Karlsruher SC – Bochum (1:0) (16.8.08)

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normal_kscbochumTeil 3

„Joa, es könnt jetzt einer duschen..“. Das war unverkennbar die Stimme unseres herzensguten Gastgebers. Da hatte ich wohl schon wieder eine längere Zeit verpennt. Irgendwie gab es doch erst kürzlich so eine Situation, in der ich mir Fragen nach vergangenen Nachtstunden stellte. War da was? Ich glaube es hatte wieder Codolfo Esteban von der Brigade erwischt. Mit dem Knie muss ich schlaftrunken dem schnarchenden Nebenan, in dessen Rippen gestoßen sein. Jetzt schlief er und auch der kleine Bruder zu unseren Füßen lag in eine Decke gerollt und hatte die Augen geschlossen. Blick auf die Uhr – Quatsch, wir hatten tatsächlich 9 Stunden am Stück geschlafen. Hut ab!
Diese Information ließ Frische in mir aufkommen, noch bevor ich unter dem plätschernden Nass stand. Auch Schadensfreude war nicht ganz zu leugnen, waren mir doch gleich die Schnarchnasen der Regiotour aus Berlin vor Augen, denen diese Stunden mit garantierter Sicherheit fehlen sollten.

In der Straßenbahn lösten wir Preisfüchse ein Tagesticket, um auch für den nächsten Tag ausgestattet zu sein. Die zahlreichen Sonnenstrahlen hab ich noch gar nicht erwähnt. Wie ungelogen immer, schien auch an diesem Tag im Raum Karlsruhe die Sonne in ausschweifender Art und Weise. Dazu kam die Vorfreude auf den Tag und die gleich am Hauptbahnhof eintrudelnden Atzen, inklusive des bisher – unverständlicher Weise – nicht anwesenden Zottel.
In Berichten sind Zeitsprünge kein Problem, da wir der Realität hier gekonnt den ein oder anderen Mittelfinger entgegenstrecken können und schon stand ich neben Mützel „Nein, ick war jestern wirklich nich betrunken“ auf dem Bahnsteig und die Regionalbahn rollte ein.
Die Eklinge fielen so gleich auf. Mit 2 Ghettoblastern, die Haargenau die gleiche Inselgrütze dudelten, stürzten die Langvermissten in unsere Arme. Von mindestens 4 Leuten hörte ich unter Kopfschütteln den folgenden Begrüßungssatz: „Jetzt war es langsam wirklich nicht mehr feierlich“. Die 12 Stunden quer durch Deutschland hatten Spuren an Leib und Seele hinterlassen. „Ach und mit de Schalker hats jeknallt und mit de Unioner und mit de Bochumer, hab ick Dortmund schon jesacht?“ waren dann weitere Worte aus dem Mund von F. Wallmann.

Unser Exilant machte den Vorschlag im Schlosspark etwas abzuhängen, da die Zeit bis zum Anpfiff schon weniger geworden war und sich der Weg bis zum FP somit kaum noch lohnte. Während ich mir im Schatten (aus Flucht vor der hässlichen gelben Fratze) die Einzelheiten der Fahrt erzählen ließ, stahlen die Suffis von Parkkindern einen PLASTIKBALL (wo war eigentlich unserer?) – sage noch einer die Dinger wären unwichtig – und kickten zwischen Familien und Rosenbeeten was das Zeug hielt, beziehungsweise der Alkoholspiegel noch zuließ. Los jetzt. Der Bericht muss vorankommen. Im Wildpark kaufte ich keine Pizza, schließlich mussten auch die Merguezwürstchen des Vortages auf Rosten bleiben. Dann warteten wir noch etwas auf dem begrünten Hügel und begrüßten unzählige bekannte Gesichter.

Auf der Gegengerade waren heute mindestens 100 Ultrafreunde zu Gast aus Strasbourg, Pisa und Berlin. Keine Ahnung wie die das in Karlsruhe hinbekommen, 100 Leute in einen immer ausverkauften Block zu bekommen. Das Spiel begann mit einer Choreo, über die ich wenig sagen kann, da vor meiner Nase nur kleine Männchen mit Fahnen von hinten zu sehen waren. Ich muss noch mal in Ruhe auf die Bilder schauen, denn auf der gelungenen Blockfahne war doch einiges los. Die Stimmung kam so langsam in Fahrt, wie auch der KSC auf dem Rasen. Bochum hatte nichts zu melden, stattdessen gab es einige Tormöglichkeiten der Badener zu sehen. Nach einer halben Stunde flog dann endlich verdienter Maßen das Leder ins Tornetz der Bochumer. Torschütze war Christian Eichner. Bis zum Halbzeitpfiff passierte dann eher weniger, da die Bochumer den Gegentreffer nicht unbedingt als Motivation für eine eigene Aktivität verstanden.
Im zweiten Durchgang waren wieder die Karlsruher Spielbestimmend. Für mich war Spieler des Spiels Joshua Kennedy, der etliche gute Szenen zeigte. Unvergessen bleibt seine Torchance in der 68. Minute, als er den Ball in der Luft von Fuß zu Fuß wandern ließ und dann das Gehäuse nur knapp verpasste. Was den Karlsruhern fehlte, war der zweite Treffer. Somit war klar das am Ende noch einmal Zittern auf dem Plan stand, denn die Bochumer witterten doch noch ihre Chance auf einen Auswärtspunkt. Glücklicher Weise traf die Nappsülze im Bochumer Trikot in der Schlussminute nur den Pfosten. 1:0 Sieg für den KSC! Es läuft doch..

Im Hardtwald liefen 2 Minderjährige Mädchen vor den Geilhubern und auch noch unseren Experten, allem voran dem Doktor mit leicht weißlich schimmernden Haarwurzeln. Die Armen. Wirklich. Ich versuchte den etwa gleich alten Steven anzustacheln doch mal mit seinem Stachel etwas, aber nein hier wird’s zu stachelig und er lehnte aus Vernunftsgründen ab und somit kann ich meinem Bericht keine begonnen versaute Note hinzufügen. Der Durst ließ unsere Schritte schneller werden und die gelbe Fratze (es konnte nicht der gleiche Feuerball sein, der vor wenigen Stunden noch die romantische Morgensonne darstellte) war noch immer erbarmungslos. Im FP entschied ich mich für die einzige Kirschapfelschorle und fiel erst mal in eine Sofaecke. Zottel machte mich auf den Grill, heute – merkwürdiger Weise mich verfolgend – mit Merguezwürstchen belegt, aufmerksam. Als ich mich nach längerer Zeit endlich aufgerafft hatte und in der Schlange hinter den müden Pisani stand waren natürlich die Schrippen alle. Diesen Begriff hatte Wolle, der die Zange in der Hand hielt, gehört und schon war wieder die alte Grundsatzdiskussion im Gange. „Eierkuchen, Pfannkuchen, Berliner, Krapfen, Brötchen, Schrippen, Wecken“ und noch mal von vorn. Die grundsätzlich richtigen Begriffe Eierkuchen, Pfannkuchen und Schrippen hab ich natürlich überdeutlich betont. Doch zwecklos, diese Süddeutschen bleiben uneinsichtig.

Mit Jule, Zottel, Schränky und Kleendennis ging es erst einmal hinter die Turnhalle. Wir wollten etwas im Gras abhängen. Aber hier waren deutlich die Langohren am Werk gewesen und überall lag Kiloweise Hasenscheiße. Wäre doch nur Grillmeister M.W. in der Nähe gewesen, wir hätten ihm so gerne sein Lied gesungen. Dennis hatte den Schlüssel für seinen Wohnwagen vergessen, also war der Aufenthalt hinter der Halle zwecklos geworden und wir schlenderten zurück zum FP. Gerade hatte uns der zu spät aufgetauchte M.W. intime Körperstellen gezeigt, lief drinnen der Hupensong an. Wie bekloppt stürmten alle Berliner Atzen rein und gründeten eine Tanzfläche. Wie ich schon mal sagte: Himmelhilf! Von nun waren die Brüder guter Dinge im Innenbereich des Hauses und schmetterten was das Zeug hielt. Mir war eher nach Sofa. Basti auch. Von dort aus konnte man schließlich am besten beurteilen welcher Kollege heute die beste Show abließ.

Als die gebeutelten Sozis das FanProjekt schließen wollten, machte sich die Karlsruhe-Berlin-Traube auf in die Stadt. Efel und ich hatten uns schon gegen die Straßenbahn entschieden, doch hielten die Jungs die Bahn auf, bis auch der letzte und langsamste mit dabei war. In der Bahn ein Singsang aus dem Hupenlied (endlich wieder mit Zirkusnote) und „Karlsruh wird Meister“. Wie kamen die denn auf das Lied? Wenn hier eine Meister wird, dann ja wohl wir, oder sind wir etwa nicht Hertha BSC – Der Meister von der Spree? Nachdem der Lokomotivführer seinen ersten Schock verdaut, Fritze mit Schokolade für die Damenwelt geglänzt und Sergio Granate seinen altbekannten Gesichtsausdruck wieder drauf hatte, fuhr die Bahn ab. In der Innenstadt war dem einen mehr nach Kneipe, dem anderen nach einem kleinen Spaziergang und dem dritten eher nach Alarm. So trennte sich der Mob leider (Daumen runter!), was für mich bald das Ende des Tages bedeutete und ich daher den Skorpionmann, nachdem ich ihm von meinen Taten als Gilgamesch, König von Uruk, nicht zuletzt vom Sieg über den schrecklichen Humbaba erzählt hatte, um den Einlass in das Tor der Sonne bat.

Fazit: Auch dem KSC ist der Saisonstart in Pokal und Liga ohne Probleme gelungen!

kbk 2008