Als Schulgeschädigtes Exkind kann man Montage nicht leiden. Wenn man nicht zur Schule muss, muss man zur Arbeit oder in die Uni, wenn man nicht arbeitslos ist. Montage sind notwendig damit Dienstage erträglich sind. Wie kann man sich aber einen Montag erträglicher gestalten? Man ist Herthaassi, fährt am frühen Montagmorgen (6.45Uhr) mit all dem Schülerpack, den Azubis und sonstigem Berufsverkehrgesindel in der Regionalbahn nach Berlin, steig aus, trifft acht Kameraden, steigt in einen Neuner ein und macht einfach ne Auswärtsfahrt. Man öffnet um zehn vor neun das erste Bier und blättert sudelnd in einer B.Z.! Man freut sich des Lebens, trinkt auf die Frauen und die geschwänzten Lehrveranstaltungen und amüsiert sich über sächsische Provinznester. In diesen hatten wir uns aufgrund einer Autobahnvollsperrung verirrt. Doch zum Glück hatten wir den Photographen der die Photos scharf macht an Bord und jener führte uns aus dem Elend heraus in Richtung Delitzsch.
Das Ziel der Fahrt war zunächst in Karlsruhe festzumachen. Dort traf man pünktlich genug ein, um zusammen mit 9 Pisani, 12 Strasbourgeois und gut 12.000 Karlsruhern nach Kaiserslautern zu fahren. Mit dem Sonderzug – der eine Besatzung aufwies, die mich danken lies nicht als Pfälzer geboren zu sein – ging die Reise weiter. Mit wenig Luft, viel Gedrängel und dem rhythmischen Gewummer der Pisani verbrachten wir die anderthalb Stunden zwischen zwei Abteilen. Da die Sektion Pforzheim mal wieder dabei war gab es einiges zu labern. In Kaiserslautern endlich angekommen, sammelte sich der Mob – heute komplett in Schwarz- und marschierte hinter dem Banner „KA-Football-Crime“ vom Bahnhof los in Richtung Betze. Den Einheimischen musste der Schrecken in die Glieder gefahren sein, denn die Karlsruher waren einmarschiert und das sehr lautstark.
Hinter einem Tunnel hatten sich dann Lauterer Partisanen postiert und begannen einen kurzen, dafür aber heftigen, Schlagabtausch mit Wurfgegenständen. Es gab einige Verletzte und leider auch Festnahmen, die noch schlimmere Folgen hatten..Die WM-erfahrene Polizei hatte mitsamt ihren Spezialkräften einmal mehr total versagt!
Verlassen wir lieber den Schauplatz und machen einen kleinen Zeitsprung. Am Fritz-Walter Stadion angekommen trafen wir Frank, der uns den Neuner nach KL gefahren hatte, während wir im Zug rumlungerten. Der Andrang am Gästeeingang war immens. Das Derby konnte angepfiffen werden. Auf Lauterer Seite gab es eine ganz gute Choreo. Nur bekamen die Freunde des Mephisto das Spruchband zunächst nicht richtig gehalten, was uns auf einen Schönheitsfehler hoffen lies. Aber der wurde ausgemerzt und somit kann ich nun keine überhebliche Lästerung vornehmen. Auf der Blau-Weißen Seite gab es Folienschals in den einzig wahren Farben und nach wenigen Minuten eine Pyroshow der Extraklasse. Ich war noch nie mit einer solchen Masse auswärts und musste immer wieder die Wand hochstaunen. Eine Koordination des Supports war natürlich schwer, aber sie gelang dennoch ziemlich gut. Als zum Beispiel der „Karlsruhe“- Wechselgesang durchs Stadion hallte, war die angeblich einstige Hölle eingefroren und wäre fast zerplatzt. Gänsehaut pur! Von den Rot-Weißen kam sehr wenig. Ein total enttäuschender Auftritt, eines Derbys unwürdig.
Das Spiel gestaltete sich von Beginn an ziemlich ausgeglichen. Beide Mannschaften spielten, eines Derbys würdig, sehr kampfbetont. Der KSC konnte dann nach 22 Minuten durch Federico die Führung erzielen. Klar war das die Lauterer im heimischen Stadion nun alles dafür geben würden, um nicht zu verlieren. Als kurz nach der Pause der Karlsruher Mutzel auch noch die Gelb-Rote Karte sah, waren die Pfälzer am Drücker und schafften in der 66. Minute auch den Ausgleich, welchen die Blau-Weißen aber bis zum Ende verteidigen konnten. Mit dem Punktgewinn bleibt der KSC in der laufenden Saison weiterhin auswärts ungeschlagen!
Nach dem Spiel feierte die Mannschaft mit der Blau-Weißen Wand noch zu einer fetten Humba ab und die Volldeppen vom DSF bekamen berechtigte Unfreundlichkeiten entgegengeblökt. Wir verabschiedeten uns von den Zugfahrern und machten uns zum 9er auf. Niko und Yildiray mochten dann bald gut geschlafen haben, ich konnte in der verdammten Mitte der letzten Reihe kaum ein Auge zu tun. Um halb sieben war ich in Neukölln und führte einen erbitterten Kampf im Geiste gegen das Gewissen und war kurze Zeit später im Sprachkurs für Altgriechisch.
Fazit: Dies war ein absolutes Hammerspiel und wahrscheinlich ein Vorgeschmack auf den KSC der Zukunft. Das war ein neuer KSC, nicht der, den ich in Burghausen, Fürth oder sonst wo kennen lernte. Wir dürfen gespannt sein wie sich das noch entwickelt.
In diesem Sinne, KApolista alé! Hertha – Karlsruhe – Strasbourg – Pisa! A.C.A.B.
kbk 2007