Werder Bremen – Hertha BSC (5:1) (1.11.08)

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Hertha spielte auswärts, ein weiteres mal und ich berichte, ihr ahnt es.
Das dritte Überbleibsel der traditionellen deutschen Stadtstaaten, Bremen, war das Ziel der Reise.
Während sich der Hauptmob brutaler Schläger und menschenverachtender Asozialer mit dem Sonderzug von Berlin aus aufmachte, reiste ich mit Marn und Qualm, wie früher, im Auto an. Direkt aus dem herbstlichen Erzgebirge ging es über Zwickau, Leipzig, Halle, Magdeburg (lebt der Osten?) in den Westteil der Republik. Die Fahrt war schnöde bis langweilig.
Absoluter Höhepunkt war eine billige Raste in der nähe von Halle. Vor dem Klo entdeckte Marn einen Aufkleber von Dynamo Dresden auf den Boden geklebt (Also auf die Gehwegplatten)! Dieser Aufkleber wurde von der Saalefront aus Halle aber auch noch überklebt, denn der Feind darf nicht gewinnen. Großes Kino im östlichen Nebel von Nirgendwo.
Den Rest der Fahrt amüsierte ich mich, während die anderen schliefen, über den Wahnsinn von Formatradiosendern. Die aufgesetzten Stimmen sind sehr erstaunlich. Diese Roboter verkörpern die ekelhaften Züge deutschperversen Arbeitslebens. Ich bitte um (verbale?) Anschläge. Passend muss das „Ab 18“ – Zitat genannt werden: „Wir hassen Pitbulls, Skinheads und Formatradio“.

In Bremen waren wir viel zu früh. So trafen wir einen ehemaligen Schulkameraden zu einem Kaffe an der Weser und nebenbei auf die Jungs von der Blue-Army, die dort mit befreundeten Bremern frühstückten. Vor dem Stadion sah man nur ekelhafte Leute.
Kennt ihr eigentlich schon den Fangesang „Alle Bremer stinken, alle Bremer stinken, weil sie aus der Weser trinken..“? Ein weiteres mal großes Kino an diesem Tag. Nachdem noch etwas Zeit verplaudert wurde, traf endlich die Bande ein. Im Schlepptau allerdings zwei ganz miese Gestalten: Zottel und Brille. Die beiden waren aus Hamburg gekommen und hatten jetzt lange Stunden auf der Kirmes zugebracht. Rattenvoll brüllten sie mich – um sich grabschend – zur Begrüßung an, hatten ein peinliches Plüschherz umgehängt und erzählten Erlebnisse aus dem Märchenland. Schlimme Jungs. Das muss ich sagen.

Im Block betrachtete ich überrascht noch kurz die knapp 2000 mitgereisten Berliner (wann gab es das schon zuletzt?), dann gingen die Fahnen in die Luft und Hertha sollte, den Gesängen nach, gewinnen. Worin ist Hertha so richtig gut? Klar, das weiß jeder: Hertha kann richtig gut schwache Gegner wieder aufbauen. Am liebsten Bremen. Wenn es nicht läuft, kommen wir und die können wieder ein paar Risse kitten. Ekelhaft. Bremen ist vor und nach dem Spiel (Panathinaikos) so unglaublich schlecht in Form gewesen. Aber das macht ja nichts. 5 gurkige Tore haben uns die gammligen Fischfresser reingehauen und Torwächter Gäng war meistens auch noch Schuld daran. Der denkbar mieseste Einstieg, den man sich als junger Fußballer vorstellen kann. Zum Spiel muss nichts mehr gesagt werden. Es war einfach peinlich. Ganz Deutschland weiß, dass Hertha durchschnitt ist und durchschnitt bleibt. Sonst starteten wir ja mal eine Serie (Also eine richtige, nicht etwa „3 Spiele nicht verloren“). Aber dazu kommt es sowieso nicht. (Gerne revidiere ich eines Tages meine Aussage.)

Der Block zeigte sich dagegen resistent und sang das ganze Spiel durch. Die letzte halbe Stunde gab es nur einen Satz, den man noch singen konnte „Hertha BSC wird es immer sein – Hertha BSC heißt unser Verein“. Das ganze mächtig laut. Die Bremer hatten mächtig viele Fahnen im Block, was zugegebener Maßen nicht ganz Scheiße aussah, konnten aber nur sehr wenige Male auch akustisch wahrgenommen werden.
Nach dem Abpfiff verabschiedeten wir die elenden Suffis zur Zugrückfahrt und schlugen uns durch die Massen (in Bremen ist glaub ich jeder im Stadion, oder mindestens in einer Fußballkneipe) zum Auto. In diesem saßen wir noch eine Weile fest, weil die bereits erwähnten Massen einen widerwärtigen Stau produzierten. Arne fuhr uns dann geruhsam nach Hause, zu gewohnt beschwingten Klängen.
Fazit: Hertha war ja noch nie ein Auswärtsschreck, durch solche Spiele aber sorgen die Blau-Weißen dafür beständig zur Kategorie „schlagbar“ gezählt zu werden. Wann schütteln wir das endlich mal ab?

kbk 2008