Bayer Leverkusen – Hertha BSC 3:3 (14.4.2012)

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140412_281Der schwierigste Teil der Anreise nach Leverkusen am Rhein war eigentlich der Weg zum Treffpunkt der Busabfahrt. Mitten in der Nacht – in den Stunden die so richtig unheimlich sind. In denen der Mond so ein besonders fahles Licht fallen lässt und das Rascheln hinter jedem Baum nicht normal sein kann. Ihr kennt diese Stunden bestimmt. Also irgendwann zu dieser Zeit mitten in der Nacht, verließ ich die wohligste Gemütlichkeit und fuhr mit einem geborgten Auto über Stock, Stein und viele viele Schlaglöcher allein durch die Kiefernwälder Brandenburgs. Und den Stufennebel nicht vergessen! Abkürzungen abseits der großen Straßen sind zu dieser Zeit zwar unheimlich, sparen dafür aber wirklich Zeit. So erreichte ich die Stadt Strausberg rechtzeitig in den frühen Morgenstunden, noch vor jeglichem Grauen und fuhr mit der S5 einmal quer durch die Stadt. Das war schon irgendwie spektakulär. Und was für Leute da unterwegs waren. Kannste keem erzähln. Einen Plan hatte ich natürlich vorsorglich ausgedruckt und so müsste es mit der pünktlichen Busabfahrt im westlichen Westberlin klappen. Sicherheitshalber schickte ich eine SMS an F.K. um mir meinen Platz im Hinterbus sichern zu lassen. Jener antwortete, dass er eine (Zitat) „relative knappe Reiseverbindung aus Lankwitz“ nutze und J.F. sich doch mit der Bitte bitte an Herrn F.R. wenden sollte. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass der sich wiederum die Beine in den Bauch stand, weil er auf einen gewissen Jungspund oder Lustmolch oder wie man ihn auch bezeichnen möchte, warten musste, der noch in Erkner oder weiß der Geier wo rumvögelte. Machen wirs nicht unnötig spannend. Ich war der erste aus der angedeuteten 3er Gang und der Bus fuhr schließlich halbwegs pünktlich ab, inzwischen übrigens bei leichtem Morgengrauen. Der Rest der Fahrt war locker, denn sämtliche Verantwortung trugen nun die Busfahrer. Wir, also die 3er Gang, tranken eine 5er Reihe Bier und hörten dann sicherheitshalber auf. Das Sammeln der Busse kurz vor Leverkusen hat mal wieder nicht geklappt. Schade drum. Immerhin waren wieder vier oder fünf (hab sie nicht genau gezählt) Szenebusse unterwegs. Das ist schon ne starke Sache. Wer noch Zeiten kennt, in denen genau ein einziger Bus aus dem Herzen der Ostkurve unterwegs war, der weiß diese Entwicklung wirklich zu schätzen.

In Leverkusen muss neuerdings wie auch in München, Gladbach und sonst wo eine Personalienabgabe erfolgen, wenn Megafon und Trommel in den Block wollen. Gegen diese Scheiße muss dringlich was passieren. Was haben Trommel und Megafon mit Ausschreitungen, Pyro oder sonstigen Sicherheitsbedenken zu tun? Ach ja die Kölner haben ja annodrölfzig in Hamburg mit nem Trommelstock um sich geworfen. Wann begreifen es diese Sicherheitsdeutschen endlich? Wer ausflippen will, der wird auch ausflippen ohne Trommelstock und Schwenkfahne. Und wer Pyro zünden will, der wird auch seinen Weg finden Pyro zu zünden. Scheiß egal ob es Materialeinschränkungen, St.Pauli-Modell oder sonst etwas gibt. Und wer sich für eine gute Stimmung im Gästeblock engagiert und weiß, dass eine taktgebende Trommel dafür wichtig ist, dem ist bestimmt nicht daran gelegen diese bei der erstbesten Gelegenheit auf Carsten Ramelow oder weiß ich wen zu schleudern. Und überhaupt, was passiert denn eigentlich, wenn mir ein brutaler maskierter Hooltra die Trommelstöcke aus der Hand reißt um damit dem Linienrichter-Blindfisch das Nasenbein zu brechen? Wird dann der Trommler trotzdem verknackt? Dieses bescheuerte Prozedere ergibt wirklich überhaupt keinen Sinn! Ach ne halt, es gibt ja noch ein paar Daten für den Missbrauch zu gewinnen. Ich nehme alles zurück. Dann geht’s ja noch. Kann das einer überhaupt alles noch fassen?

Jetzt kommen wir zu Hertha. Die hat heute wieder ein Spiel abgeliefert. Sondergleichen. Im GSB-Gewinnspiel, bei dem der Topf von Auswärtsspiel zu Auswärtsspiel wächst und überzukochen droht, hatte ich ja – dreist wie ich bin – 2:4 getippt. Wer hätte ahnen können, dass es dieses Ergebnis doch allen ernstes fast gegeben hätte? Es hätte nur Kollege Raffael mal vernünftig einschenken müssen und die Sache wäre wahnsinniger Weise tatsächlich wahr geworden. Der Spielverlauf war jedenfalls wieder einmal der Hammer. Ich meine, Leverkusenauswärtsspiele verlaufen ja meistens irgendwie ungewöhnlich, aber das heute war doch schon noch mal ne Spur heftiger. Die Rheinländer gingen also durch Schürrle (45.) und Kießling (51.) mit 2:0 in Führung. Endlich sah es so aus, als könnten wir aufgeben. Dieses ständige Bangen und Spekulieren auf den Relegationsplatz ist ja doch nur anstrengend. Immer wenn Hertha wieder ne Chance hat – so wie letzte Woche gegen Freiburg – dann versieben sie es eh. Tja und wenn die Sache fast aus ist, dann kommen die Blau-Weißen doch noch mal zum Vorschein und versuchen alles um die letzten Hoffenden doch noch zum Narren zu halten. Krasserweise drehte also Hertha heute in Leverkusen das Spiel. Lasogga traf per Kopf ansehnlich zum Anschluss (62.), bevor Torun mit nem Doppelpack (72./77.) Hertha BSC in Führung schoss. Wo war noch mal mein Kopf? Bitte ruhig bleiben, es geht um unsere Herzen. Ja und dann hat wie gesagt Raffael allein vorm Tor(wart) vergeben und Kießling in der 83. Minute doch noch den 3:3 Ausgleich geschossen, oder genauer gesagt geköpft. Klingt aufregend? Ja, das war es. Und ich habe noch nicht mal erwähnt, dass Kobiashvili nach einem Foul an Derdiyok die glatte Rote sah (was ich im Spiel irgendwie völlig verpasst habe) und Kraft den dazugehörigen Elfer parierte. Also aufregender ging es wirklich nicht. Und nun bekommen wir zuhause gegen Lautern also noch mal eine Chance. Wie soll das nur alles enden?

Zur Stimmung im Stadion. Auf Leverkusener Seite gab es nette Fahnen und Fähnchen die im Eckblock geschwenkt wurden. Zu hören war fast nichts. Ultras Leverkusen ist ja irgendwie im Block hochgerutscht. Eine merkliche Veränderung hat das aber scheinbar nicht gebracht. Der Rest des Stadions: Langweiler, Touristen, Spießer, Familien und keine Atmosphäre! Ernsthaft ich will hier nicht mit Gladbach und Köln kommen. Aber eine richtige Fußballatmosphäre gibt es in Leverkusen einfach nicht. Hut ab wenn die Ultras noch ihr bestes versuchen, aber der Rest des Stadions wirkt doch wirklich so als wäre er in einer anderen Welt unterwegs. Bei uns waren ausnahmsweise mal Schwenkfahnen erlaubt und auch so fanden sich ein paar Fähnchen an. Na ja wedeln in Blau und Weiß eben. Wie es sich gehört. Die Stimmung im vollen Gästeblock war, wie das Spiel und wie die derzeitige Lage bei Hertha: Freud und Leid waren so eng beieinander, dass keiner wusste, ob er eigentlich lachen oder weinen, schreien oder schweigen sollte. Auf jeden Fall ein sehr emotionales Spiel! Positiv seien ausnahmsweise mal noch die sehr zurückhaltenden Bullen erwähnt. Die ließen uns heute eigentlich komplett in Ruhe. Aber mögen, mögen wir euch natürlich trotzdem nicht!

Die Rückfahrt war durch und durch unspektakulär und es könnte die Tatsache stimmen, dass man am Westkreuz länger auf eine S-Bahn warten kann, als die Wegstrecke vom Rasthof Börde bis zum Funkturm mit nem Schleichbus hinter sich zu bringen.

Fazit: Es bleibt dabei: Freud und Leid mit Hertha BSC..

kbk 2012