Hertha BSC – Rostock (1:3) (25.9.07)

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her_ros_sep07Am Sonnabend spielte die Hertha gegen Dortmund, am Sonntag der KSC gegen die Bayern, heute am Dienstag kam Hansa Rostock ins Olympiastadion, Morgen spielt der KSC in Frankfurt, am Freitag müssen wir nach Gelsenkirchen und am Sonnabend spielt der KSC zu Hause gegen Dortmund. Die Spiele des KSC in Frankfurt und daheim gegen Dortmund, sind für mich als Arbeitsfauler Student und Sozialschmarotzer leider finanziell nicht drin, aber der Rest darf sich auch schon ein ordentliches Programm nennen!

Heute war also das Heimspiel gegen Hansa. Zunächst scheint es ein gewöhnliches Spiel zweier Bundesligamannschaften zu sein, doch betrachtet man das Umland von Berlin, dann kann man fast von einem Derby sprechen. Zu welchem Verein sollten die Ossis auch halten, als sie plötzlich die Möglichkeit bekamen Bundesligafußball zu sehen? Leipzig stieg nach einem Jahr ab und verschwand bis heute und Dresden folgte den sächsischen Kollegen auf ähnlichem Wege. Die Gurkentruppe aus der Lausitz wollte damals noch keiner sehen, also wurde man Hansa Rostock Fan, auch wenn man außer 2-3 Ostseeurlauben überhaupt keine Beziehung zu Rostock hatte. Und genau diese Leute werden natürlich von einem Spiel ihrer Hansa, ganz in der Nähe, magisch angezogen.

Bereits um 5 trafen wir uns am Parkplatz, um noch schnell ein Spruchband zu sprühen, dass sich mit den für heute ausgesprochenen Aufenthaltsverboten auseinandersetzt. Zu allem Überfluss wurde allen 34 neuen Stadionverbotlern die Nähe – der Begriff ist so schwammig, wie die Abgrenzung des verbotenen Bereiches – des Olympiastadions verboten. Für Leute die in Spandau wohnen gestaltete sich sogar der Heimweg nach der Arbeit schwierig, wenn man Gesetzestreu und vorbildlich sich an die polizeilichen Anweisungen hielt. Ich möchte mir nicht ausmalen was ein Arbeitgeber nach einer solchen Kriminalisierung und Verleumdung noch von seinem Angestellten halten soll, wenn er zufällig von solchen Maßnahmen erfährt.
„Aufenthaltsverbote für Fans: Polizeiwillkür ohne Grenzen?!“

Dann gings ab ins Stadion um die Kurvenechos vom Sonnabend noch einmal zu verteilen. Bei einer Auflage von 2000 Stück war es einfach nötig noch mehr Infoflyer unter die Leute zu bringen, damit man zumindest einen Großteil der Kurve halbwegs über die derzeitige Situation aufklären kann. Einige gute Gespräche konnten hierbei geführt werden. Manche Kurvengänger hatten Verständnis für unsere Sicht der Dinge, wollten aber „die Mannschaft nicht im Stich lassen“ und warfen uns das auch vor. Andere Kurvengänger waren entsetzt darüber, dass es Leute gibt die sofort die Situation ausnutzen und in unsere Lücke springen und versuchen einen neuen Stimmungskern zu bilden. Positiv für mich war, dass viele Leute überhaupt eine Meinung zur Angelegenheit hatten. Das ist doch schon mal ein Fortschritt.

Die letzten Flyer drückte ich in Eile Herthanern in die Hand, die etwas spät dran waren und dann sprang ich genau als „Nur nach Hause“ gespielt wurde die Treppen in den Oberring hinauf um endlich ins Stadion zu kommen. Gleich nach dem Anpfiff wurde das Spruchband präsentiert und prompt schoss Hertha ein Tor und ich hatte es – trotz Oberringsicht – nicht gesehen, weil ich Tapete vor meine Augen hielt. Lange Zeit hab ich nicht so auf eine Wiederholung auf der Leinwand gewartet, wie in diesen Sekunden und dann sah ich endlich das Kopfballtor von Pante, dass scheinbar aus dem Lehrbuch hervorragend kopiert und vorgetragen wurde. Großartig! Nur, sollten die Medien Recht behalten? Ist Hertha die Überraschungsmannschaft, die völlig unerwartet in der Tabelle oben mitspielt? Das musste zu einfach und viel zu schön sein, als das es wahr sein konnte.

Hansa wurde von Minute zu Minute stärker und Hertha tat viel zu wenig. Nach einigen Rostocker Chancen traf Rahn 5 Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit zum Ausgleich. Nachdem Wiederanpfiff kam es sogar noch schlechter. Der mir bis Dato unbekannte Hähnge traf nach 10 Minuten zur Führung für Hansa. Hertha griff zum Glück gleich wieder an, Pante traf wenig später erneut, allerdings wurde das Tor aus Abseitsvermutung nicht gegeben. Der eingewechselte Okoronkwo konnte in der Folge nicht überzeugen und Regis Dorn erhöhte in der 74. sogar noch zum 3:1 für die Mecklenburger. In den letzten Minuten traf Simunic per Kopf, doch auch dieser Treffer wurde nicht gegeben und wäre, wenn man ganz ehrlich ist für die „Schlussoffensive“ die Hertha geboten hatte – es war keine! – auch nicht verdient gewesen. Hansa gewinnt also in Berlin, obwohl sie schon als Absteiger gehandelt wurden und Hertha verliert, obwohl sie doch eigentlich schon Titelaspirant war. Leute bleibt alle mal ein bisschen auf dem Boden, die Saison hat gerade erst begonnen!

Nicht nur auf dem Rasen, auch auf den Rängen mussten sich die Herthaner geschlagen geben. Zwar überzeugten die Rostocker nicht unbedingt durch melodische Gesänge, dafür aber durch altehrwürdige Schlachtrufe, die mit der Beteiligung von teilweise bis zu 6000 Kehlen wirklich Eindrucksvoll waren. Die angesprochenen Umlandfans werden ihren Anteil daran gehabt haben.

Enttäuscht verließen wir das Stadion um noch ein Bier mit Ricö (?), Nikos Bruder, zu trinken der heute Geburtstag hatte. Doch daraus wurde leider nichts, weil uns eine Grüne Phalanx Platzverbot erteilte. Ohne jeden Anlass!! Auf die Frage ob wir lieber rüber zu den Rostockern gehen sollen, meinte der Centurio, wir könnten gerne rüber gehen, die Rostocker seien bereits alle abgefahren. Dass hinter uns im Stadion immer noch die Siegesgesänge der Hansafans in die Nacht erschallten, störte seine Argumentation nicht im Geringsten. Gut, wenn es nicht gewünscht ist, dass man sich nach einem solchen Spiel friedlich verhält und ein Bier mit seinen Freunden trinkt, dann werde ich mir das nächste mal eben eine Hauertruppe suchen und ein bisschen für Krawall sorgen..

Fazit: Hertha blamiert sich gegen Rostock, wie man es vorher schon befürchtet hatte.

kbk 2007