Mit dem gepackten Ranzen ging es wie jeden Mittwoch, mit U7 und dann U8 zum Alexanderplatz. Doch deutete die unschön gefaltete Fahne in meinem Rucksack an, dass es heute kein Koine (Griechisch zur Zeit des Hellenismus) zu lesen geben würde. Statt Uni stand heute eine zünftige Auswärtsfahrt in die Schabenmetropole auf dem Stundenplan. Hertha im Pokal, dann auch noch gegen einen unterklassigen Gegner.. ein Thema für sich.. Nichts desto trotz fuhr ein gemischter Bus, merkwürdiger Weise via Wedding, in den weitentfernten Süden.
Bei strahlendem Sonnenschein – der so stark war, dass man die Gardinen zuziehen musste – genoss man den Vormittag und blickte, Brezeln essend und Bier trinkend, herablassend auf die arbeitende Bevölkerung nieder. Das mit Bergquellwasser gebraute Bier, dessen unvergleichlichen Namen ich vergessen habe, war ausgezeichnet! Dann gab es eine kleine Lesung für die Homeboys Krüppel, Arne und Micha, darunter ein geistlicher Teil und eine Presseschau. Dann gab es Koine. Dann gab es Blutwurz. Dann Sexspielzeuge aus Ahornholz. Dann kam Bier. Dann kam „Wir sind die Berühmte..“. Dann wieder Blutwurz. Dann kam Monika. Dann wieder Blutwurz, allerdings gab sich das Ehrenmitglied nun etwas knauserig. Er hat Sorge, dass sein privater Vorrat nicht bis zum Saisonende hält. Dann kam Krieg in Budapest. Dann kam Pizza. Dann kam der Spruch. Das Spruchband hatte nicht geklappt, daher wurde der Spruch eben vorgetragen: „Endspiel im Wohnzimmer- Doppelpunkt lasst uns an einem- Traaum festhalten..“ Das ganze zur Melodie der Feuersteins. Ein Ohrwurm.
Dann war der Tag auch schon wieder vorbei. Die Sonne ging unter und das -körperlich beeinträchtigte- Ehrenmitglied der GSB, erklärte mindestens 3mal das es noch etwa 50km bis Stuttgart seien. Als wir dann endlich in der scheußlichen Stadt ankamen, war auch schon fast Anstoßzeit. Vor dem Block gab es noch etwas ärger, weil einige Schaben Karten für den Gästeblock gekauft hatten und die Karten nun zunächst nicht mehr für alle Freunde aus Karlsruhe reichten.
Unter erschreckend wenig Berliner Augen, pfiff der Schiedsrichter die Party an. Es begann ein, wie man so schön und regelmäßig nach solchen Spielen sagt, typisches Pokalspiel. Die Kickers spielten Defensiv ausgerichtet und lauerten auf ihre Chancen, die sie auch bekamen. Hertha war bemüht, doch gerade am Anfang wenig überzeugend. Tore fielen in der ersten Halbzeit nicht, dafür gab der Schiri noch kurz vor dem Abpfiff Rot für eine Schabe, was dem Heimpublikum nicht schmeckte uns aber Anlass zur Schadensfreude war. In der zweiten Halbzeit traf doch tatsächlich irgendwie Solomon Okoronkwo ins Tor. Dann gabs Rot für Cairo, der einen Schädling umschubste. Trotzdem spielte Hertha weiter nach vorne und Bastürk Bumm Bumm traf per Handelfmeter zum 2:0..und dann war auch schon Schluss. Wie wohl jeder gehört hat wurde das Spiel, durch einen Bierbecher der den Linienrichter traf, zum „Skandalspiel“ erhoben und vorzeitig abgepfiffen. Für mich eine Neuheit im Pokal: Spielverkürzung statt Spielverlängerung!
Wir hatten einige Fahnen dabei, die ehrwürdig vor dem Nachthimmel hin und her zogen. Akustisch war kaum was möglich, da es fast nur Umlandspacken und Schaben im Block gab. Die Heimfans überzeugten nicht wirklich. Manchmal wurde von Einzelnen gepöbelt, aber natürlich vollkommen unter Niveau. „Stuttgart ist viel schöner als Berlin“ etc. Bemerkenswert war noch das die Spieler der Kickers nach DEM WURF gegen ihre eigenen Fans gepöbelt haben..
Nach dem Spiel gab es nichts eindeutiges. Gerede folgte Gerüchten und Gerüchte verloren sich auf dem Weg zum Bus und nach Berlin. Im Bus musste ich Moni erstmal vor den Blicken der notgeilen DSBer hinter uns beschützen. Dann war auch schon Nachtschlaf angesagt und ohne Pause war ich dank Frank, der mich vom Alex mitnahm, um kurz nach Sieben in Neukölln. Da gab es eine Dusche, altes Gemansche – Ich hatte zu lang nichts mehr gegessen- mit Apfeltee, eine Andeutung von Schlaf und ab ging es zum Koine-Studium.
Grüße gehen an die Freunde aus Karlsruhe und die Atzen, die beim Skandalspiel des Jahrhunderts dabei waren.
Fazit: Wider erwarten sind wir noch nicht rausgeflogen! Vielleicht wird es dieses Jahr anders als sonst??
kbk 2006