Frankfurt – Hertha BSC (1:2) (19.5.07)

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sge-bsc4Teil 2

Die unbequeme Nach in einem französischem Gewerbeviertel war zu einem abrupten Ende gekommen. Ich stieg über Halbtote, gelangte zum Wasserhahn neben einer Kloschüssel – „Bad“ wollen wir den Ort mal nicht nennen – und genoss den Zahnputz. Im Partyraum, in dem die Baguetteschlacht und mehr stattgefunden hatte, lief schweinelaute SKA-Mucke mit – wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht – einem feinen Dudelsackfragment in der Komposition. Zwei, drei Typen bewegten sich zu der Mucke, der Rest des Raumes hatte alle Viere von sich gestreckt.

Endlich wurde der Rest der Schar aus den Federn gebrüllt und wir stiegen die schmale Treppe hinab zum gerade eingetroffenen Bus. Die fehlenden Berliner – die schon im Badener Land waren – wurden durch Franzosen ersetzt und gemeinsam fuhren wir ab ins Traumland, denn bei dieser Fahrt schlief ausnahmslos, zum erstenmal in meiner Laufbahn, wirklich die komplette Busbesatzung. Nach eine sehr bequemen Stunde erholsamen Schlafes kamen wir am Karlsruher HBF an. Hier frühstückte ich mit Zottel, Marco W. und einer kleinen Schar Franzosen im angenehmen Halbschatten des Bahnhofsvorplatzes. Ich hatte Brezeln und Fruchtnektar gewählt, eine wahrlich gute Wahl, die mir das Leben in den Leib zurückrief. Dann verstauten wir noch schnell unsere Taschen in Jules vorgefahrenen Flitzer und trafen uns mit dem Zugfahrermob in der Bahnhofshalle.

Mit schätzungsweise 70-80 Leuten ging die Regionalbahnfahrt von Karlsruhe über Mannheim nach Frankfurt los. Die Tickets hatte Roy bei sich im Koffer zu liegen. Ich denke, dass muss ich zukünftig nicht mehr erwähnen, da eh jeder weiß wer unser Zugfahrtenorganisator und Financier ist. Bis Mannheim verhielt ich mich ruhig und beschränkte meine Aktivitäten darauf Aufkleber zu verkleben und einer alten Frau zu lauschen, die von ihrem großen Traum erzählte, in dem sie einmal zu Besuch bei Wladimir Putin ist und es Grünkohl zum Mittag gibt. Ab Mannheim saß ich zusammen mit Zottel und Atze Peng aus Ettlingen und drehte für eine Stunde komplett am Rad. Ich schrie wie am Spieß, klopfte, hämmerte, blödelte, summte, sang und reimte, dass es den restlichen Menschen im Zugabteil ein Grausen war. Wollen wir an dieser Stelle einfach der reduzierten Nachtruhe die Schuld geben. In dieser Verfassung entstand übrigens auch der, inzwischen schon legendäre, Witz über den freundlichen Brillenträger von Armata.

Am HBF in Frankfurt trafen wir auf die Herthaatzen, die die letzte Nacht in Regionalbahnen verbracht hatten und zusammen fuhren wir mit der S-Bahn zum Waldstadion. Dort wurden wir von den Grünen empfangen, allerdings nicht in großer Anzahl, was etwa 50 Frankfurter anlockte und die Bullen schnell dazu veranlasste uns in einen Seitenweg zur rechten zu drängen, der sich als Falle herausstellte. Hinter einer Kurve sahen wir die geschlossenen Eingangstore des Stadions, links und rechts waren Umzäunungen und Mauern und im Rücken versperrte uns plötzlich eine behelmte Blockade die Straße. Wie die Maus in der Falle saßen wir nun rum und warteten zwei Stunden auf die Öffnung des Stadions..

Das Spiel ging ruhig los. Torchancen waren auf beiden Seiten Mangelware. Zum Ende der zweiten Halbzeit wurde Frankfurt etwas stärker und hätte durch Fink eigentlich in Führung gehen müssen. In der zweiten Halbzeit hatte Frankfurt gleich wieder eine gute Chance. Doch zum Glück traf Takahara nur das Außennetz. Im Gegenzug traf Kevin Boateng (48.) ziemlich überraschend zur 1:0 Führung für Hertha, wobei nicht ganz deutlich wurde, ob es sich um einen Torschuss oder eine missglückte Flanke gehandelt hatte. Hertha wurde nun besser, verpasste es aber ein weiteres Tor zu erzielen und so konnte die Eintracht nach 20 Minuten, durch einen Freistoß von Albert Streit, den Ausgleich schaffen. Frankfurt drängte nun auf den Sieg und die Herthaverteidigung wackelte. Letztlich blieb sie aber doch stehen und drei Minuten vor dem Ende bereitete der eingewechselte Zecke Neuendorf bei seinem letzten Pflichtspiel für Hertha den 2:1 Siegtreffer von Marco Pantelic vor. Immerhin: Ein knapper Sieg im letzten Spiel, bei dem es schon um nichts mehr ging, als den sportlichen Ergeiz, die gegnerische Mannschaft zu schlagen.

Die Stimmung im Block von Blau und Weiss war heute für mich leider enttäuschend. Das lag wohl auch daran, dass wir – reisebedingt – keine Trommel dabei hatten und es im gesamten Herthablock nur einen anderen Trommler gab, was die Koordination natürlich erschwerte. Ein anderer Grund war sicher die gute Stimmung der Eintrachtfans, die  mit kurzen Unterbrechungen – für eine brachial lautstarke Atmosphäre sorgten, die sicherlich auch in Europa keine Vergleiche scheuen muss. Manchmal fühlte man sich an die Wand gedrückt, auch wenn man mit tiefrotem Kopf alles gab, brüllend der Übermacht zu widerstehen.

Nachdem Spiel zog die Blau-Weiße Schar geschlossen durch die Nachmittagshitze zum Busparkplatz und sorgte für eine klingelnde Getränkekasse im DSB-Bus. Nach wenigen Minuten ging es weiter auf Irrwegen durch den Wald und letztendlich in einen Zug der uns, an einer pöbelnden Menge vorbei, wieder zum Hauptbahnhof brachte. Nachdem ein ICE doch nicht geentert wurde, nahmen wir wieder eine Regionalbahn nach Mannheim. In einer netten Gesprächsrunde erklärten Oliver und ich, wie wir bei Frauen zu landen suchen: Er spricht die Worte: „Ey, biste ne Polin oder watt?“ und ich erkläre den Unterschied von Kühen und Färsen.

Endlich durch die Schwüle des Abends hindurch waren wir wieder in die Fächerstadt gelangt. Bevor es zu den anderen ins FP ging, musste Abkühlung her und so zeigte Jule Olli, Zottel und mir den besten Eisladen der Stadt. Das Eis war ungelogen so gut, dass ich ein weiteres mal an diesem Tag kreischen musste – und dabei ziemlich unbeholfen herumsprang -, so dass eine Gruppe südländischer Touristinnen mir sogleich Gesundheit wünschte und sich – ernsthaft – besorgt nach mir umdrehte. Im FP hielt ich man dann mal wieder – irgendwie war das heute ein auf und ab – etwas im Hintergrund, lümmelte auf den geliebten Sofas rum und spielte mit Pengo-Johnny von der Gruppo und Zottel „Ich packe meinen Koffer“. Die großartigsten Begriffe hierbei waren für mich: Haarbürscht und Propfen (das ist so geschrieben, wie es Zottel auch sprach). Nach einem Gruppenfoto mit Fackeln und allem Drum und Dran, soff der harte Kern – der auch schon auf der ICE-Fahrt nach Straßburg für Furore gesorgt hatte – mächtig was weg und feierte zum Wolfgang-Schäuble-Song und den üblichen verbotenen Liedern ab. Zum Glück konnte ich die Ettlinger Crew irgendwann zum Aufbruch überzeugen und so steuerte ich uns dann in Jules Auto – das sie uns sehr freundlicher Weise zu Verfügung gestellt hatte – in den Ort mit der guten Luft und meiner KSC-Stammbettwäsche. Endlich, schließlich wollte die Sonne auch bald wieder ihre Hitzestrahlen loswerden.

Fazit: Eine mehr als durchwachsene Herthasaison 06/07 war nun zu Ende gegangen. Klar hatten Viele gesagt, dass das Ziel unter den Vorraussetzungen vor der Saison nur der Klassenerhalt sein konnte. Das war zum Ende relativ knapp geschafft worden, worüber sich aber sicher Niemand wirklich freute. Es war mehr ein Gefühl der Erleichterung, das die Verärgerung allerdings nicht gänzlich verdrängen konnte. Hoffen wir das die Jungs in Blau und Weiss in der Sommerpause zu sich finden und die neue Saison vielleicht doch auch positive Überraschungen mit sich bringt.

kbk 2007