Alemannia Aachen – Hertha BSC 0:5 (26.02.11)

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DSC05990Hey Freaks jetzt mal friedlich: Wer genau ist eigentlich der Gay-Lord? Nicht, dass es jetzt heißt in den Gruppa Berichten schwingt ne gewisse homophobe Note mit. Gottbewahre nein. Aber irgendwie muss die Frage ja doch geklärt werden, oder wie seht ihr das? Wer genau ist der Gay-Lord? Einer muss es ja sein. Auf dem Skihang dachten wir es sei einer mit grünem Hahnenkamm auf der Mütze. Aber wer kann mit Sicherheit sagen, dass weltweit gesehen genau dieser Typ der sagenumwobene Gay-Lord ist? Wenn es so ist, haben wir verschweintes Glück gehabt. Denn es kann ja nur einen geben und wenn wir den tatsächlich auf dem Skihang gesehen haben, dann können wir uns wirklich selbst auf die Schultern klopfen und sagen: alles richtig gemacht. Ihr müsst das nämlich auch mal historisch betrachten. Immerhin hat es auf der Welt bisher ca. 112 Milliarden jemals geborene Menschen gegeben und wenn wir Annehmen, dass ca. die Hälfte Männer waren, dann ist die Auswahl immer noch recht groß.

Da wir es nun nicht ganz sicher sagen können und uns auch das James Keelaghan Trio auf Emailanfrage keine Antwort geben wollte, diskutierten wir die brennende Frage noch weiter, als wir auf dem Bahnsteig von Passau im letzten Winkel des Landes standen und auf unseren Nachtzug warteten. Vielleicht ist ja der Gay-Lord auch mitten unter uns und weiß es noch gar nicht? Woher weiß man eigentlich, dass man selbst der Gay-Lord ist? Woran erkennt man das? Ist ein grüner Hahnenkamm auf dem Kopf nötig? Oder ist der Hahnenkamm ein viel zu heterosexuelles Symbol? Das ist ähnlich interessant wie die Frage, wann und woran man eigentlich merkt, ein berufener Prophet zu sein. Das letzte mal als ich das jemanden hätte fragen können hab ich es leider verpasst. Da standen zwei von ner amerikanischen Sekte vor meiner Neuköllner Tür und wollten mich mitnehmen. Denn genau an diesem Tag war Mose in Berlin von den Toten erwacht und sie wollten mich unmittelbar zu ihm führen. Ich habe Freunde die sauer auf mich sind, dass ich nicht mitgegangen bin. Denn so eine Chance bekommt man wohl nicht wieder. Was ich den Herrn Mose nicht alles hätte fragen können…

Naja. Rauchkowski hatte derweil angefangen auf dem Bahnsteig massiv zu feiern, in dem er von seinem Mobiltelefon fetten Sound laufen ließ und anwesende Passanten mit dem Hinweiß beleidigte, dass er ihnen dass Fett von der Kauleiste zu entfernen gedenkt. Oder so ähnlich. Der Fernzug aus Wien fuhr ein. In unserem Abteil saß eine alte Frau, die mir etwas leid tat, weil sie gerade schlafen wollte und Powder auch sie beleidigen musste. Als Begründung nannte er, dass er Rentner hasst. Na gut. Dann wollen wir ihm vergeben. Wer eine Erklärung abgeben kann soll belohnt werden. Kannst Dir ja noch nen Dosenbier aufmachen. Daneben saßen zwei Asiatinnen. Eine von ihnen verkrümelte sich sofort als wir das 6er Abteil betraten. Einen Moment saßen wir schweigend mit den beiden Damen, dann hatten wir uns entschieden einen anderen Ort zu suchen an dem wir unser mitgebrachtes Hacker-Pschorr trinken konnten. Mit Glück fanden wir ein lauschiges Plätzchen und stießen an auf Hertha away. Wurde ja auch mal wieder Zeit.

Plötzlich hatten uns die Zivis auf dem Kieker. Ne Moment, so gefährlich sind drei unabhängige halbalte Fußballfans dann auch nicht. Scheinbar waren sie auf der Suche nach irgendwem. Dreimal dürft ihr raten, aber ich vermute es war die verkrümelte Asiatin. Kein Wunder. Es war ja gerade erst der Grenzübergang vorbeigerauscht. Und wer will schon freiwillig in Österreich bleiben? Ich will damit nicht sagen, dass es lohnenswerter ist nach Deutschland zu gehen, aber der jüngste Rechtsruck in Österreich ist schon wirklich wahnsinnig unerträglich. Das war jetzt ne politische Note. Oder auch nicht. Bleiben wir im Text. Erst mal mach ich weiter mit nem kleinen Zeitsprung. In Frankfurt am Main stiegen die alte Frau und die übriggebliebene Asiatin aus und ich trug ihr den Koffer. Wie es sich gehört, blökt der Hammel in mir. Im Bierabteil lagen Rodelhelmuth und Muskelrauch, schlafend wie die Käfer. Ein Weilchen beobachtete ich das Treiben des Frankfurter Partyvolkes auf dem Bahnsteig dann verfiel ich wieder in Tiefschlaf. Tageslicht weckte mich erst wieder als links neben unserem Gleisbett das Rheinwasser gemächlich gen Holland strömte. Die Hänge stiegen touristisch an und der nächste Halt war Koblenz. Da weckte ich dann die Kollegen und wir aßen ein knappes Frühstück (was eben noch so an Proviant vorhanden war) bevor wir die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn (echt komisch, dass diese Stadt wirklich mal Hauptstadt war) und schließlich Köln erreichten. In Köln hatten wir noch ein knappes halbes Stündchen bis unser Regional-Express nach Aachen auslaufen sollte. (Wobei, auslaufen sagt man doch eigentlich nur bei Schiffen?) In einem Imbiss unserer Wahl bestellten wir Kölsch, weil vor 11 noch Happy Hour war. Am Tresen zwei sprudelnde Herthakutten, denen wir uns vorsichtshalber nicht zu erkennen gaben.

Das Kölsch indes schien, wie Powder (und der ist ein belesener und studierter Mann) feststellte mit Salzsäure (HCI) versetzt zu sein. Da kann einem ja bitterlich Angst und Bange werden. In der Regionalbahn nahmen wir uns also lieber des Bucherbräus und des Ur-Typ-Hells an. Das geht. Ich verglich die graue Gegend kurz vor Aachen nicht Hundertprozent passend mit Motherwell und Rodel, glaub ich, entdeckte Aachener im nächsten Abteil. Jungsche, wie es im Jargon heißt. Nachdem alle 3 abwechselnd mal zum Klo – und eigentlich gucken gegangen waren wer die sind, waren wir uns einig: Keine Kutten. Aber auch obwohl wir tierisch prüfende Blicke abgaben, hatte uns die Bande nicht auf dem Schirm und sang lieber Sankt Pauli Lieder, die man aus dem Internet kennt. Also keine Gewalt. Tut mir light wenn ich die moderne deutsche Ultra-Generation da enttäuschen muss. Im Shuttle-Bus zum Stadion erzählte ein Aachener Fußballfan, dass der (alte) Tivoli wohl noch in diesem Jahr(?) abgerissen werden soll. Ist das bitter. Aber ein neuer Supermarkt, ein Autohaus oder Parkplatz ist natürlich wichtiger. Das verstehe ich, als Freund des wirtschaftlichen Aufschwungs. Und dann erzählte der Herr noch, dass das Reitstadion neben dem neuen Tivoli wohl 60.000 Zuschauer fasst. „Es verläuft sich“ sagt er. Na ich war skeptisch und Wikipedia korrigiert auch auf 40.000, was immer noch erstaunlich ist.

Am Busparkplatz empfingen wir die Busbesatzungen aus Berlin. Einige vollbisoberkanteunterkiefer. Andere aber auch nicht. Und Wiedersehensfreude gab es. Einige hatten doch wohl nicht mit mir in Deutschland gerechnet. Durch einen Tunnel (zum Glück gibt’s den, denn dann kann nichts schlimmes passieren) schlawenzelte der Blau-Weiße Anhang zum Gästeblock, wo heute als Sicherheitsmaßnahme die Eintrittskarten am Eingang abzugeben waren. Das ergibt natürlich Sinn. Danke auch für diese Maßnahme. Es ist so schön sich so sicher zu fühlen in Deutschland. (Moment hat am Frankfurter Flughafen nicht kürzlich eener welche erschossen?) Ein Fahnenmeer begrüßte die Berliner Mannschaft und ich versuchte schnell mich in das leicht veränderte Liedgut einzufinden. (Ein paar neue Sachen sind dazugekommen – wohlgemerkt textlich jetzt nicht sooo schwer.) Aber die Mannschaft auf dem Rasen war mir unbekannt. 5 Tore knallten die Herthaner den Aachenern rein. Die Torschützen: 1:0 Lustenberger (10.), 2:0 Ramos (33.), 3:0 Lasogga (36.), 4:0 Rukavytsya (56.), 5:0 Ramos (59.). Und offengestanden wäre sogar noch mehr drin gewesen. Die ca. 1500 mitgereisten Herthaner unter den knapp 20.000 Zuschauern schienen ähnliche Vorstellungen allerdings durch die letzten Wochen und Monate schon etwas gewohnt zu sein und feierten zwar gut ab – allerdings nicht so wie ich es bei einem 5:0 Auswärtssieg erwartet hätte. Ein obligatorisches Wort noch zur Heimkurve: sau schwach. Allerdings bei ner 5:0 Heimniederlage wohl auch kein Wunder. Und ein Pöbel der dabei laut ausrastet hat vielleicht zwar ne besondere Mentalität aber auch wohl irgendwie ein Ding an der Klatsche. Insofern will ich hier mal nicht zu sehr rummeckern.

Erwähnenswert sind noch Spruchbänder der Aachener zu einem wohl überkrassen Polizeieinsatz beim Auswärtsspiel in Paderborn (Infos gibt’s überall im Netz, zum Beispiel bei aachen-ultras.de), der endlich mal auch von den Medien aufgenommen wurde. Nach dem Schiedsrichter Seter Pippel das Spiel abgepfiffen hatte, waren wir schon einigermaßen fertig und haben trotzdem noch ne Rakete im Hinterbus gezündet. Das Liedgut war teilweise unterste Kanone und so versuchte ich durch ausländische Einwürfe den Horizont zu erweitern. „Kenny Miller ye’re a wanker“ und was eben so hängen bleibt. Nun habt ihr den Bericht geschafft. Mir bleibt zu sagen, dass Skiurlaub der Gruppa-Alten und Hertha Auswärtsfahrten zusammengehören wie Kjeld, Yvonne und Börge. Und wenn ihr heute Nacht nicht einschlafen könnt, könnt ihr ja schon mal überlegen wer eigentlich die absolute Super-Hete ist. Aber Achtung! Da das nun laut Definition auch eine Frau sein kann wird der Auswahlbereich deutlich weiter. Aber ihr kriegt das schon hin. In diesem Sinne: Für die Heten keen Bier mehr!

Fazit: Einfach weitermachen Hertha, Du schaffst das schon!

kbk 2011