Hannover – Hertha BSC (2:2) (26.4.08)

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Heute spielte unsere geliebte alte Dame in Hannover. Da ist die Anreise natürlich temporal gesehen, noch harmlos und dennoch schellte der Wecker wieder einmal vor Tau und Tag. Der Grund dafür fand sich darin, dass ich mich bereit erklärt hatte für den FKO Getränke im Sonderzug mitzuverkaufen und da war natürlich auch einiges an Vorbereitungsarbeit zu verrichten. Also fuhr ich entlang zahlreicher Partyleichen die zum Teil den Sonnenaufgang begrüßten oder aber einfach nur komisch waren und Handymusik hörten, zum Rangierbahnhof am Bahnhof Lichtenberg. Super Sache. Gerade für mich der ich doch seit ein paar Jahren von der körperlichen Arbeitswelt getrennt lebe. So genoss ich es am frühen Morgen kurz nach 6 den Kollegen Bahnarbeitern „Morjen“ zuzurufen, mit dem Handwagen durch die Gegend zu schlawenzelen und die ölige Luft der körperlichen Arbeit atmend (es passt einfach ins Bild) den Zug mit Bierkästen und Pipapo zu beladen. Auch Kamerad Michael war schon dabei und wir spielten „Leben in der Produktion“. So kam es das wir kurz darauf eine Art Gruppa Süd – Verkaufsstand aufmachten, da auch die Kumpels Paule und Schranky sich bald einfanden und quasi mitmachen mussten. Nur das Ehrenmitglied arbeitete für die Konkurrenz. Aber die Fahne hing und die Fahrt konnte beginnen. Was für eine Hinfahrt! Durch den abgetrennten Bereich, hatten wir Platz, etwas Ruhe, frische Luft und natürlich mit dem Bierausschenken einen netten Job. Dank der Mithilfe von Jule und insbesondere Verkaufstalent Heidi steigerte sich der Absatz für den guten Zweck minütlich.

Nach einer kurzen Weile waren wir in der Leinestadt, verschlossen die Getränkekästen im Zug und machten uns auf ins Stadion. Von den bereits am Freitag angereisten Suffis war noch nichts zu sehen, weswegen ich mir die späteren Berichte des Abends zu diesem Zeitpunkt schon ausmalen konnte. Dann habe ich es schon wieder – hatte mir in Bochum geschworen es aus Kostengründen in Zukunft zu unterlassen – nicht geschafft mir nicht eine Bockwurst (o.ä.) zu kaufen. Verdammt es roch so gut. Peinlich, vor allem weil sich die Bocki als Wiener entpuppte. Nach dem roten Basti als Vorbote kam dann endlich die Freitagsfraktion, inklusive Bruder Zottel – Wohnhaft in einer Hannoverschen Bruchbude –, der bei sich im Heim heruntergekommene für die Nacht aufgenommen hatte. Welch Wiedersehensfreude! Dann wurde das Spiel angepfiffen und singend bangten alle, ob es endlich seit Wochen für drei Punkte reichen könnte.

Doch was für eine Frechheit nahmen sich die Blau-Weißen denn da heraus? Mit verknoteten Beinen halfen sie dem Ekelschalker Hanke nach 20 Minuten die Führung zu erzielen und kurz darauf köpfte Simunic einen schönen Ball auf Stajner, der den Ball natürlich verdient zum 2:0 verwandelte. Unglaublich. Dazu kam noch Glück und so ging es nur mit 2 Toren Rückstand in die Pause. Klar, das vielen ein Frosch in die Kehle sprang. Schon hörte ich erste Stimmen, das man für eine solche Leistung gar nicht mehr singen dürfte. Im Gegenteil, der Block musste zeigen, dass wir nicht so leichtfertig wie die Luschen auf dem Platz aufgeben. Scheinbar hatte auch Herr Favre ein paar gute Worte gefunden, denn es kam tatsächlich eine völlig verwandelte Mannschaft aus der Kabine. Es gab endlich Chancen und auch bald den Anschlusstreffer durch Chahed, der in der 55. Minute exzellent einen Handelfmeter verwandelte. Und tatsächlich Hertha gab weiter Gas und schaffte durch Piszczek den Ausgleich – und was war das endlich mal wieder für ein geiles Tor, mitten ins lange Eck gezirkelt. Um mich herum herrschte Ekstase. Hannover fand noch einmal ins Spiel aber es blieb am Ende doch beim erneuten Punkt. Ob das viel hilft? Keine Ahnung.
Die zweite Halbzeit hat mich Stimmungsmäßig überzeugt, was man von der Heimkurve an diesem Tag wirklich nicht behaupten kann. Ich habe glaube ich noch nie einen so schwachen Auftritt der Hannoveraner zu Hause erlebt. Schade.

Schnell nahm ich noch ein Glas Wasser mit Baumarktaxel, verabschiedete Fritzel und machte mich, samt der Schar, auf zum Sonderzug um pünktlich wieder meinen Posten einzunehmen. Auf dem Weg gab mir ein freundlicher Kollege – dank Eigenerfahrung – eine ausführliche Einführung in das Prostitutionsleben. Wobei wir kurz auch auf die Themen „Kurze Zeit – Geld – verschwendetes Leben“ kamen. Ein wirklich gutes Gespräch. Fast hätte auch noch unser Lieblingsmarzahner mit den Fahnenstangen zwei Rentner vom Fahrrad gefegt. Im Zug hatten die zahlreichen Herthafans eine mächtigen Durst und so waren bald alle 4 Verkaufsstände, was den Gerstensaft anbelangt, ausverkauft. Leider wusste sich ein Großteil der Kutten nicht zu benehmen und dem entsprechend schlimm sah der Zug am späten Abend in Lichtenberg aus. Da hatten wir mal eine solide Zugfahrt mit sehr wenigen Gendarmen (etwa 12) und dann müssen die so auskreisen. Das es wohl Folgen für die Zukunft von Sonderzugfahrten haben wird, ist natürlich allen egal. Als das Leergut wieder aufgestapelt in einer der Lagerhallen des Rangierbahnhofs Platz gefunden hatte war der anstrengende Tag geschafft und unser Kiffer fuhr mich zu meinem Bett. Ich bedanke mich dafür.

Fazit: Aufgrund der zweiten Halbzeit kann man das Ergebnis eventuell positiv bewerten.

kbk 2008