Gasauto – unser neuer Freund
Wohl nur Zufall, dass dieses hier eine der weiteren vielen sagenumwobenen Geschichten über Gasautos wird. Nicht aber des Pfarrers Gasomobil – so war es diesmal ein gemieteter Opel Vivaro, der sich samt acht Berlinern zunächst nach FFM und über Karlsruhe nach Nürnberg begab.
Die Fahrt verlief eigentlich zügig und dank des hervorragenden Reiseproviants aus Kästen mit Bier, Radler und Cola war man nicht mal zu einer längeren Rast genötigt, wäre da nicht das leidige Thema mit dem Gasauto. Nachdem wir uns etwa 4 Stunden lang angehört haben, welch großartiger Augengenuss die Tankstelle in Mellingen darstellen sollte, fuhren wir diese sogleich an (die Tankanzeige sprang derweil willkürlich von 4 auf 1 oder mal 0 oder eben wieder 2, die Anzeige des Benzintankes lachte ebenso spöttisch mit immer weniger Strichen dem Fahrer entgegen, wenn sie auch bei Neustart des Motors immer wieder brav alle „Striche“ anzeigte). Tatsächlich war das Bild in Memmingen wie erwartet – ein Tankklotz mitten aufm Feld – der Geruch ließ vermuten, dass es sich nur um Biogas handeln konnte.
Da sich die Tankstelle aber mit einem trockenen „Tankstelle defekt“ sträubte, fuhren wir weiter und trafen bei weitaus weniger spektakulären Umgebung in einem versifften Hinterhof eines Gewerbegebietes den Herren vom Fankonvoi, der so eben auch tankte.
Endlich wieder reisebereit, ging es in die Bankenstadt. Eine dubiose und improvisierte Abfahrt zum Parkplatz später fanden wir uns auf einer ein Meter breiten Waldstraße wieder, die spontan doch wieder in die Zivilisation mündete. Das Auto abgestellt, konnte es wieder losgehen – Schreie, Emotionen, Schweiß, Blut – die Zutaten für einen perfekten Saisonstart waren perfekt. Aber wir sind ja schließlich bei Hertha.
Die Mannschaft wirkte verkrampft, auch wenn Frankfurt anfangs nicht so viel gelang. Nach etwa 20 Minuten Spielzeit war Hertha vor allem darauf bedacht, zu verteidigen, auch wenn Drobny bis dahin nicht großartig geprüft wurde. Der neue Welttorwart musste schließlich erst 10 Minuten später hinter sich greifen – Streit flankte, weil Fathi schlief und Dardai verlor das Kopfballduell gegen Amanatidis. Der Ball wird minimal abgefälscht, Drobny fällt unglücklich wie ein nasser Sack zu Boden und der Ball schlägt im langen Eck ein. Pause.
Die Stimmung bis hier hin war passabel, wenn man sich die Anzahl der mitgereisten Berliner durch den Kopf gehen lässt. Sicherlich kein Vergleich zu den Frankfurtern, die zu Spielbeginn eine Choreo präsentierten.
Die zweite Hälfte brachte ein wenig Hoffnung in die Meute der Herthaner, auch wenn sich das nicht spürbar auf die Stimmung übertrug. Einige Male gab es zumindest gefährliches Gestocher kurz vor dem Frankfurter Tor – die großen Chancen blieben aber aus, nicht zuletzt, weil Hertha wie immer einmal zu viel vor dem Tor passen möchte. So bleibt noch der Freistoß von Lucio zu erwähnen, der von Pröll im letzten Moment über die Latte bugsiert wurde.
Die Frankfurter zeigten in diesem Fluss aus spielerischer Unfähigkeit schließlich ihr Spruchband „Flüsterts euren Freunden zu: Am 25.09. ist Rennen tabu“, womit eigentlich alles zu diesem Spiel gesagt wurde.
Am Parkplatz angekommen, musste man drei Aufkleber von der Heckscheibe des Mietwagens entfernen, der trotz happiger 4,50 nicht ausreichend bewacht wurde. Erst am nächsten Tag sollte man feststellen, dass wahrscheinlich versucht worden war, Luft aus den Reifen zu lassen – die Kappe des Ventils fehlte und der Hinterreifen hatte statt der vorgeschriebenen 3,5 bar lediglich noch 1,5 bar. Wohl aber waren diese Störenfriede bei ihrer heimtückischen Attacke gestört worden, sodass es zu keinerlei Unannehmlichkeiten deswegen kam.
Nach kurzer Erholungsphase ging es schließlich gen Karlsruhe, wo Schlafplätze auf ermüdete Berliner warteten, die sich selbst noch am wunderschönen Parkplatz Ronaldshöhe an der A6 ein Festmahl bestehend aus Fleisch, Fleisch und Fleisch gönnten. Zu erwähnen hier noch: Selbstgemachte Kräuterbutter war an Bord, die ihren Namen wohl nur deswegen trägt, damit sich nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Gefühlte zwei Knoblauchstauden auf eine Messerspitze Butter machten die Fahrt besonders für die Nicht-Kräuterbutter-Esser zu einem besonderen Erlebnis.
Micha 2007