Energie Cottbus – Hertha BSC (2:0) (28.10.06)

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IMG_0307Nach einer schrecklichen Nacht, in der ich viel zu oft auf den Wecker geschaut hatte, war der Tag endlich gekommen. Das von jeder Zeitung, jedem TV- und Radiosender angekündigte Berlin-Brandenburg Derby und Risikospiel schlecht hin stand vor der Haustür. Nachdem ich die Fahne, diesmal vorzüglich gefaltet, im Rucksack verstaut hatte, machte ich mich auf zum Mehringdamm. Vorm Curry’36 traf ich Niko und weil das Ehrenmitglied unpünktlich war, gönnten wir uns ein Frühstück. Als der nicht mehr körperlich beeinträchtigte Dennis dann da war, fuhren wir mit dem Bus zum Zoo. Dort traf man auf einen großen Haufen bekannter Gesichter, darunter auch eine Gesandtschaft aus Karlsruhe.

Gemeinsam fuhren wir mit etwa 1200 Herthanern im Sonderzug in die Gurkenhauptstadt. Ich hatte ja am Vortag schon relativ viel schlechtes Volk gesehen, aber was sich heute so alles im Zug ansammelte, war schon echt hart. Klar man kennt Zugbesatzungen von Wolfsburg und Rostockfahrten und sollte von daher an alles gewöhnt sein. Aber ganz ehrlich, ich bin es nicht. Ich saß mit Zottel und zwei Brüdern aus Karlsruhe in einem Vierer, der nur von unglaublichen Freaks umzingelt war. Am Anfang hatten wir noch unseren Spaß und spielten das Spiel „Soziale Hintergründe und Lebensgeschichten erraten“. Auch trällerten wir das ein oder andere Lied mit. Zum Beispiel: „Einmaldeutschermeister, zweimaldeutschermeister, dreimaldeutschermeister, viermaldeutschermeister, fünfmaldeutschermeister, sechsmaldeutschermeister, siebenmaldeutschermeister, achtmaldeutschermeister, neunmaldeutschermeister, zehnmaldeutschermeister, immerdeutschermeister!“ Ich entschuldige mich an dieser Stelle beim Leser, doch genauso penetrant waren die Songs im Abteil. Später war es dann nur noch nervig, da die restliche Wagenbesatzung sich aufs pöbeln verlagerte.

So war man froh, als das Ziel endlich erreicht war. Unter der erwarteten Begleitung marschierte Berlin, vorne weg die HB’98, durch die „Stadt“. Von Roten war nichts zu sehen. Die Einlasskontrollen waren, entgegen den Ankündigungen, fast harmlos. Vor dem linken Block wurde die GSB-Fahne gehisst. Allerdings konnte das keiner sehen, da die Fahne auf einer Höhe angebracht werden musste, die keine war. Denn die Werbebande davor war etwa einen halben Meter höher. Großes Kino!

Da man bis wenige Tage vor dem Spiel im Unklaren gelassen wurde, begann das Spiel ohne optische Besonderheit von unserer Seite. Dafür aber lautstark. Die Anfangsphase war absolut beherrscht von Blau und Weiß. Die Gurken wurden komplett an die Wand gesungen. Auf dem Platz lief es aber irgendwie nicht. Das Spiel plätscherte vor sich hin und ließ jeglichen Derbycharakter vermissen. Keine ganz großen Torraumszenen. Keine verbissenen Zweikämpfe. Okoronkow sah Rot. Die Cottbuser verballerten einen geschenkten Elfer und Bastürk Bumm Bumm schied mal wieder verletzt aus. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis er wieder dabei ist. Denn ohne Bastürk wurde Hertha immer Ideenloser. So kam es, dass die, für mich absolut schwachen Cottbuser, in den Personen von Gunkel und Shao, in der zweiten Hälfte, zwei Tore erzielen konnten und das Derby gewannen.

Die Stimmung wurde natürlich schlechter. Nur noch Pöbelgesänge kamen halbwegs laut rüber. Über die Gurkenfans braucht man eigentlich nicht zu sprechen. Ein schlechtes Spruchband folgte dem anderen. Der Sinn fehlte natürlich. Auch hatten die Kreativiker einen Doppelhalter mit der Zigarettenmarke „HB“ gemalt und unleserliche Worte dazugewitzelt. Akustisch war fast nie etwas zu vernehmen, obwohl der Zappelphilipp auf und absprang. Kurz vor dem Ende kamen dann die Lech Poznan Hooligans vor unseren Block. Ich musste schon lachen, da rückten doch wirklich etwa 10 Typen, von denen einer für drei gilt, mit plattgehaunen Nasen, Glatzen unter Kapuzen von Thor Steinar Pullis und schwarzen Bomberjacken an und stellten sich breitbeinig vor uns. Irgendwer hat mir dann erklärt ,dass dies die Ordner sind…

Nachdem Spiel wollte ich meine Fahne holen und sah das die Aufgabe schon zwei Typen übernommen hatten. Ich stieß gerade zu der merkwürdigen Gesellschaft als der Ordner den Jungs zur Hand ging um das letzte Bändchen, an dem die Fahne noch hing, abzureißen! Auf die Frage was sie da machten antwortete der eine: „Na die sieht geil aus. Nehm ick mit!“. Ich hab dann ungläubig nochmal nachgefragt, was er da mit MEINER Fahne in der Hand macht. Er antwortete „Ick find die rischde geil, häng ick mir zu Hause uff“. Ich hab dann gefragt ob er noch ganz richtig tickt und ob er vielleicht was auf die Fresse bekommen möchte und so weiter. Er antwortete „Ey. Chill ma. Ey chill ma ja. Kann ick ja nich wissen wa? Komm ma wieda runta…“ Man kann gar nicht so oft den Kopf schütteln, wie man eigentlich müsste, da eine solch intensive Handlung sicher medizinisch bedenklich ist.

Die Massen verließen dann den Gästesektor in Richtung Bahnhof. Manche hatten da wohl auch noch Spaß, andere weniger. Ich hingegen stieg zu Marn ins Auto und wir fuhren umgehend nach Berkenbrück.

Fazit: Ein totales Scheißderby..

kbk 2006