen wir das Ortsschild und riefen einmündig: „Ohh, Ahl(e)n. Ohh Ahl(e)n.“

Über einige Dörfer – bei Beckum erwähnte Sergio Z., dass es neulich zwischen Lippstadt und Gütersloh wohl übel geknallt hat (Handballhools, Schlackende SVler, Ahlener, da waren alle vertreten) – ging es ins Oberdorf der Region. Da noch eine Weile zu verbringen war, stopften sich die Unbelehrbaren mit Fastfoodfrühstück voll. Ich hab mich dabei gewundert, warum regelmäßig DSB-Jungs vom Frauenklo kamen. Vor dem „Restaurant“ übrigens gab es ein sehr interessantes Reptiliengeschäft, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wieder hatten wir etwas zu skandieren: „Reptilien, Amphibien, Wir-bel-lose!“.
Zu Fuß suchten wir die Ahlener Ultras oder Wahlweise das Wersestadion, bis wir letzteres nach einer grobgeschätzten halben Stunde auch fanden. Die Werse erinnert ganz stark an die Wuhle. Nur als Nebeninfo. Im Gästebereich gibt es eine Imbissbude, die fast Charme versprühen kann. Die Preise allerdings waren etwas zu sehr angehoben. Ansonsten ist das Ministadion eine willkommene Abwechslung zum Noch-Alltag. Zu sehr daran gewöhnen brauchen wir uns vielleicht trotzdem nicht, denn es sieht ja so aus als stiege auch Ahlen nach dieser Saison ab.

Bald wurden die 3 eintrudelnden Ultrabusse aus Karlsruhe begrüßt und dann begann auch schon die Partie. Auf Ahlener Seite fiel nur ein Banner auf: „Rudelbildung“. Da ich von der Ahlener Fanszene, die bestehen soll, überhaupt keine Ahnung hatte, musste ich mir von den Karlsruher Kumpels erst erzählen lassen, dass die RWA-Szene wohl auch mit vielen Stadionverboten zu kämpfen hat. So war mit Heimstimmung nicht zu rechnen.
Ich war gespannt wie sich ein so großer Ultrapöbel in Szene würde setzen können. Mit 2 Vorsängern, Trommeln und Fahnen hatte der blau-weiße Mob natürlich klar die Oberhand im Wersestadion. Trotzdem – irgendwie hab ich mehr erwartet. Manchmal fehlte die ganz große Emotion im ein- oder anderen Gesicht. Vielleicht wollten sich manche Berliner auch noch schonen für den Abend – das Argument wäre ja noch halbwegs vertretbar.

Der KSC ging durch Stindl und Iashvili, der Typ ist mir irgendwie sympathisch, noch vor der Pause mit 2:0 in Führung. Ein Gefühl das uns fremd geworden ist. Als ein Ahlener Spieler, mit dem Namen Bröker, 20 Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer schoss, wurde es noch einmal etwas zittrig. Doch wieder war es Lars Stindl, der die Blau-Weißen jubeln ließ. Das 3:1 war ein verdientes Ergebnis, auch wenn es phasenweise kein wirklich packendes Spiel war.
Glückwunsch zum Auswärtssieg und ab in die Busse.

Fazit: Graffiti wurde nicht in America, sondern in Ahlen erfunden! (Wussten vielleicht manche noch nicht.)

kbk 2009