Hertha Amateure-Dynamo Dresden (1:1) (Regionalliga Nord) (27.10.06)

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120Ich hatte mich gerade zum zehnten mal in dieser Woche mit alten Nudeln vollgestopft, weil das eben die billigste Nahrungsquelle ist und man ja irgendwas essen muss. Dann rief Zottel an, dass er lieber „lernt“ als mit zum Fußball zu kommen. Also hab ich mir die Stiefel geschnürt und bin alleine losgezogen. Als ich auf der Bank im U-Bahnhof Neukölln platzgenommen hatte, kam mir ein Mann mit arschlangem Haar und einem Ganzkörperlederanzug entgegen. An der Hand führte er seine etwa 5 Jahre alte Tochter. Diese hielt ein Spielzeug in der Hand und bat den Papa, dass mal eben zu halten. Die schrill und lautstark vorgetragene Antwort des Vaters ließ die Tunnelhalle erschüttern: „Bin ick dein Nejer oder wat?“

Dann kam die Bahn. Ohne Vorfälle stieg ich zweimal um und war schon am Zielbahnhof Eberswalder Straße. Ein paar Grüne und ein junger Mann im DD-Schal standen dort in der Ecke rum, sonst konnte man nicht ahnen, dass es in kürze, nur wenige Meter entfernt ein Fußballspiel geben würde. An richtigen Punkern vorbei, schlenderte ich durch die dunklen Gassen und stand dann plötzlich vor dem Eingang zum Jahnsportpark. Zwischen den schattenzerstreuenden Flutlichttürmen erschallte in der näheren Ferne ein lautes „Dynamo“, dass die weite Stille zersägte.

Ich hatte keine Ahnung, wo der Eingang zum Herthablock sein könnte, doch zum Glück sah ich Samson mit seinen Kumpels vor einem Kartenhäuschen. 4 Euro später war ich dann im Stadion. Dort traf ich auf das Ehrenmitglied der GSB, Niko und Paul. Na Bitte. Es sollte also doch noch eine hervorragende Gesellschaft für die Spielbetrachtung geben. Das Spiel verzögerte sich um eine halbe Stunde, da der Zug indem die UD saßen, wohl einen Schaden hatte: LOK- Schaden in Leipzig. Es klingt nach Wortwitzelei, soll aber wahr gewesen sein. Langsam tauchten immer mehr bekannte Gesichter im Block auf und nachdem die Brezelfrau mein Winken und Rufen ignoriert hatte, begann auch schon das Spiel.

Der Dynamo Dresden- Anhang umfasste zum Anpfiff vielleicht 1500 Mitgereiste und diese begannen auch ohne die Zugfahrer, die noch immer fehlten, ihre Mannschaft lautstark anzufeuern. Keine Minute später sprangen auf der Tribüne etliche Gestalten hoch und man konnte „Ei jeijeijei B F C Dynamo…“ vernehmen. Klar damit hatte man gerechnet, aber ich musste trotzdem schmunzeln. Waren wir doch eigentlich bei einem Spiel zwischen Blau-Weiss und Schwarz-Gelb. Das ging dann munter hin und her, wobei die Dresdner natürlich, ob ihrer Masse, mehr Möglichkeiten hatten. Etwa in der 40. Minute kamen dann die sächsischen Eisenbahnliebhaber, in Begleitung von etlichen Weißbehelmten, in den Block geströmt. Ein Podest wurde für den Capo herangefahren..und dann war Halbzeit. Auf dem Platz stand es übrigens, nach Vorteilen für die Elbstädter, noch 0:0.

In der zweiten Hälfte traf der ehemalige Herthaner Ludwig zum 1:0 für Dresden. Die ließen darauf hin nach und die Hertha Bubis schafften den Ausgleich in der Schlussminute, durch Frahn. Der einstige Hoffnungsträger Christian Müller im Geiertrikot, überzeugte mich nicht und sah dann auch noch Rot für irgendwas, das ich nicht richtig mitbekommen hatte.

Die Dresdener zündelten zu Beginn der zweiten Hälfte ein wenig herum, wobei eine Fackel (Vgl. Presse!) auf dem Spielfeld landete. Ansonsten ließ die Stimmung etwas nach, da auch der Wiederpart auf der Tribüne weniger geworden war. Das für Dresden übliche „Juden-Berlin“, erschallte natürlich auch mehrmals unter dem Dach, wobei der Linke Teil der heutigen Schwarz-Gelben Gegengerade mit „Nazis Raus“ antwortete. Respekt! Diese Spaltung der Schwarzgelben wurde dann allerdings auch in der Stimmung deutlich und so waren einheitliche Gesänge immer seltener zu vernehmen.

Kurz vor Schluss kam es dann zu Auseinandersetzungen zwischen den Dresdnern und der Polizei. Wobei sofort eine Armee Behelmter in den Block stürmte und die Situation noch richtig anfeuerte. Ich sprach wenige Tage nach dem Spiel mit einem Dresdner. Der erklärte, dass der größere Teil der Schwarz-Gelben erst eingriff, als die Polizei auch auf unbeteiligte Personen, sogar auf Frauen und Kinder einknüppelte. Wie fast immer also. Man hatte es aus der Ferne schon vermutet. Erstaunlich war das die Weißhelme aus dem Block gedrängt wurden. Insgesamt flogen vereinzelte Sitzschalen und ein paar DD-Fans liefen aufs Spielfeld und klatschten mit den Spielern ab. Einen versuchten Platzsturm konnte ich nicht beobachten. Es schien als sei dies absichtlich nicht gemacht worden, denn möglich war es allemal.

Unter einigem Getöse verließen wir dann das Stadion. Zusammen mit den anderen Neuköllnern und Berlinern aus dem Süden der Stadt gingen wir zur Franks Auto. Die Westenträger verboten uns den Gehweg und mehr noch, – denn: „So leicht kommt ihr mir nicht davon!“ – wir sollten auf schnellstem Wege den Bereich verlassen. Haben wir dann auch gemacht. Der Steuermann musste noch ein paar Krankenwagen vorbeilassen und dann waren wir auch schon wieder in Rixdorf. Vielen Dank fürs Mitnehmen.

Fazit: In der dritten Liga gibt es wenigstens noch Studentenfreundliche Eintrittspreise..

kbk 2005