Toulouse FC – RC Strasbourg 1:2

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Zuschauer: 15.465

 

Mit Strasbourg in Toulouse!

Mit der Freundin im Gepäck ging es schon am Freitag nach Toulouse. Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten gesehen hatten, machten wir uns am Samstag mit fünf weiteren Berlinern auf den Weg nach Colomiers. Auf dem Weg dorthin trafen wir die ersten beiden Strasbourger mit denen wir in Colomiers erstmal eine Rugby-Kneipe besuchten da die Groundhopper-App uns eine Stunde zu früh an diesen schönen Ort schickte. Nach einer kühlen Orangina ging es dann zum Stadion Complexe Sportif Capitany wo das Spitzenspiel US Colimiers gegen CO Le Puy stattfand. Für schlappe 5€ gab es sogar einen Sitzplatz auf der überdachten Tribüne. Spielerisch war es kein Leckerbissen. Nach vielen gelben Karten und einen Ball, der den Weg weit übers Tor ins Industriegebiet fand gelang der Gastmannschaft doch tatsächlich das Tor zum 0:1, was auch der Endstand der Partie war. Nach dem Spiel ging es zurück zum Hotel. Am Sonntag trafen wir uns gegen 14 Uhr mit den rechtlichen Berlinern und warteten vor einer Kneipe auf die Strasbourger Busbesatzung die auch wenig später schon eintrafen. Nachdem ein Herr in Uniform die Kneipe betrat und sagte, dass der Bus zurück zur Kneipe kommt um uns zum Stadion zu bringen, wurden schnell ein paar UBERS bestellt, in denen die Frauen zum Stadion geschickt wurden. Bevor der Bus, inklusive Polizei eintraf, machte sich der Rest zu Fuß mit ein paar Fahnenstangen bewaffnet auf den Weg zum Stadion. Mit solch einem motivieren Haufen ohne Polizeibegleitung durch die Straßen zu ziehen, wäre bei uns in Deutschland wohlmöglich undenkbar, wobei ein Streifenwagen schon vor der Kneipe hielt, aber wieder wegfuhr. Ohne weitere Vorkommnisse kamen wir am Stadion an. Vorm Stadion noch ein Mobfoto geschossen und ab ins Stadion.

Die Ordner am Einlass machten ihren Job sehr genau, weswegen es auch eine Weile dauerte bis alle im Stadion waren. Zum Spielbeginn zeigten die Indians Tolosa
eine Choreo, bestehend aus einer großen Blockfahne, einem Spruchband und mehreren Plastikschals.

Während des Spiels konnte man außer nach dem Anschlusstreffer zum 1:1 nicht viel von der Heimkurve wahrnehmen. Die Gäste Fans waren gut gelaunt und legten für die geringe Anzahl an Leuten einen guten Auftritt hin, was aber wahrscheinlich auch nicht bis zur Heimkurve ankam. Während nach dem Spiel noch mit der Mannschaft der 2:1 Auswärtssieg gefeiert wurde, war der gesamte Heimbereich bereits auf dem Nachhauseweg. Weil das Verhältnis zu Toulouse nicht das beste ist, beschlossen die Strasbourger uns mit dem Bus ein Stück mitzunehmen, was die Polizei jedoch nicht so berauschend fand. Nach ewigen Diskussionen hieß es für die Berliner: Raus aus den Bus, wir laufen. Da die Polizei untereinander anscheinend nicht kommuniziert, wurden wir am Ausgang vom Gästeparkplatz direkt wieder gestoppt. Nach kurzer Absprache durften wir dann doch den Parkplatz verlassen. Der Plan war, vorm Parkplatz unter der Brücke zu warten, bis der Bus losfährt und die Aufmerksamkeit der heimfans auf sich zieht. So der Plan…. Jedoch wurde wir sofort von den auf der Brücke wartenden Toulousern entdeckt und es flogen sofort ein paar Flaschen in unsere Richtung. Nach kurzem Kontakt zum Bus stand die komplette Besatzung auch schon hinter uns. Als die Polizei uns wieder auf den Parkplatz drängte hieß es dann doch alle in den Bus. Kurz darauf zeigten sich die Heimfans noch einmal am Zaun des Gästeparkplatz. Nach ein paar Fackeln die den Zaun überquerten und reichlich Gaspatronen der Polizei befanden wir uns alle wieder im Bus und wurden dann kurz darauf mit Polizeieskorte zu einer etwas weiter entfernten Metro Station gebracht. Von dort aus ging es dann zurück zum Hotel. Im Nachhinein wurde mir noch mitgeteilt, dass eine Gruppe von Berlinern wohl noch bis in ihr Hostel verfolgt wurde, jedoch zum Glück nichts passiert ist.

Auch hier nochmal ein großes Dankeschön an die Strasbourger für die wie immer herzliche Gastfreundlichkeit.

Moe

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Strasbourg Auswärts ~ Ein Erfahrungsbericht von außerhalb

13.01.2019, 14:00 Uhr. Treffpunkt war eine kleine, eher unscheinbare Kneipe. Wir, die Berliner trafen zuerst ein. Unter den vielen, mir noch unbekannten Gesichtern waren dann doch wenige, die mir bekannt vorkamen. Neben der kleinen Bar befand sich ein ebenfalls sehr kleiner und eher unscheinbarer Imbiss, wo sich jeder noch eine Kleinigkeit zu Essen bestellte. Auf dieses Essen mussten einige so lange warten, dass der Geduldsfaden schon kurz vorm Platzen war. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob der Crêpe, den ich bekommen habe, nicht doch für einen Wartenden, der vor mir bestellt hat, war. Als wir also alle vor dem Imbiss ungeduldig warteten und aßen, kamen ungefähr 50 Strasbourger, klassisch in schwarz gekleidet, sichtlich motiviert und im schnellen Marsch um die Ecke und ich war ganz offensichtlich überfordert mit so vielen Menschen auf einem Fleck. Nach vielem Händeschütteln und Küsschen links, Küsschen rechts auf die Wange, gingen wir alle nebenan in die kleine Bar. Ich entschied mich, draußen unterm Heizpilz zu sitzen, da es mir in der Bar zu voll war. Zwischendurch lies sich auch ein Beamter der französischen Polizei in der Bar sehen, der durch seine eher kleine Größe kaum zu erkennen war. Der Polizist wies uns darauf hin, dass er den Bus der Strasbourger wieder zurück ordern lassen würde, damit alle schnell und sicher zum Stadion kommen könnten. Nach circa einer Stunde und einem äußerst interessanten Gespräch über die gelben Westen und die derzeitige politisch instabile Lage Frankreichs, wurde uns gesagt, dass es gleich los zum Stadion geht, die Frauen aber mit UBER-Fahrzeugen zum Stadion gebracht werden sollen. Diese Ansage brachte bei einigen weiblichen Fans eher schlechtere Stimmung mit sich. Da ich die Rolle der Außenstehenden einnehme, was den Fußballsport angeht, war es für mich eher weniger ein Problem, im warmen Auto zum Stadion chauffiert zu werden, anstatt in der Kälte 45 Minuten zum Stadion zu laufen, da ich der motivierten Horde Fußballverrückter mit meinen kurzen und lahmen Beinen wahrscheinlich eh nicht hinterhergekommen wäre. Nach wenigen Minuten kamen wir Frauen am Stadion an und trafen dort auf einige Strasbourger und einige Berliner, die ihren Weg direkt zum Stadion gefunden hatten. Einige Zeit später trafen auch die restlichen Fans ein, die anscheinend doch gelaufen waren. Mir wurde dann berichtet, dass der Marsch durch Toulouse nicht von der Polizei begleitet wurde und aus diesem Grund hohe Achtsamkeit währenddessen herrschte. Nach vielem Fangesänge und einem Gruppenfoto, von dem ich mich eher fern hielt, bekamen wir alle unsere Tickets. Dann stellten wir uns endlich zur Einlasskontrolle an. Die Dame, die mich abtastete nahm ihrem Job meines Erachtens nach ein bisschen zu ernst, weshalb mir diese Kontrolle sehr unangenehm vorkam. Da auch die männlichen Kontrolleure ihren Job viel zu ernst nahmen, dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis alle durch die Kontrolle durch waren. Endlich in der Gästekurve angekommen, entschied ich mich vorerst dazu, ganz oben zu sitzen und mir die erste Halbzeit erstmal aus etwas Entfernung zu der singenden Masse anzuschauen.

Der Startpfiff ertönte und sofort begannen auch die Fans aus Strasbourg, Karlsruhe und Berlin ihre Lieder zu singen. Die Fans von Toulouse zeigten sich kurz mit einer kleinen Choreo in Lila und Weiß. Einige Minuten später schoss Strasbourg den Führungstreffer zum 1:0 und löste damit lautstarke Freude im Gästeblock aus. Kurz darauf kam es zu einem umstrittenen Foul der Gastmannschaft und nach langen Diskussionen mit den Schiedsrichtern und der Anforderung eines Viedeobeweises, fiel die Entscheidung auf einen 11-Meter für Toulouse. Diese Entscheidung verbreitete kurzzeitig Wut in der Gästekurve. Allerdings hielt die schlechte Stimmung nur Sekunden an und sofort wurde noch lauter und noch motivierter weiter gesungen. Die zweite Halbzeit endete mit einem 1:1. Während der Halbzeit entstand das Gespräch, wie offen und unsicher das toulouser Stadion eigentlich ist. Nach der Halbzeit wollte ich mich zuerst wieder in Entfernung nach oben begeben, doch der kalte Wind trieb mich dann doch runter zu den anderen. Da ich auch stehend nichts außer wehenden Fahnen und Hinterköpfen sehen konnte, stellte ich mich auf einen Stuhl und beobachtete gespannt die zweite Halbzeit. Kurze Zeit darauf schoss Strasbourg erneut auf das gegnerische Tor und erzielte somit erneut die Führung. Der Gästeblock tobte und jubelte. Ich muss gestehen, dass es mir eine wirkliche Freude war, zuzusehen, wie die Fans jubelten. Das Spiel endete mit einem 2:1 für Strasbourg und damit einem verdienten Sieg. Wir blieben alle noch einen Moment in der Kurve.

Als ich rüber zu der Heimkurve schaute, fiel mir auf, dass diese schon leer war, was in mir ein wenig Unruhe auslöste und mit diesem Gedanken war ich wohl nicht die einzige. Es wurde also beschlossen, die Berliner im Bus der Strasbourger mitzunehmen. Als sich alle endlich in den viel zu überfüllten Bus gequetscht hatten, kam die Polizei zum Bus und meinte, dass alle Berliner aussteigen müssen und zu Fuß das Stadion verlassen sollen. Trotz dem einige der Strasbourger vergebens versuchten, der Polizei die gefährliche Lage zu erklären, blieben die Beamten stur. Somit mussten wir wieder aus dem Bus raus, was mir persönlich gar nicht gefiel, da es in dem Bus deutlich wärmer war als draußen. Als geschlossene Gruppe begaben wir uns schließlich Richtung Ausgang, wo uns nochmals die Polizei stoppte. Nach langer Erklärung ließen diese uns endlich durch und wir verließen den Stadionplatz. Kurz darauf ließen sich auch schon die ersten gegnerischen Fans über uns auf der Brücke blicken und fingen an, uns zu beleidigen und mit leeren Glasflaschen auf uns zu schmeißen. Den Strasbourgern wurde bescheid gesagt und wenige Sekunden später, rannten diese auch schon aus dem Tor an mir vorbei in Richtung gegnerische Vollidioten. Ich ging so schnell, wie nur möglich und sichtlich überfordert mit der Situation, zurück zum Bus. Kurz darauf stiegen auch alle anderen wieder ein und es herrschte außerordentliche Anspannung im Bus. Kurzzeitig fiel mir wieder auf, wie unglaublich freundlich und lieb, die Strasbourger sind, denn nur die einfache Frage meinerseits nach Wasser wurde überaus fürsorglich und sofort bis nach vorne im Bus weitergegeben, sodass ich wenige Sekunden später mein Wasser bekam, obwohl ich damit auch noch hätte warten können. Kurzzeitig ließen sich die toulouser Fans erneut auf der anderen Seite des Zaunes blicken, woraufhin sofort einige von uns den Bus verließen und probierten, über den Zaun zu kommen. Die Polizei hatte offensichtlich etwas dagegen, denn kurz darauf kam, meiner Meinung nach viel zu viel, Tränengas zum Einsatz. Nachdem sich alle wieder im Bus gesammelt hatten, dauerte es noch eine Weile, bis wir endlich unter polizeilichem Schutz losfahren konnten.

Die Fahrt bis zu einer geeigneten Metro-Station verlief teilweise angespannt und unruhig, aber auch mit amüsanten Gesprächen zwischen Deutsch und Französisch. Bei der Metro angekommen, verabschiedeten sich alle noch ausführlich und es schien mir fast so, als würde keiner gerne gehen wollen. Die Polizei wies uns zum Abschluss noch darauf hin, dass wir einfach ruhig bleiben und Ihnen bei Gefahr bescheid geben sollen. In der Station angekommen, wurde uns dann berichtet, dass wir aufgeflogen seien. Also schnell Fahrkarten kaufen und los! Alle fanden sicher in Ihre Unterkünfte und auch wenn die toulouser Ultras eine der Unterkünfte ausfindig machen konnten, gingen alle etwas aufgewühlt, aber dennoch beruhigt schlafen.

Caro