Cannstatt – Hertha BSC (2:0) (21.03.09)

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Der geneigte Leser von Gruppa Süd Berichten wird schon sehnlichst Zeilen erwartet haben, die etwas von der großen Euphorie auffangen, die derzeit in Berlin rund um den Hauptstadtklub Nummer Eins gelebt wird. Doch zu viele Jungs in der Bande lümmeln lieber im Tee rum als mal einen Bericht zu verfassen. Aber hier geht’s gar nicht ums meckern.
Verdammte Scheiße die alte Schrulle Hertha ist auf einmal gar nicht mehr so schrullig, sondern spielt äußert effektiven, mehr als sonst, sogar ansehnlichen Fußball. Wir sind Tabellenführer! Die ganze Liga kotzt, denn Hertha will dort oben keiner sehen. Wenn es auch nur eine Momentaufnahme ist, das Leben gleicht derzeit einem schönen Spielfilm. Die Experten bereden, wie viele Chancen Hertha auf den Meistertitel hat! Lest Euch den Satz noch mal durch. Denn, die meinen das ernst. Es sind keine Kabarettstücke, sondern üblich banale, doch – wie gesagt – ernsthafte Diskussionen. Wir haben 10 Heimspiele in Folge gewonnen. Wir haben sogar in Cottbus gewonnen. Wir haben mit Hoffenheim, den Bayern und Leverkusen vermeintliche Titelaspiranten dieser Saison geschlagen. Hertha ist wieder wer. Wie es auf dem Spruchband gegen Bayer Leverkusen zu lesen war: WIR SIND STOLZ WIE BOLLE!
Heute war dann wieder eine Auswärtsfahrt dran. Auswärts spielt Hertha lange nicht so konstant in dieser Saison wie zu Hause und ehrlich gesagt konnte ich mit keiner körperlichen Funktion eine Vorstellung davon erreichen, wie es gewesen wäre, hätten wir auch heute gewonnen. Den Namen der Stadt, in die wir heute laut Spielplan reisen mussten, lasse ich aus Respekt für unsere Karlsruher Freunde einfach mal raus. Vor dem Sonnenaufgang fanden sich die Herthafanatiker (darunter etliche kaputte Leute, die sich keinen moralischen Grundsätzen unterwerfen wollen) in West-Berlin ein, um mit zwei Doppeldecker Bussen (darunter mindestens ein kaputter, der sich keinen Sicherheitsmaßstäblichen Grundsätzen unterwerfen will) die TagundNachtfahrt anzutreten. Die Hinterbusbesatzung war etwas ausgedünnt (es fehlten unter anderen zwei unvergleichliche Haarschöpfe) und moralisch absolut die unterste Kategorie heute. Pfui Igitt Böses Baby Kitty Schmidt. Das ist jetzt keine Anspielung auf irgendetwas, sondern nur der Versuch einer anklagenden Entrüstungsausrufung. Dank gebührt gleich Schubi (nicht Bierbüchsenschubi), der ein magnetisches Schachbrett dabei hatte und sich mir auf den bekannten schwarz-weißen Feldern stellte. Eine wichtige Ablenkung bei all dem Faschismus, der sicher nur mir galt, weil ich mich so kolossal darüber aufregte. Der Kroate kannte wahnsinnig viele Witze (von denen jeder, egal welcher Kategorie er zuzuordnen war, absolut grenzüberschreitend war). Der Türke aber hat im inoffiziellen Wettbewerb in meinen Augen gewonnen, weil er den Witz vom Igel erzählte. Festzuhalten ist, dass der Bruder der Sektion Gruppo-Verbot (bei der es heute fast geknallt hätte, jedenfalls gab es Meinungsverschiedenheiten innerhalb dieser Bande) seine Stärken nicht im Witze erzählen hat. Vielleicht kann er gut Klavier spielen, hätte der verständnisvolle Pädagoge (nicht Demagoge) gesagt. Wichtig bleibt noch der Unterschied zwischen karitativ und karikativ und die Erwähnung der besoffenen Unterhemdfraktion im Unterbus, die in Sachen Party heute die Hosen unangefochten anhatte; und dann waren wir auch da – in der Stadt aus bloßem Beton. Sieht das dort alles kolossal langweilig aus. Na, ich wollte über die Stadt sowieso nichts schreiben. Über die Anhänger des dortigen Fussballvereins übrigens auch nicht wirklich. Aus näherer Distanz ward keiner gesehen. Im Stadion, das nicht so hässlich, wie seine Bauweise schändlich ist, für die Akustik, protestierten sie mit Spruchbändern gegen Stadionverbote. Zu hören war nicht viel, aber, wie gesagt auch die Bauweise des Stadions wird daran Anteil gehabt haben. Wir waren, um es gleich vorwegzunehmen, übrigens auch nicht gut. Gerade als Dank für die geile Mannschaftsleistung ist meiner Meinung nach mehr gefordert!
Hervorzuheben ist, dass wir heute mal wieder mehr an Stadionmaterialien (Schwenkfahnen, Doppelhalter etc.) erlaubt bekamen als sonst. Es gibt zwar keinen logischen Grund, Materialien überhaupt zu beschränken, dennoch ist das schon ein Fortschritt zu anderen Stadien und Spielen.
Ein Harlekins-Spruchband gab es für einen schwererkrankten Unioner, dem man nur sehnlichst wünschen kann den Kampf zu gewinnen. Es gab auch heute wieder eine Schweigeminute für die Opfer von Winnenden. Peinlich, dass manche meinen sich in dem Moment profilieren zu müssen.

Dann begann das Spiel.
E E Ebert hat uns einen Bärendienst erwiesen und so kam die in letzter Zeit feste Formation durcheinander. Als nach kurzer Zeit auch noch Arne Friedrich verletzt raus musste wurde nicht nur mir mulmig. Voronin schoss nach Zehn Minuten schweinemillimeter knapp am Tor des Schalker Schweins vorbei. Die Heimmannschaft war danach in allen belangen besser und gewann verdient am Ende mit 2:0, durch zwei Tore zu Beginn der zweiten Halbzeit. Es hätte gar noch höher ausfallen können. Hertha wirkte Ideenlos über weite Strecken des Spiels. Die Einwechslung von Pante brachte nichts. Ist die Zeit des großen Stürmers wirklich schon komplett vorbei?
Tja, wieder einmal war das Spiel der große Dämpfer. Wir müssen bei 4 Mannschaften im Rücken aufpassen, soviel ist natürlich klar.
Aber meckern will ich – wie gesagt – nicht. Wir sind Erster!

Zurück an den Bussen war ich über die geringe Bullenanzahl verwundert. Aber wie schon bei der Ankunft, so sollten deeskalierende Maßnahmen aussehen! Alles lief entspannt ab. Nur fragt man sich ob dahinter schon wieder eine spezielle Taktik stand. Wollen die, dass Herthafans und Heimfans sich mal begegnen können? Wir verabschiedeten die Exulanten und anders fahrenden der berühmten Gruppa (zum Beispiel Brüstetimo und Sexmichi) und brachen auf zur ewigen Rückfahrt.
Beim Fastfoodgeschäft (wann brennt die endlich einer ab?!!) wurde Tomas Uifalusi von einem Hardcore Schwaben angemacht. Der Kerl, Vater eines Jungen, der sich nicht die Haare wäscht und Oberlippenflaum trägt, rutschte mit seinem Sessel 10 Meter an Sergio Zarate ran und quasselte in seiner Sprache wie wild drauf los. Wir drehten uns alle erschrocken weg. Doch Dörflein war ein sittlicher Mann und stand dem Kerl Rede und Antwort: „Ja…ne glaub ich nicht das Wolfsburg Meister wird.“. „Ne…glaub ich nicht.“. „Hm… ja … muss man abwarten.“. „Ja… na denn..ja klar.“ Der – ich nenne ihn weiterhin so – Kerl war überglücklich und prasselte noch geschätzte 1000 Sätze hinter her, bis es auch Ernesto Che zu bunt wurde und er gänzlich schwieg, ja sogar einen Aufstehversuch andeutete. Ab in den Bus und weiter durch die Nacht. Nach den moralischen Ausfällen des Hinterbusses, schlief der Großteil ein. Schubi ließ sich noch zu ner Partie hinreißen. Der Vorderbus nervte etwas (es gehört dazu, dass man schlecht über den Vorderbus redet. Das ist politisch.). Der Unterbus schlug heftig Alarm, bis uns in den frühen Stunden vor dem Morgengrauen der Funkturm anstrahlte.

Fazit: Wir müssen scheiß Dortmund schlagen! Unbedingt!

VfB027kbk 2009