Hertha BSC – SC Paderborn 2:0 (03.04.11)

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Hertha BSC - SC Paderborn  005Hallo Freunde. Herzlich Willkommen zu einem Gruppa-Bericht zum Knaller-Spiel Hertha BSC gegen die Wahnsinnigen vom SC Paderborn 07. Ich dachte ein Paderborn-Bericht wäre ne Prämiere im Gruppa-Rahmen, aber das stimmt gar nicht. Unser guter alter Schrank hat schon mal einen geschrieben, als er den KSC beim Gastspiel in der Hauptstadt norddeutscher Katholiken besuchte. Wie fange ich unverfänglich an? Ein schöner Sonntag war’s und deswegen schien die Sonne hell und warm.

Während sich die FKO-Sternfahrt an einigen zentralen Bahnhöfen formierte und im Osten der Stadt ein Halbmarathon mit 29.000 Teilnehmern (leck mir die Füße) vor dem Startschuss in Deckung ging (ist ja bekannt, dass es auch Querschläger geben kann, die einfach so in der Masse einschlagen), hingen wir bereits auf einer schönen Banke vor dem Stadion und atmeten mal tief durch. Stress gibt’s genug im Leben. Und gerade unser Grauwolf Schranky wurde in letzter Zeit massiv von der Arbeit in Anspruch genommen. Da muss man die Seele mal baumeln lassen. So saß er mit seiner Motsche ganz relaxt in der Sonne in seiner kurzen Hose, angehenden Beinhaarausfall offenbarend, neben mir und erwähnte so mitten im Plaudern, dass er im Auto „Atomkraft-Jetzt“ Aufkleber hat um an entscheidenden Orten zu provozieren. Glücklicher Weise ist mir das Motiv bekannt. Hier stell ich’s mal zur Ansicht:normal_cdu-atomkraft

Aber Schranky so geht es nun wirklich nicht. Es klebt doch auch keiner „Pro möglicher Tod“-Aufkleber in die Nähe eines Kindergartens. Oder stellt nen Ghettoblaster auf und verteilt mit einer grünen Sternbrille zu den Klängen von „Celebration Time Come On“ Partyflyer bei einer Beerdigung. Da zum Glück noch kein anderer für den Bericht den Finger gehoben hat kann ich nun auf ganz billige Art und Weise meine Faust zur Solidarität mit der Anti-Atom-Bewegung ballen und politisch das richtige Logo zur Schau stellen:normal_sonne_kleinTja, jetzt guckste schief aus der Wäsche wa? Aber wir wollen mal die Katz rubbeln und beim eigentlichen Thema bleiben. Mit der Zeit trafen die üblichen Verdächtigen (wie es oft so phrasenhaft in Fanzine-Berichten heißt) ein und waren ähnlich relaxt. Heimspiel gegen Paderborn bei 25°C ist aber auch einfach ne relaxte Sache. Voll motiviert wie ich war warf ich mich alsbald ins Getümmel und half beim Verkauf von Fanzines und Pro-Fans T-Shirts mit. Lief sensationell gut und hat Spaß gemacht. Derweil waren die Jungs in der Kurve beschäftigt Fahnenstöcke zusammen zu leimen und Fahnenstoffe daran zu befestigen. Der ganz normale Kurvenalltag. Schöne Sache. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde heute zum ersten Mal keine Musik gespielt. Super gut so. Stattdessen hakten Kurve und Oberring ein uns schmetterten wild drauf los. Überhaupt war der Anblick von über 70.000 bei einem Zweitligaspiel bahnbrechend.
Allerdings muss ich als ewiger Nörgler erwähnen, dass mir die Art und Weise wie diese krasse Zuschauerzahl zu Stande kam überhaupt nicht passt. Nichts gegen eine vernünftige Werbung für Fußballspiele. Aber der Werbezirkus der in letzter Zeit veranstaltet wurde um Markus Babbels großen Traum wahr werden zu lassen geht doch zu weit. Eine wirkliche Sensation kann man nicht erarbeiten, die geschieht urplötzlich von selbst. Und das traf ja wohl auf den heutigen Zuschauerandrang nicht zu. Eher hatten wohl viele beim Brotkauf etc. wohl keine Wahl als das Ticket mit zu nehmen. Immerhin sind wir ja die Schnäpchen-Jäger-Nation schlechthin. Und ein Hertha-Ticket ist dann vielleicht doch noch ne Spur cooler als eine Sammelkarte mit Treuepunkten für die nächste Kaffeemaschine.

Hertha spielte recht müde. Babbel sprach im Sportplatz geschätzte 17 Mal von der Belastung durch die unerwartete Wärme. Kann ja sein. Aber schon nach dem zweiten Mal war mir dieses Argument dann auch bekannt. Wichtig ist, dass Lasogga und Mijatovic schon vor der Pause getroffen haben und wir eventually einigermaßen ungefährdet 2:0 gewonnen haben. Jetzt sprechen die Experten wieder davon, dass genau so eine Spitzenmannschaft spielen muss. Meine Meinung ist anders. Die Arroganz mit der die Mannschaft in solche Spiele geht und die 3 Punkte scheinbar ganz locker über die neunzigste Minute trägt ist viel zu gefährlich und zu dem nicht besonders unterhaltsam. Wie oft ist das schon schief gegangen? Sogar in dieser hervorragenden Saison. Da teile ich sogar Schrankys Meinung, der sagt, dass das „Nie mehr zweite Liga“ viel zu früh war und noch peinlich enden könnte. Spaß hat es allerdings trotzdem gemacht dieses Lied zu schmettern. Überhaupt war die Stimmung heute einfach grandios. Kann mich nicht erinnern, wann zum letzten Mal der Oberring so mit in die Gesänge der Ostkurve eingestiegen ist. Ne glatte Eins geht daher heute an die Herthaner. Im RBB sprachen sie von 3.500 Paderbornern. Aber das glaub ich nicht im Leben. Wenn es die Hälfte war, ist das immer noch sehr gut für Paderborn. Hören konnte ich sie nicht, aber ich hab ja auch wie wild auf die Trommel gekloppt. Ausgezogen haben se sich. Und vergessen werden sie ihr Gastspiel im Olympiastadion vor 70.600 wohl auch nie wieder. Die schienen sichtlich beeindruckt zu sein. Anders kann nicht erklärt werden, weshalb sie cirka 10 Mal an der Laola-Welle partizipierten. Übrigens ganz peinlich neulich bei Schlag-den-Raab. Keiner wusste wie das Partizip Präsens von Schlagen heißt. Wo sind wir nur hingekommen?

Moment, darum geht es hier gar nicht. Nach dem Sieg und ner mächtigen Feier wurde abgebaut und die Gruppa versammelte sich zum Klassenfoto vor auf dem Parkplatz. Musste doch genutzt werden, dass heute mal fast die ganze Truppe da war. Sogar die Sektion aus dem Saarland. Die musste sich übrigens nach dem Spiel noch 7-8 Stunden Autobahn antun um wieder dorthin zurück zu kehren. Schöne Scheiße. Tut mir leid Qualm! Die übriggebliebenen zog es zum Italiener unserer Wahl. Dort spielten sich unglaubliche Szenen ab, als eine Herthanerin und Freundin der Ordnung einen Junkie zur Schnecke machte. Der hatte nämlich nach nem ordentlichen Rave Lust darauf sich mit einem dieser orangenen Mülleimer zu paaren und hatte dafür auch schon fast den Puller rausgeholt. Und damit sich der Mülleimer nicht vielleicht ekelt hat er ihm und uns allen mitgeteilt das er am ganzen Körper rasiert sei. Ach, ist das nicht schön? Nur die Herthanerin geriet langsam außer Kontrolle. Sie wollte die Bullen rufen, wollte sich das nicht mehr bieten lassen. Sie stellte sich zwischen den Junkie und ihren – wie sie selbst sagte – Arbeitsplatz und fauchte den Rasierten an: „Weißt Du überhaupt das Du lebst?“. Starker Tobak. Wer hätte in dieser abgefuckten Situation eine grundphänomenologische, wenn nicht sogar grundontologische Frage vermutet? Ich nicht. In diesem Sinne, machts gut Nachbarn.

Fazit: Ein Spitzentag mit der Bande und Hertha BSC. Und die Alte Dame spielt nächstes Jahr wieder im Oberhaus! Jedenfalls hoffentlich. Und wir sind dann wieder dabei, auch wenn sich sonst nur 29.000 nen Grottenkick gegen Wolfsburg oder Freiburg angucken wollen.

kbk 2011