Rostock – Karlsruher SC (1:2) (23.4.07)

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apr2007hroksc013Eigentlich sollte man so vernünftig sein und in Prüfungszeiten die Fahrten zu Fußballspielen etwas reduzieren. Dann müsste man allerdings auch so vernünftig sein und in vorbildlicher Art und Weiße seine Prüfungen vorbereiten. Einen Tag vor meine Aufnahmeklausur zum Altgriechisch II – Kurs verbrachte ich die Mittagsstunden zusammen mit meiner hochgeschätzten Lerngruppe in der prallen Sonne auf der Wiese am Spreeufer. Weil das Wetter ansprechend war und noch auf eine bestandene NT-Prüfung angestoßen werden musste, besorgte ich im Edeka am Hackeschen Markt erst einmal ein paar Biermotzschen, die wir sofort vernichteten.

Danach gings mit leichter Rötung – die Sonne übertreibt es im Moment echt – torkelnd ins AT-Tutorium. Ich kann niemandem empfehlen den Versuch zu starten, den Propheten des Alten Testaments unter Alkoholeinfluss folgen zu wollen. Nachdem ich die 90 Minuten trotz erheblicher Konzentrationsschwierigkeiten und einigen Aussetzern überstanden hatte huschte ich rüber zum Alex, wo schon die Atzen auf den Bus warteten.

Nach kurzer Zeit kam Zottel, der im Moment im Abiprüfungsstress steckt. Meine Erscheinung war mir kurz peinlich vor ihm, schließlich hatten wir uns vorgenommen heute ohne Alkohol zu fahren und zu lernen. Als der Bus kam enterten wir die zweite Reihe und machten eine klipp und klare Ansage, dass heute in unserem Umfeld Ruhe sein muss – ein Fehler! Genau hinter mir nahm unser heutiger Ehrengast aus Ettlingen neben Heidi platz und der Marzahner hatte heute nur ein Ziel vor Augen: Jeder Nerv vom Pfarrer muss getötet werden.

Zottel stopfte sich Watte in die Ohren und kramte seinen Biohefter raus und ich vertiefte mich sofort in eine Übungsklausur und versuchte alles, dass mich beim deklinieren der Zweiendigen Adjektive ablenken konnte, zu ignorieren. Zum Glück hatten die Boys hinter mir irgendwann ihr Lieblingsthema gefunden und ich wurde verschont und nahm nur noch manchmal Brocken wie „Da standen se dann, alle in Schwarz..“, oder „ Ich schätze mal 15 Unioner..“, oder „Da hab ich dann schon ein paar Babelsberger gesehen“, oder„..und der hat dem gleich eine gegeben“, oder „von weiten hab ich schon die Rot-Weißen Schals gesehen“, oder „ Als wir um die Ecke kamen..“, oder „..das waren eh nur Jungsche..“, oder „..schätze mal das auch BFCer dabei waren“, oder „..war ein guter Mob, viele Alte..“, oder „..waren aber nur Kutten und Lutscher..“, oder „..die sind gleich drauf gegangen“, oder „war klar, dass die die Fahne nich dabei hatten“ und einige mehr.

Kurz vor Rostock wurden wir dann leider im Lernfluss unterbrochen. Eine Bulleneinheit aus Gifhorn fing auf einen Hinweis unsere zwei Busse ab und kontrollierte mal wieder jedes Besatzungsmitglied vom Schuppenkrümel in den Haaren bis zum Sockenfussel zwischen dem kleinsten und dem zweikleinsten Zeh. Dabei musste man sich dann auch noch Mutmaßungen wie „Ihr wollt euch mit den Karlsruhern boxen, stimmts?“ anhören und ich sollte die Blicke des Peinigers aus Stuttgart ertragen. Nachdem das Spiel etwa 20 Minuten lief war die „Kontrolle“ beendet.

Vor dem Auswärtsblock sammelten wir uns und kamen geschlossen mit einem brachialen „ACAB“ in der 42. Minute in den Block gestürmt. Die Karlsruher begrüßten uns mit einem „Eisern Berlin“, dass ich eine Gänsehaut bekam und wie im Rausch versuchte lauter als je zuvor mitzubrüllen.

Den Führungstreffer der Karlsruher hatten wir natürlich verpasst. Wir mir berichtet wurde hatte Kapllani wieder einmal den Ball in die Maschen gehauen. Der KSC musste die erste Halbzeit sehr souverän gespielt haben. Im zweiten Durchgang wurden die Rostocker stärker und konnten nach einer Viertelstunde den Ausgleich erzielen. Doch der Glücksmoment für die Fischköppe war nur ein kurzer, denn Mario Eggimann köpfte nach einem Freistoß von Porcello das Leder ins Eck. Das Spiel war in der Schlussphase noch einmal spannend, doch die Karlsruher konnten den Sieg behaupten. Damit war der Aufstieg nun eigentlich nicht mehr – das mit dieser Torverhältnisrechung werde ich nie verstehen – zu nehmen.

Die zweite Halbzeit war mal wieder großartig, was die Unterstützung des KSC anging. Ausgelassen wurde die Mannschaft von 400 ekstatischen Verrückten gefeiert. Nachdem Abpfiff dankte diese es seinen treuen Weggefährten und feierte ebenso verrückt – auch noch beim auslaufen – auf dem Platz ab. Eine wirklich geile Truppe, der man nur wünschen kann, dass sie halbwegs beisammen bleiben im Oberhaus.GES/ Fussball 2. BL FC Hansa Rostock - Karlsruher SC , 23.04.200

Die Hanseaten hatten zu keiner Zeit etwas entgegen zu setzen.

Nachdem Spiel gab es noch eine Party im Staub des Busparkplatzes, bei dem sich alle die Kleidung versauten und von Kopf bis Fuß mit Bier beschütteten. Ich versuchte mich herauszuhalten – schließlich erwartete mich ja am nächsten Morgen eine zukunftsweisende Prüfung – und dancte nur etwas ab. Etwa um 12 verließ der Buskorso das Stadiongelände und fuhr an zahlreichen Grünen – die scheinbar die Ostler vertrieben hatten – vorbei aus der Stadt. Nach einem Bier auf den Sieg wollte ich schlafen um fitt zu sein. Das Folgende ist nun schwer mit Worten zu beschreiben. Heidi und Sabbo erklärten mir es sei die Strafe für die „Dreistigkeit“ gewesen, dass wir einfach so in den vorderen Busteil eingedrungen seien um dort zu lernen. Jedenfalls krakelte ein Haufen unerträglich schriller Stimmen die komplette Rückfahrt in mein Ohr und warf mir längst vergangene Aussetzer vor. Es war wirklich eine Qual. Als wir endlich an der Harlekin-Apotheke vorbeifuhren kam ich aus dem Schock – den diese massive akustische Belastung angerichtet hatte – zu mir und beschloss so bald den Vorderbus nicht mehr zu betreten.

Ab ins Bett und dann in die Uni zum Schicksalstag.

Fazit: Scheiß auf lernen und Zukunft. Der KSC steigt nach 9 Jahren wieder auf, dass kann man sich nicht entgehen lassen

kbk 2007