Schlake 04 – Hertha BSC (2:0) (6.12.09)

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Schalke 04 - Hertha BSC  005Teil 2.

In der Kolonne fuhren 3 Berliner und 3 Karlsruher Busse nun weiter in den Ruhrpott rein zum Spiel unserer geliebten Hertha gegen die unbeliebten Schlackigen.
Viele gönnten sich eine Mütze Schlaf. Sonst wurde kurz über Sex gesprochen (das ist ja auch ein wichtiges Thema). Ich hörte mir noch klassisches Dämlejjequatsche aus Ostberlin an und war belustigt wie David Seaman (die Namen sind eigentlich längst unpassend geworden – aber ich will sie nicht lassen) mitten in dieses Geschehen hineingezogen wurde.

Der Einlass an der Halle war halbwegs erträglich. Dann gings schnell rein in den Block. Bereits in 8 Minuten sollte der Schiedsrichter Kircher, der vielleicht auch ein Schieber ist (die Experten sind sich uneinig), das Spiel anpfeifen. Die üblichen Vorbereitungen wurden getroffen, Trommeln ans Podest gehangen, Fahnen aufgestockt, die Zaunfahnen an die Plexiglasscheibe geklebt. Der Platz für Zaunfahnen ist in der Halle leider nicht ausreichend vorhanden. So blieb die GSB-Auswärtsfahne nur in den Händen von Quadratauge und Schoki, den beiden treuen Seelen.
Anpfiff und der Berliner Mob war guter Dinge. Vielleicht lag es daran, dass ich direkt vor der Plexiglasscheibe mit meiner Trommel stand, aber die Gesänge dröhnten richtig gut.
Da auch unsere Spieler, die Pfeifen und Tröten, im ersten Durchgang noch nicht ganz so katastrophal Fußball spielten, war die Stimmung prächtig. Durchschlagskraft für die ganze Halle ist natürlich noch etwas anderes. Nicht falsch verstehen. Hertha rettete das 0:0 in die Pause. Das reicht natürlich nicht – wir brauchen einen Sieg!

Also gings mit Vollgas in die zweite Hälfte. Wieder war der Block guter Dinge. Gerade als wir lautstark Hertha – Strasbourg (au demeurant salut garcons!) –Karlsruhe eingehakt sangen, traf Drecks“S“-Fehler zum 0:1. Scheiße. Auch wenn niemand, nicht damit gerechnet hätte, es war ein Schock. Außer „Ihr sollt Kämpfen und Siegen“ und „Ha Ho He“ kam nicht mehr viel. Und die Tröten taten ihr übriges. Nach vorne war es ganz Dünne. Raffael und Cicero enttäuschten. Ebert spielte – wie Muskel treffend beschrieb – sich für Beckham haltend und allgemein war hinten wieder Kraut und Rüben das Motto. Nachdem Janker kurz vor Schluss Gelb-Rot sah und auch noch ein Elfmeterpfiff ertönte, den Rafinha verwandelte, war klar: Hertha hat schon wieder klar verloren, obwohl die Heimtruppe auch sehr schlecht war. Ob nun der Schiri schuld hat oder nicht – dass das jetzt als Grund für die Pleite genannt wird, ist einfach nur peinlich.
Und so standen wir da im strömenden Regen – ach nein, nicht einmal das. Die Halle hatte ja das Dach geschlossen und die Luft saunaartig werden lassen.

Draußen verabschiedeten sich die Teile der Blau-Weißen-Achse, wobei wir viele Trostworte bekamen. Danke dafür Brüder! Es war schon regelrecht peinlich, dass unser Spiel einen so unrühmlichen Abschluss für den genialen Tag bedeutete.
Nachdem es auch nicht gelungen war unseren Lieblingskarlsruher in den Hinterbus zu entführen, fuhren wir entgültig ab. Einen Moment herrschte tiefe Trauer. Dann war klar, dass uns das auch nicht mehr hilft. Also folgte Galgenhumor. Bei Listi meldeten wir uns schon mal telefonisch für die Busliste nach Hamburg zum Finale des Europapokals an. Ich denke das Spiel werde ich auch mitnehmen. Erlebt man ja nicht alle Tage so was.
Bei der handelsüblichen Raste kam sogar noch einmal Spaß auf, den wir mit beschlackten Kutten hatten. Herthaner beschmissen sie einfach mit Müll, den es bei Fastfoodgeschäften – tja Eigentor Scheißläden, macht lieber eure Drecksbuden zu und entschuldigt euch beim Blauen Planeten für Eure Vergehen an Mensch und Umwelt – ja massenweise gibt. Als dann auch noch Weihnachtsbaumkugeln zerrollten, die Herthaner sich als Beschlackte ausgaben um abzulenken, wer das gewesen sei, war die Stimmung so gut, dass wir lieber abfuhren. Im Bus bekam der Vorderbus – heute fast nur mit der Hauptstadtmafia besetzt – kräftig was um die Ohren. Teilweise unterste Schublade. Schieben wir es mal auf den Frust. Wobei die Kluft zwischen Vorder- und Hinterbus ist bekanntlich sehr tief. Das heutige Liedgut gibt bestimmt noch Beef. Aber Beef, Beef, Beef – sagt doch über den Charakter gar nichts aus.
Gruß an Quadratauge, Schoki und den Australian Surferboy.

In diesem Sinne noch das Fazit:
Wir werden unseren Kindern erzählen, was für eine schöne Zeit wir hatten – damals mit Hertha in der ersten Liga. Um das Millennium herum, als Hertha sogar einige Male im Europapokal mitspielte. Damals als Hertha sogar fast Deutscher Meister (!) geworden wäre, kurz bevor der Verfall begann. Ja, das war eine schöne Zeit!

kbk 2009