Fürth – Karlsruher SC (1:3) (20.5.07)

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mai2007fuerthksc012Teil 3

Das Morgengrauen war längst Geschichte und nur die Verschattungstechnik konnte die Sonne noch aufhalten. Die sehr kurze Nacht an Zottels Seite war vorüber. Nach der üblichen Dusche – die deswegen aber keineswegs als selbstverständlich oder weniger luxuriös angesehen werden kann – gab es ein vorzügliches Frühstück mit einem riesigen Omelett, das vorzüglich schmeckte. Blöder Weise brauchten die anderen ewig, bis sie überhaupt beim Frühstück erschienen und so kamen wir in Zeitnot. Zum Glück hatten wir noch den geliehenen Flitzer und so kamen wir gerade noch rechtzeitig am Großen Stern an.

Hier wuselten so viele Menschen, Autos und Busse durcheinander, dass ich erst einmal den Überblick verlor. Also schloss ich mich schnell bekannten Gesichtern an und ließ mich wie von einem Blindenhund in unseren – nur für Berliner – bereitgestellten Bus führen. Der Bus war etwas älter und hatte so schmierig-dreckige Fensterscheiben, dass man – ohne zu übertreiben – kleben blieb, wenn man mit dem Kopf einschlafend seitlich an die Scheibe kippte. Das wäre alles nicht so dramatisch gewesen, wenn nicht die Sonne unaufhörlich auf eben diese Scheibe geschienen und der Scheibenbelag nicht angefangen hätte schmelzend auf mich hernieder zu tropfen. In meiner Verzweiflung kämpfte ich etwa 20 Minuten mit der – immer zurück schnappenden – Verschattungstechnik des Fensters, die dabei, wie ein Blasensemble Satans, dröhnende Geräusche verbreitete. Zu letzt fiel ich in das tropfende Grauen kopfüber und ergab mich meinem Schicksal der Ausdörrung, wie das Gnu in der Trockenzeit oder der Lachs nach einer Flussumbettung.
An diesem Tag muss ich wirklich ziemlich einen an der Klatsche gehabt haben. Anders kann ich mir nicht erklären warum ich mich nicht einfach auf den Sitz links von mir gesetzt habe, der vollständig im Schatten war und sich in ausreichender Entfernung zum tropfenden Wahnsinn befand. Widerwillig stieg ich irgendwo, nach dreifacher Ermahnung, zum Gruppenfoto aus und hielt mein zerstörtes Gesicht in die Kamera. Zum Glück hatte auch die restliche Busbesatzung kein überschwängliches Interesse an Lärm und so konnte ich bis Fürth schlafen. In den anderen Bussen musste das anders gewesen sein. Das konnte man spätestens bemerken, als man Sabbo aus dem Armatabus gleichsam fallen sah. Ich möchte mir nicht ausmalen zu welchen Szenen es in diesem Bus gekommen sein musste! Sie erkärte mir später, sie sei nur übermüdet gewesen.

Neben dem legendären Fürther Pizzastand – der aber total überfüllt war – fand ich den Eisstand eines lokalen Landwirts, der Bioeis verkaufte. Natürlich stand ich sofort in der – für mich unverständlich, sehr kurzen – Schlange und bestellte eine Unmenge. Im Vergleich zum Eis vor einer Woche in Karlsruhe kam es zwar schlechter weg, aber generell kann der gute Mann auf sein selbstgemachtes Himbeereis durchaus stolz sein.
Ich besorgte meine Karte und betrat – mich ein weiteres mal über die Gerüstkonstruktion des Gästeblocks amüsierend – das Stadion. An zahlreichen Opfern der Busfahrt vorbei schlängelte ich mich in die schattigen Aufgänge des Blocks und gab mich der sinnlosen Klebesucht hin. Beim betreten des Blockes wurde klar, dass bei solch mesopotamischen Temperaturen nur der Stehplatz in der obersten Reihe in Frage kommt, wo man wenigstens vom Wind den Rückenschweiß getrocknet bekommt. Die Schnapsleichenfraktion um die ermüdete Sabbo betrachtend erwartete ich an diesem Ort den Anpfiff . Aufgrund eines Protests, gegen ein sehr fragwürdiges Stadionverbot beim Freibugspiel, begann der Blau-Weiße Haufen erst nach einer Viertelstunde Stimmung zu machen, eingeleitet von einer deftigen Portion Rauch. Natürlich wurde das ganze heute nicht mehr verbissen ernsthaft gemacht, sonder man feierte gut gelaunt die Aufstiegshelden. Auf Fürther Seite war übrigens heute fast gar keine Stimmung mehr zu vernehmen. Da kann man mal sehen wieviel das Publikum noch zu Stande bekommt, wenn die Organisation der Ultras fehlt.

Ich war überrascht, dass die 22 Mann auf dem Platz bei einer solchen Witterung überhaupt spielten. Aber doch, sie taten es. In der ersten Halbzeit zwar noch auf beiden Seiten Chancen vergebend und etwas lahm, in der zweiten Halbzeit aber doch fast ansehnlich. Nach dem Wechsel traf Federico in seinem letzen Spiel für den KSC in der 65. Minute zum 1:0 und in der 67. auch gleich noch zum 2:0. Fürths fast nicht anerkannte theoretische Chance aufzusteigen, hatte die Mannschaft mit dem Kleeblatt also wie jedes Jahr verspielt. Zwar konnten sie 10 Minuten vor dem Ende der Partie noch den Anschlusstreffer durch da Silva erzielen, aber ‚der Zug war abgefahren’ und Federico traf in der Schlussminute noch zum verdienten 3:1 Endstand. Insgesamt ein sehr ordentlicher Auftritt des Karlsruher Sport Clubs, in seinem letzten Spiel in Liga 2!

Nach den – ziemlich ausführlichen – Verabschiedungsszenen der Blau-Weißen Achse ging es wieder in den Bus mit der ekligen Scheibe. Erst jetzt viel mir auf was der Stammtisch vor mir auf dem ersten Teil der Fahrt begonnen hatte. Zu zweit hatten sie zwei Kästen Zäpfle gebunkert und tranken diese nun ohne wirkliche Pause aus. Wobei der ältere der beiden berufliche Vorteile mitbrachte und unter anderem die Weisheit erklärte, wie man bei „großem Bierdurscht“ mit dem Harndrangproblem zu Recht kommen kann, denn das kann ja gerade bei längeren Busfahrten ziemlich lästig sein. Wenn man etwa 2 Bier getrunken hat und merkt „ick gloob ick mussma pissen“ dann muss man einfach aushalten und noch ein Bier trinken und das Gefühl geht vorüber. Tatsächlich hat der Herr deutlich mehr als die Hälfte der Flaschen ausgetrunken und verließ bis Berlin nicht einmal seinen Platz! Er wirkte auch nicht besoffen oder irgendwie wesensverändert als er seine Frau anrief und in sachlichem Tonfall den Zustand erklärte, dass er nicht mehr Auto fahren könne und vom Bus abgeholt werden müsse. Eine – für mich – denkwürdige Leistung.
Nach einem Zwischenhalt in Irgendwo, bei dem ich eine – in Blätterteig gebackene – sehr würzige Wurst aß und einigen Gesprächen, die meistens das Wochenende beleuchteten, kamen wir kurz nach Sonnenuntergang wieder in der Hauptstadt an.

Fazit: Niko sagte mir beim aussteigen aus dem Bus, dass er von solchen Wochenenden noch seinen Enkeln mit glänzenden Augen berichten wird. Viel mehr kann ich eigentlich nicht sagen. Ein herzlicher Dank geht an die Freunde im schönen Badener Land, et merci beaucoup aussi a strasbourg pour la hospitalité! L’ axe bleu et blanc pour toujour!!

kbk 2007